Naturwein und Konsorten...so hieß etwas salop und dadurch auch offen das Thema dieser 50. Weinrallye, das ich für den Monat April betreuen durfte.
zugelassen war also alles, was ausgehend von chemiefreien Trauben aus ökologisch bearbeiteten Weinbergen dann auch im Keller möglichst ohne die möglichen (und üblichen ...) hunderte von zugelassenen Zusatzstoffe auskommt .
Und entsprechend weiträumig waren auch die Beiträge, die am Rallyetag auf den deutschsprachigen Blogs und auf den Facebookseiten der Weinrallyegruppe veröffentlicht und unter #Weinrallye in Twitter verlinkt wurden.
Danke also erst einmal an alle Weinblogger, die mitgemacht und in den sozialen Netzwerken auch darüber berichtet haben!
Voll mit dabei war Winzerblogger und Weinrallyevater Thomas Lippert - und das gleich auf seinen beiden Blogs und mit insgesamt drei Beiträgen:
Auf dem Winzerblog, in bekannter Manier der 10 Gründe... mit seinen Überlegungen zu
10 Gründe, Naturwein zu machen
und auf seinem Blog 25cl mit weiteren Gedanken zum Thema Naturwein .
„Mich persönlich interessiert natürlich der kellertechnische Ansatz am Naturwein ganz besonders. Es stellt sich mir die Frage, kann man durch den richtigen Einsatz von Hirn und Technik komplett auf Behandlungsmittel verzichten? Es ist ja nichts neues das wir z.B. durch den Faktor Zeit auf Stabilsierungsmassnahmen für Eiweiß und Weinstein verzichten können. Also wäre doch der Aufbau einer Produktionskette die vorsieht ohne alles auszukommen einmal spannend.“
….“In so fern sollte man sich darauf besinnen und viel mehr die geschmacklichen Stärken eines Naturweines auszuspielen als auf den alleinigen Begriff Natur zu bauen der zunächst nichts aussagt.“
und dann noch einmal ganz praktisch zu Naturwein aus der Region Rhône und Loire.
Winzer und Blogger Bernhard Fiedler aus Österreich teilte uns knapp mit, dass er bei der 30. Weimnrallye, die vor zwei jahren schon einmal das Thema angesrochen hatte, schon alles gesagt hat:
"In meinem damaligen Beitrag kann man nachlesen, warum ich von dem Begriff und den allermeisten dahinterstehenen Weinen nicht all zu viel halte. Und weil sich daran seit Februar 2010 nichts wesentliches geändert hat, gibt es diesmal auch keinen Rallyebeitrag von mir" .
Christoph Raffelt vom Blog Originalverkorkt lieferte uns zu seinem Artikel über die Weine von Angelino Maule und Patrick Lescaret auch noch gleich gleich einen langen Podcast, in dem er gemeinsam mit zwei Bloggerkollegen unter dem schönen Titel: Vinologisches Völlegefühl die Weine besprach. Er diskutiert dort u.a. mit Torsten Goffin, der auf seinem Blog AllerAnfang sowie auf seinem Blog Glasklare Gefühle noch weitere Informationen über die Weine und die Aktion gibt.
Zu dem, was Joachim Kaiser vom Blog Vinositas in seinem Artikel "alles bio" schreibt, könnte ich aufgrund meiner Erfahrung und auch meiner Fachlektüre einiges sagen, was seinem Thesen ("Neuere Wirkstoffe weren ganz hervorragend abgebaut", etc...) widerspricht, aber das ist ja nicht der Zweck einer Zusammenfassung. Also soll sich jeder selber eine Meinung bilden.
Auf dem Blog Winelog von Hawsko, der soweit ich das verstanden habe, von Dimitri Taits geschrieben wird, finden wir eine Selbstarstellung von Château Fontroque von Alain Moueix...leider wird dort auf die Weinbereitung, die ja meist den Unterschied von biologisch oder biodynamisch angebauten Trauben und ihrer oft noch recht konventionellen Weinbereitung und der Weinbereitung von Naturwein ausmacht, kaum eingegangen, dafür gibt es aber schöne Bilder.
Julia Richter, Mitarbeiterin bei T-Vino, stellt sich auf ihrem Blog Germanabendbrot die Frage:
"Wer aber dem Boden ohne Zuhilfenahme von Pestiziden oder sonstigen Keulen Trauben abtrotzt, dabei immer von der Willkür des Wetters abhängt und dann vielleicht auch noch bei der Ernte den unbequemen Weg der Handlese geht, kann sich doch vielleicht gar nicht mehr erlauben, auch noch beim Ausbau des Weines alleine auf Handwerk, Erfahrung und gute Geister zu vertrauen."
und verkostet zwei Weine, bei denen es auch nicht leicht war, auch auf Nachfrage genauere Auskünfte über ihre Machart im Keller zu bekommen.
Stefan Schwytz vom Blog Baccantus, der auch schon bei der ersten Naturweinrallye dabei war, geht trotzdem das Thema noch einmal detailliert an: unter dem Titel: Naturwein, was ist das jetzt schon wieder?
Susanne Werth-Rosarius, als die Susa die Weinfachfrau vom Gemeinschaftsblog "Hundertachtzig°" und auch im Weinforum sehr aktiv, fühlt sich gleich in ihre wilde öko-Jugend zurückversetzt und erzählt uns in ihrer bewährten Art eine entsprechend lange und oft lustige Geschichte, bevor sie einen deutschen Winzerwein aus dem Rheingau aus naturnahem Anbau mit vermutlich auch entsprechender Kellerarbeit verkostet und vorstellt.
Michaela Loidl - von Bio-Wein-Online begeistert sich für den Wein von Franz Strohmeier, seinen Weißburgunder aus der Linie “Trauben, Liebe und Zeit”, der sagt: “Es geht nicht um das Hinzufügen, sondern um das Weglassen.” Diesen Winzer und seine Mitstreiter aus Österreich hatte ich auch schon in einem meiner einführenden Artikel zur Weinrallye vorgestellt.
Peer F. Holm verkostet gleich doppelt in zwei artikeln auf Wein-Wissen.de: einen 2010 Fontanasanta Nosiola, Foradori – im Verlauf einer Woche verkostet
Und einen Wein aus Österreich, von Gottfried Lamprecht,
"Zeit. Ruhe. Seele … Was für ein Wein. Auf der einen Seite könnte man ihn einfach nur so wegsüppeln, aber andererseits kann man auch mit dem Wein anfangen ins Gespräch zu kommen. Der hat was zu erzählen."
Weiter geht's in die Schweiz, aus der sich Robert Sprenger, vom Kochblog Lamiacuchina wieder der Weinrallye anschließt, natürlich mit einem schweizer Wein.
Zwei Höger wiis Teufen, 2010 Peter & Karin Stucki
„Aber lassen wir das. Leben und Leben lassen. Wer sich an die Regeln der Biologisch-dynamischen Landwirtschaft hält, der macht in meinen Augen zwar Umwege. Wer seinen Boden und die Natur als Arbeitgeber, Kapital und Lebensgrundlage betrachtet, macht aber auch nichts Falsches. Halten wir uns an den Wein. »
Und bleiben wir in der Schweiz, mit Peter Züllig, der auf seiner Facebookseite: Wein im Gepäck seine Rallyebeiträge veröffentlicht...wie immer sehr lesenswert lernen wir hier gleich mehrere schweizer Naturweine kennen.
Katia Bollwerk vom deutsch-französischen Kochblog Bollis Kitchen beteiligt sich mit einem Beitrag über Ze Bulle Zéro Pointé von Château Tour Grise, Françoise et Philippe Gourdon
Niko Medenbach auf dem Blog Drunken Monday stellt den 2007er Dr. Bürklin-Wolf Ruppertsberger Hoheburg P.C. Riesling - Fass 23 vor
« Weinbereitung wie “früher” . Doch wie schmeckt “früher”?
Alexander Zülch, Caviste bei Vins Vivants spannt den Bogen vom Roussillon, 2007er Tam Tam von Edouard Laffitte über einen 2010er Little Creek Pinot Noir Australien und einen 2002er Weißwein aus Burgunderrebsorten:
„Viele können gar nicht glauben, dass es in Deutschland diese Art Wein nicht gibt. „Ihr seid doch Vorreiter, bei allem was ökologisch und nachhaltig ist“ wird er oft gefragt. Zum Definitionsstreit hat er seine, sehr französische Philosophie:
„Ich finde es etwas müßig, sich darüber zu streiten, denn mir kommt es auf den Geschmack an. Ich tendiere dazu Wein als Kulturprodukt zu sehen! Denn ohne Mensch kein Wein, aber was ist der Mensch??? Naturprodukt?, Kulturprodukt? Letztendlich vielleicht beides! Ich benutze lieber den Begriff „lebendiger Wein“, auf französisch Vins Vivants!“
und Küchenjunge Christian Lersch vom Blog Wein-Reich erfreut den Gaumen nicht nur mit einem Spätburgunder trocken 2010 Mayschoßer Mönchberg vom ökologischen Weingut Bäcker von der Ahr, sondern auch mit kulinarischen Genüssen, schön ins Bild gesetzt.
Der Blogger vom Marien-Eck Köln und dem Blog Kochkurs-Köln erzählt von seiner Entdeckung eines Beaujolais Cru Morgon 2008 von G. Descombes
« Nach diesem Erlebnis musste ich noch weitere Weine probieren. Mir schienen sie alle etwas mehr Tiefe zu haben, oder anders ausgedrückt, etwas komplexere Aromen hervorzubringen. Manchmal nicht so ausgewogen und ausbalanciert wie die konventionellen Pendants aber immer mit interessanten Noten zum nachschmecken.“
Fritz Zickuhr, vom Blog Edekaner findet seinen Wein, der schon im Namen passt Sacra Natura 2006 D.O Terra Alta Tarragona
und Torsten Hammer vom Priorat Hammer-Blog hat auch eine steigende Tendenz zu natürlichen Weinen entdeckt
« Viele, mehr und mehr Erzeuger gehen auch hier inzwischen den Weg einer Zertifizierung, nur die Querköpfe unter den Winzern verzichten auf die damit verbundene Bürokratie – was aber alle eint, das ist die Philosophie. Das Tun und nicht nur das Darüberreden. »
Bernd Eck, von Fabio-Wein.de verkostet eine Scheurebe 2009 vom Weingut Wittmann.
Mathias Metze auf seinem Blog Socialwine s teigt in der Schweiz fast wörtlich "in den Himmel", um die Domaine de Beudon im Wallis zu besuchen.

Bei J. Potthast vom Blog 13grad weckt das Thema den Weinfreund und Antifaschisten in in ihm, was uns zu interessanter historischer Lektüre verhilft:
„Der Naturwein hingegen bleibt für mich ein problematischer Begriff, zu sehr ist Wein ein kulturelles Produkt. Da schlage ich mich lieber mit den diversen Bio-Etiketten herum, das ist parlamentarische Demokratie: Konkurrierende Meinungen und produktive Verwirrung über das, was richtig ist.“
Thomas Günther - verliebt sich in die Venus de Pinchinat auf dem Etikett von Allain de Welle - deren römische Freikörperkultur aber dann den Blogger von Weinbverkostungen.de im Glas aber doch nicht so richtig überzeugt...
« Der Fachhandel in meiner Stadt hatte nichts wirklich Reizvolles zu bieten. Und so ging ich in einen Bioladen. Beratung gibt es dort nicht. Folglich verkaufen die auch eher die preisgünstigen Weine bis 6 Euro. Bei den hochwertigeren Weinen waren die Jahrgänge häufig nicht mehr aktuell. Und wenn Flaschen zwei Jahre oder mehr im Neonlicht stehen, dann lasse ich die auch dort. Bei aller Liebe zum Naturwein. Sollte man den Begriff Naturwein auch auf die Lagerung ausdehnen?“
Sebastian Holey vom Blog Weinbau und Önologie wählt das burgenländische Weingut “Meinklang”, der Familie Michlits.
„Meiner Meinung nach sollte Naturwein nicht nur irgendein biologisches Getränk sein, vielmehr die Kooperation zwischen Mensch und Pflanze, wodurch ein kompletter Kreislauf entsteht und der Wein als eines der Ergebnisse – wie am Beispiel Meinklang.“
Und Christian G.E. Schiller vom Blog Schiller-Wine vervollständigt die polyglotte Weinreise mit einem langen Beitrag in englischer Sprache über 3 wine bars, die auf natural wines spezialisiert sind, mit vielen interessanten Links: Terroir in San Francisco, Terroirs in London and La Cremerie in Paris.
und last but not least gibt's die schöne Geschichte von Willi und Elli und auch überzeugendere Beispiele von Naturwein bei Mathias vom Blog ChezMatze und er zitiert auch einen Cavisten " Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass zéro-zéro-Weine auch total sauber nach konventionellem Verständnis schmecken können. Die Essig-vins naturels sind zwar genauso gut für die Umwelt. Aber die kann ich als Sommelier keinem Kunden vorsetzen.”
Ach so, ja, ich habe natürlich auch noch einen eigenen Rallyebeitrag geschrieben, etwas außer Atem, von all der aktuell begleitenden Berichterstattung am Rallyetag auf Facebook und in scoop.it: Weinrallye, wo man jeden Monat alle von mir zum jeweiligen Thema gefundenen Beiträge finden kann.
Natürlich gibt es alle Basisinformationen wie immer bei Thomas Lippert auf dem Winzerblog.
Thomas hat die Organisation der Weinrallye inzwischen auf eine eigene Mixxt-Seite ausgeladen, dort kann man Themenvorschläge machen und sich für zukünftige Rallyes eintragen.
Die nächsten Weinrallyes stehen auch schon fest: Im Monat Mai, für die Weinrallye #51, möchte Siegfried Perini von uns etwas zur Rebsorte Domina hören. Im Juni geht es bei Torsten Goffin in der Ausgabe #52 um den Klimawandel und für Juli hat Peter Züllig als Thema Weinrallye # 53: Schweizerwein vorgeschlagen.
Ich hoffe, ich habe niemanden vergessen, aber Ihr wart so zahlreich, ausführlich und interessant zu lesen, dass ich mitten in meinen Reisevorbereitung für einen längeren Deutschlandaufenthalt kaum nachgekommen bin:-)!