750 grammes
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13 février 2012 1 13 /02 /février /2012 14:30

In Deutschland noch kein Thema: Naturwein

Teil 1 - Interview mit Alice Feiring, dem internationalen Sprachrohr der "natural wines"

 

Während in Europa gerade die Meldung, dass es jetzt endlich ein Bio-Siegel für Wein und  nicht nur für "Trauben aus biologischem Anbau"gibt,  durch die Presse geht und in Frankreich für heftige Diskussionen, gerade auch bei Liebhabern von eben solchen Bioweinen führt, wird in Deutschland kaum davon gesprochen.

Hier sind viele Winzer und Konsumenten sich in ihrer Ablehnunbg der  als zu lasch kritisierten Regelungen für erlaubte Zusatzstoffe in der Weinbereitung einig - und das nicht nur bei den Anhängern von "Vins Naturel", den seit einigen Jahren immer beliebteren Naturweinen

Da wir in Lisson auch seit Beginn unserer Arbeit im Weinberg und im Keller auf Chemie und Zusatzstoffe verzichten (ein Blick in die entsprechenden Rubriken dieses Blogs, sei es die Arbeit im Weinberg oder die Kellerarbeit zeigt das seit Jahren) , möchte ich in lockerer Reihenfolge meine deutschen Leser und Kunden über diese Diskussion informieren.

 

Neben dem schon erwähnten Artikel hier also heute zu Beginn meine Übersetzung eines Interviews, das zwei meiner Lieblingsblogger und Weinkritiker vereinte - mit freundlicher Genehmigung von Antonin und Alice.

 

naked-wine-arrival.jpgNakes Wine - letting grapes do what  comes naturally

 

Alice Feiring nackt – Naked Alice Feiring

''Naked Wine'', nackter Wein, das ist der ursprüngliche Titel des Buchs von Alive Feiring, das kürzlich in Französisch übersetzt wurde. Alice Feiring war gerade in Paris und Antonin Iommi-Amunategui hat sie einige Stunden in ein Café entführt . Eine  Unterhaltung mit der Frau, die zweifelsfrei das internationale Sprachrohr des Naturweins ist.

 

alice feiring kidnapped naked wine natural wine vin naturelFoto d'Alice Feiring par Antonin Immo-Amunategui

 

 

Sind Sie auf Ihrer Suche nach dem natürlichen Wein weiter gekommen, seit Sie das Buch beendet haben?  

Alice Feiring: Aber immer. Ich bin zum Beispiel gant fasziniert von Georgien. Wie sich herausstellt, gibt es dort 21 Produzenten, die Naturwein machen, so wie sie es auch schon seit  8 000 Jahren machten. Traditionell wurden die Traubenbehälter eingegraben, 8 Monate später geöffnet, und voilà.  “Naked Wine” wird jetzt auch auf Georgisch übersetzt, die Männer hinter dem Projekt möchten den Winzern zeigen,  dass sie zu einem größeren Bild gehören. Ich bin immer auf der Suche nach Naturweinen. Frankreich braucht da meine Hilfe nicht, aber Orte wie die Kanarischen Inseln und Georgien könnten meine Stimme gebrauchen. Ich sage ihnen, dass, wenn sie Weine mit dem Herzen machen, das guter Wein ist, sie ein Publikum haben und davon leben können. Ichmuss Verantwirtung übernehmen. Ich fühle mich wie Super-Girl, ich schlage meinen Umhang um mich und los geht’s! (lacht)

  

Haben Sie Unterstützer?

Alice Feiring: Es gibt einige Unterstützer, aber es gibt nur wenige unabhängige Journalisten die machen, was ich tue. In Amerika, würde ich sagen, bin ich die Einzige. Aber Freunde und Sympathisanten, jede Menge! Ich beschäftige mich mit Naturweinen so ungefähr seit 1999-2000, das war gut vor allen anderen in den Staaten oder in Großbritannien…. Ich bin 2- 3 mal im Jahr in den Weinbergen; man kann die Arbeit nicht wirklich verstehen, wenn man nicht in die Weinberge geht. Wie kann man darüber reden, wenn man niemals dort war? Es ist schwierig, den Wein zu verstehen, die Philosophie, das Fehlen von Marketing, von Zynismus, die Begeisterung.  

  

Wie würden Sie die weltweite Naturweinbewegung definieren?  

Alice Feiring: Nun, zunächst muss ich sagen, dass ich es nicht mochte, als Eric Asimov sagte, dies sei eine “sogenannte” Bewegung. Ich glaube, dass es der Anti-Vietnamkriegs- Bewegung sehr ähnlich ist: sie ging vom Volk aus, sie ist unorganisiert, aber in Bewegung, Sturm zieht auf…egal. Es hat sich zu einem  Mainstream entwickelt und darin liegt vermutlich das Problem.  Solange die Weine nur in den Bars à vin naturel existierten, kümmerte sich niemand darum. Nun, als ich zu meiner ersten   Dive  ging, 2001, 2002, 2003, waren viele der Weine noch sehr instabil. Jetzt sind die Weine, sogar die neuen Weine, fast alle schön; das Weinmachen ist erwachsen geworden. Nun heißt natürlich zu sein ja nicht unbedingt schon großartig zu sein, es muss eben auch ein guter Wein sein und das haben wir inzwischen erreicht. Dass ist natürich sehr bedrohlich für große Firmen wie Chapoutier (der Französische Weinmacher Michel Chapoutier kritisierte vor kurzem Naturwein in einem Interview mit   Decanter ]. Er, der zunächst „Monsieur“ Biodynamie, aber ohne Zertifikat, war mit hohem Schwefeldosen. Wenn die Leute sich erst mal wegen der Zusatzstoffe Fragen stellen werden, wird ein heftigerer Krieg ausbrechen. Chapoutier ist ein Weinmacher, er hat was zu verlieren, das macht schon Sinn. Aber Weinschreiber wie Mike Steinberger  oder andere, was verlieren die denn? Das ist merkwürdig. Im übrigen, große Produzenten, wie Chapoutier, die tonnenweise Wein herstellen. Werden wohl bald ein oder zwei Cuvées als „Naturwein“ heraubringen, das müssen sie einfach*… Und ich glaube nicht, dass das eine schlechte Sache ist. Leute, die bei Nicolas (sowas wie Jacques, Ndr) oder in Supermärkten einkaufen, werden dann mehr Naturweine finden. Wenn sie mehr natürliche Produkte verlangen, dann sollten sie sie bekommen können.

Kann etwas gleichzeitig natürlich und industriel sein ?  

Alice Feiring: Diesen Leuten ist das egal, sie wollen einfach einen guten Weinbau, ohne zu viel Chemie, zu viel Schwefel, und vielleicht werden sie auch nach Spontanvergärungen verlangen… selbst wenn die Weine keine „Seele“ haben, ist das für die Leute, denen es ziemlich egal ist, was sie trinken, schon ok. Und diese Weine werden billig sein, so um die 4 €. Ja, so billig, das ist meine Voraussage.

 

 

Kommen wieder neue Bücher?

Alice Feiring:

Es gibt mehrere Bücher, die ich gerne schreiben würde. Aber ich bin nicht so sicher, ob es da draußen noch jemanden gibt, er über Wein lesen möchte, selbst wenn e skein anderes Thema gibt, das Geschichte, Kultur, Wissenschaft, Kunst und den Menschen zusammen in eine Flasche bringt. Der Symbolismus und die Metapher für das Leben sind so zwingend. Meine Bücher sind nicht kommerziell, aber sie sollten es sein, ich schreibe sie, damit sie gelesen werden!  Ich versuche sie so zu schreiben, als seien es Romane. Ich glaube, meine Bücher werden in Europa mehr gelesen, als in den Staaten und das finde ich sehr erklärlich; Ideen sind in Frankreich wichtiger … Es gibt eine Menge guter Sachen in Amerika, wie in Frankreich, und negative Dinge in beiden Ländern, aber Ideen und Diskussion leben eher in Frankreich… Jedenfalls denke ich, dass ich gerne ein Buch schreiben würde über Terroir und über Lagen, die nicht genug Beachtung finden, wie Basalt. Ich habe auch gerade einen Roman beendet. ''The case for my father''. Esist eine Geschichte, in der ein Vater auf dem Totenbett seine Tochter in sein Haus rufen läßt. Zum allerersten Mal will er oihr etwas geben. Sie geht hin, mit der Idee, dass er vielleicht einsam ist. Überraschung: er hat mit 80 eine neue Freundin. Er zeigt in eine Ecke mit einem kleinen StapelPapier, es ist die Niederschrift seines Lebens: Aus irgend einem mysteriösen  Grund brauch et dringend Geld und hat die verrückte Idee, dass sie daraus ein Drehbuch machen könnte, das es bis nach Hollywood schafft! Es ist Fiktion, aber der Vater ähnelt meinem ziemlich… Der hat mir in der Tat ein Manuskript gegeben.

 

 

Hat Naturwein etwas mit Politik zu tun ??

Alice Feiring: Wissen Sie, ich war 1968 und während der Vietnamzeit noch zu jung. Ich war zu jung, um tatsächlich zu dieser Generation zu gehören, aber ich hätte gerne dazu gehört,so wie mein Bruder. Wir lebten in einem politisierten Haushalt; mein Vater war der Bürgerrechtsbewegung sehr verbunden, nahm an Kämpfen teil. Was das betrifft habe ich sicher etwas von meinem Vater in mir. Aber die späten 60ger Jahre waen eine unglaubliche Zeit für Aktivismus. „Occupy Wall Street“? Nicht ganz, nah dran aber nicht ganz so…Die Naturweinbewegung ist das, was im Geist an dieser Ära noch am nächsten kommt. Sie ist idealistisch und leidenschaftlich. Da sind Leute, die den Mut haben, ihren Herzen zu folgen, nicht dem Markt. Ok, jetzt will der Markt diese Weine. Aber vor 30Jahren? Eswar alles sehr isoliert. Und, ja, meist mit Leuten mit linker Tendenzm obwohl auch nicht zu 100%. Weine ist politisiert, warum sollte es sonst so viel Streit über etwas geben, was so wunderbar ist, wie Wein? Dahinter steckt etwas tieferes, Da gibt es etwas anderes… Noch ein Punkt, ich unterstütze gerne Leute, deren Weine ich mir leisten kann und ich bin nicht  reich. Ja, ich identifiziere mich damit 

Welche Winzer haben Sie in letzter Zeit in Frankreich gemocht?

Alice Feiring: Gestern habe ich  Reynald Héaulé besucht (gleich außerhalb von Orléans). Ich hatte einen Wein probiert, dann musste ich ihn aufsuchen…Er hat nur 2 ha und ist ein Schüler von Claude Courtois, dessen Weine ich liebe (wie auch die von Julien). Er arbeitet übrigens einige Tage in der Woche für ihn, neben seinem eigenen Gut. Reynald ist fanatisch, seine Weine sind von schöner Klarheit und voll Leben. Pinot Meunier, Pinot Noir, Côt…Halten Sie nach ihm Ausschau, wenn Sie können, er ist schwer zu kriegen. Aber es gibt natürlich auch viele andere. Andere als diese, einige neu für mich, Sextant und Claire Naudin. Eine Menge Leute im Jura. Einige Weine von den Kanarischen Inseln, meine alten Freunde von der Loire und aus dem Beaujolais. Die Liste ist zu lang, um wirklich alle zu nennen.  

 

Kennen Sie einige französische Weinblogs ?

Alice Feiring: Ich kenne  Le blog de Olif. Ich lese auch Bertrand Celce, Wine Terroirs, schon seit Jahren. Und einen (amerikanischen) Blog, Paris by Mouth… Aber ich lese nicht viele Blogs. In Amerika reden so viele Blogs nur über andere Blogs! Das ist Kanibalismus. 

 

Träumen Sie davon, Ihren eigenen Wein zu machen?

Alice Feiring: Nein, aber ich würde gerne richtig Wein schneiden können und ich würde gerne mal wieder für jemanden den Tresterhut eintreten. Da ist so was Wunderbares dabei, wenn man die Veränderung spurt… Aber abgesehen davon, ich denke, wenn man kein Winzer ist, ist Weinmachen extremlangweilig. Es ist so, wie darauf warten, dass das Wasser kocht…Also kein Wunder, dass die Industrie dem Wein so viel antut. Einige sagen, Wein macht man wie ein Küchenchef… Nein!  Weinmachen ist Teil eines Zyklus, der das Leben ist. Wein ist Kunst für mich. Der Wein, den ich trinke, ist immer der Ausdruck einer Persönlichkeit.

 

Was würden Sie den Winzern raten?

Alice Feiring: Oh, es ist immer gefährlich, Ratschläge zu geben…Wenn Sie Ihrem Herzen folgen, werden Sie Menschen finden, die Ihren Wein schätzen. Das ist alles, was ich sagen kann..

 

* :Nicht einmal eine Woche nach diesem Treffen hörte man, dass Gérard Bertrand (bekannter Großindustrieller der Weinindustrie, ndr)sich anschickt, eine Palette von Weinen ohne Schwefelzusatz  für Supermärkte herauszubringen, Naturae.

 

(Hervorhebungen im Text wurden von mir vorgenommen)

 

Link zum Original des Interviews in Englisch und Französisch

 

 

 

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14 octobre 2011 5 14 /10 /octobre /2011 10:59

Ich habe schon häufiger von Auswüchsen der französischen Gesetzgebung, wenn es um Wein und die Kommunikation darüber geht, berichtet. Ob es das Loi Evin von 1991 ist, dass die Berichterstattung über Wein fast schwieriger macht, als die über Pornographie, die Auswüchse, die damit zusammen hängen und jede genussbetonte Werbung oder Schreibe darüber jederzeit per Justiz abstrafen lassen können. Dass in Frankreich die Verkostung von Wein im Fernsehen vor laufender Kamera verboten ist und geahndet werden kann, Fernsehsender, die sich dem Wein (immerhin entscheidender Bestandteil der als Weltkulturerbe anerkannten französischen Gastronomie) widmen wollen, müssen versuchen, aus dem Ausland zu senden... die Berichterstattung im Internet wurde erst vor wenigen Jahren wenigstens halbwegs legalisiert. findet aber immer noch in einer noch geduldeten Grauzone statt...

 

All das hilft den Winzern zwar nicht, ihre Kommunikation und damit ihren Vertrieb im eigenen Land sinnvoll auszuweiten, ist aber irgendwann eine Frage der Gewohnheit, ...on se débrouille.., wie man hier sagt - man passt sich an und spielt auch gerne in Grenznähe...oft mit viel Humor, der zum Glück noch nicht allen vergangen ist. Die Weine aus Lisson tragen nicht umsonst seit Beginn ein augenzwinkerndes "Vin de (très bonne) Table" auf dem Etikett.

 

Aber wehe, wenn da jemand zu viel davon zeigt, von diesem Humor, der die strengen gesetzlichen Regelungen der alles kontrollierenden Administration auf die Schüppe nimmt....

 

Dann schlägt der Amtsschimmel mit Unterstützung der Justiz zurück - und trifft da, wo es am wehesten tut: auf dem Bankkonto.

 

cul-Joker.jpg

 

So geschehen für Olivier Cousin, einen Biowinzer aus dem Anjou, Demeter zertifiziert und seit vielen Jahren bekannt für sein Engagement für lokale Rebsorten, den Einsatz von Pferden für die Arbeit im Weinberg, den Verzicht auf Zusatzstoffe bei der Weinbereitung und eben seine trinkbaren Weine, die nicht nur in Frankreich, sondern auch in den USA und Japan eine große Fangemeinde gefunden haben.


Ich selber habe sie vor ein paar Jahren auf einer Slow-Food Veranstaltung in Gap entdeckt und war von seinem Gamay 2005 so angetan, dass ich seit dem mit besonderem Interesse die  Berichterstattung über ihn und seine Weine auf französischen Blogs verfolgt habe.

 

So hörte ich auch von seinem über 15 Jahre laufenden Prozess, den er führen musste, nachdem er den "Freiwilligen Pflichtbeitrag" die "Contribution Obligatoire Volontaire" (das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen) zum offiziellen Interloire-Vertretung verweigerte, weil er die kleinen, dem nicht standardisierten und industrialisierten Wein verpflichteten Winzer dort nicht adäquat vertreten sah.  Nach langem, jetzt verlorenem  Prozess wurden nun seine Konten durch einen Gerichtsvollzieher  gesperrt....

 

Aber die Geschichte geht weiter und ist noch viel länger... Sylvie Augerau, eine engagierte Weinjournalistin, die vielen Besuchern der Messen, wie der Dive Bouteille wohl auch über die Grenzen hinaus bekannt ist, hat mir erlaubt, ihren Artikel "Tous Cousin" zu übersetzen, der auch den Aufruf zur Solidarität enthält, den inzwischen über 500 Kollegen aus dem In- und Ausland (bis auf Deutschland;-), unterschrieben haben.

 

Hier ihr Text in meiner bescheidenen Übersetzung:

 

Tous Cousin!

Ich wette, jeder kennt Olivier Cousin, Winzer aus dem Anjou in Martigné-Briand in der Region Maine-et-Loire ! Tut mir leid, aber die geographischen Angaben mussten zensiert werden, weil Olivier freiwillig seine Weine zu Tafelweinen herabgestuft hat, bei denen man nicht angeben darf, woher der Wein stammt Sagen wir also nur, dass sie großzügig auf den GPS Koordinaten   länge -0,42834000 – breite 47,23584000 reifen und dass sie nie mit Pestiziden in Berührung kamen und von seinen Pferden gerne verspeist werden.

 

 

Die Geschichte des Gutes hat schon einige Generationen auf dem Puckel. Die von Olivier beginnt mit seinem Großvater, der bei Kriegsende nicht bereit war, die chemischen Restbestände der Armee über den neuen Feind « Unkraut » auszugießen. „Die Unkrautvertilgungsmittel haben aus dem Layon den am meisten vergifteten Fluss von Maine-et-Loire gemacht. Vorher konnte man sich im Fluss waschen, heute muss man sich waschen, wenn man hinein gefallen ist.“ Der Apfel, wie der Chenin, fällt nicht weit vom Baum und so folgte Olivier langsam diesem Weg, ohne je denen die Tür zu schließen, die auf dem richtigen Weg in der Landwirtschaft waren.

 

.....

OlivierJo +

 

Aber nach und nach kippt das ländliche Idyll : unser Charles Ingles   (er trägt oft die gleichen karierten Hemden und schlägt ständig Holz, um seine hübschen Kinder zu wärmen) wird zum Objekt zahlreicher behördlicher Verfolgungen und sonstiger Zollfahnder. Der Stänkerer gerät in die Mühlen… Vor nunmehr 20 Jahren beschließen Olivier und einige Unbeugsame, den Beitrag für die Interessenvertretung , die eigentlich den Weinbau der Loireregion (dem seinen diametral entgegengesetzt) verteidigen und fördern sollte, nicht mehr zu leisten. Allein steht er 15 Jahre Prozesse durch. « Es war meine Aufgabe, das aufzumischen. Gestern habe ich verloren: mein Konto wurde vom Gerichtsvollzieher blockiert. „ In Bordeaux strengt gerade ein besser zusammengeschlossener und mit Verteidigern ausgestatteter Zusammenschluss von Winzern die gleiche Prozedur gegen diese “Freiwilligen obligatorischen Beiträge“ (ja, Sie haben richtig gelesen so heißt das) an. Aber unser Pferdchen ist in schlechten Zeiten ein beliebtes leichtes Ziel geblieben…

2003, während die Reben vor lauter Sonne schon nicht mehr konnten, erlaubt man die Aufzuckerung und Nachsäuerung in der AOC Anjou. Olivier bäumt sich auf. 2005, in einem ebenfalls sonnenbeglückten Jahr, beschließt er, auf die AOC zu verzichten und seine Weine zu Tafelweinen zu erklären, « den einzigen, die  kein Recht auf Aufzuckerung haben ! » Aber auch die einzigen, bei denen keine Angabe über die geographische Herkunft auf den Etiketten erlaubt ist…Viele bekannte Winzer aus dem Anjou haben sich auch dazu entschlossen (Mark Angeli, Richard Leroy…), die meisten stammen nicht von hier. Olivier wurde hier geboren. Seine Trauben wachsen hier auf und das Bedürfnis, das auch zu sagen, wächst ebenfalls. Also fügt er ein diskretes „Vigneron angevin - Winzer aus dem Anjou“ auf einige Etiketten, stempelt einige mit « Anjou » und markiert seine Weinkartons mit « Anjou Olivier Cousin » in roten Initialen (AOC). Weil er stolz ist, von hier zu stammen. Und was kommen musste, kommt…Die Zollinspektion klingelt, stellt fest, fotografiert, befürwortet eine Strafe von 30 000 Euro und stellt fest, dass „er seiner Appellation Schaden zugefügt hat“.   

 

368988907.JPGcrédit foto: Olivier Grosjean

Tusch!!!!- Olivier Cousin hat seiner Appellation etwas Gutes getan. Er braucht sie nicht, um seine Weine bis hin nach Japan zu verkaufen. Und es dient dem Ruhm dieser Region, die leidet (der Preis für Rosé im Handel ist der Gleiche, wie vor 30 Jahren geblieben), dass er ihren Namen verbreitet. Besser noch: das Gute, dass er nach außen bewirkt, ist auch in der Region sichtbar: hier ist Olivier inzwischen der Vater vieler junger Winzer. Sie kommen zu ihm, wenn sie Sorgen haben. Er versorgt sie mit gutem Rat, füttert sie und teilt sogar seine Weinberge mit ihnen, damit sie sich installieren können. Und er ist es auch, der sie lehrt, wieder mit dem Pferd zu arbeiten und dafür sogar ins Fernsehen kommt. Ein gutes Bild für seine Region….

Und deshalb schlagen wir auch vor, diesen Brief an die Staatsanwaltschaft zu unterzeichnen (mit Name, Funktion und Adresse)...

 

 

Brief an die Staatsanwaltschaft 

Wir, Winzer, Journalisten, Weinhändler, Importeure, machen unsere Unterstützung für Olivier Cousin deutlich.  

Wir lehnen uns dagegen auf, dass man ihn anklagt, dem Ruf seiner Appellation Schaden zuzufügen.  

Olivier Cousin verkörpert eines der schönsten Bilder des Anjou. Seine Mediatisierung zeugt davon. Seine Kulturpraktiken im Weinberg respektieren seine Lagen. Der Wein, der daraus entsteht, bringt sie ohne jede Verfälschung zum Ausdruck und verbreitet die Identität des Anjou in der ganzen Welt.   

Besser noch, Olivier Cousin ist einer der Hauptakteure der Erneuerung der Weingegend : er unterstützt aktiv und physisch die Installation junger Winzer.  

Schließlich ist er auch der Ausgangspunkt der Revolution des Zugpferdes im ganzen Loiregebiet.  

Wir, Winzer,Journlisten, Weinhändler, Importeure, bringen Olivier Cousin unsere solidarische Unterstützung und prangern die Verfolgungen an, deren Objekt er ist."

 

Zum Unterzeichnen bitte auf den Link zum Original dieses Artikels gehen und Name, Funktion und Adresse als Kommentar hinzufügen.

 


 ********

 

 

 

Auch wenn Olivier Cousin die Buchstaben des Gesetzes, das bis vor kurzem für Tafelweine die Angabe von Rebsorten, Jahrgang und eine Adresse, die auf die Herkunft schließen lassen könnte, untersagte (das ändert sich gerade erst bei der Umstellung von "Vin de Table" zu "Vin de France",) wohl als bewußte Provokation verletzt hat - würde mich sehr freuen, wenn ein paar deutsche Winzer, Journalisten, Blogger und Weinliebhaber die Lister der Unterzeichner verlängern könnten, um zu zeigen, dass die Solidarität an der Magino-Linie nicht halt macht, denn die Höhe der angedrohten Strafe (30 000€) scheint mir sehr disproportioniert und ist für einen kleinen Winzer wohl bewußt existenzbedrohend gewählt - das wäre - zusammen mit der Sperrung der Konten - ein sehr teuer bezahlter Scherz.

 

Hier noch eine Liste von Links zu internationalen/nicht französischen Beiträgen zum Thema:

wineterroirs.com

decanter

Alice Feiring

Importeure Jenny & Francois

DrVino

Jim Budd

Jamie Good

Fiona Beckett

Jancis Robinson


 


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15 mai 2009 5 15 /05 /mai /2009 08:56
Nein, kein Hagelsturm über dem Weinberg, aber eine Meldung aus der deutschsprachigen Weinbloggerwelt, die mir den Kaffee vergällt:

Thomas vom Winzerblogg, das Urgestein der deutschen Weinblogszene, will seinen Blog schließen! Wenn es jemanden gibt, der überhaupt erst dafür gesorgt hat, dass so etwas wie eine Weinbloggergemeinschaft entstehen konnte, dann ist es doch wohl er.

Bernhard Fiedler, selber einer der besten Winzerblogger, hat als Reaktion schon gestern Abend sehr gut ausgeführt, was wir Thomas alles an verbindenden Initiativen und Anregungen verdanken.

Weinblogosphäre ohne den Winzerblog? kaum vorstellbar!

Auch wenn viele von uns ihm sicher gerne auch auf Englisch folgen werden, würde ich doch gerne hier die Initiative starten:


 rettet der deutschsprachigen Weinbloggergemeinschaft den Winzerblogger!

Wer bastelt uns eine Petition?

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14 mai 2009 4 14 /05 /mai /2009 18:07
dann würde ich mich vermutlich umgehend auf diese Stellenanzeige aus England bewerben, dort ist in West Cheltenham die Stelle eines assistant sommelier ausgeschrieben.

Neugierig gemacht durch den Hinweis auf die Stelle, habe ich mir auch die dazugehörige Webseite angesehen:



Luxury Boutique Hotels throughout the United Kingdom - rund um das Thema Essen und Wein, das macht eine alte Englandliebhaberin wie mich natürlich neugierig (ja, ja, auch deutsche Winzerinnen in Frankreich haben eine unbekannte Vergangenheit:-)!)

Brighton, Bristol, Edinbourg, Cambridge, Harrowgate, Glasgow und selbst Tunbridge Wells - um nur ein paar der 14 Städte zu nenen, in denen es Niederlassungen dieser Kette gibt - da könnte man schon nostalgisch Reisepläne machen.

Neben der Information, dass es in allen Hotels auch ein Bistro gibt, das wohl eher einer Winebar ähnelt, den überall angekündigten Veranstaltungen rund um den Wein, ob es nun um biodynamische Weine, Barossa Weine oder ein Cognac Champagner dinner geht, hat es mir besonders die Weinkarte der Hotels angetan, die man als PdF herunterladen kann.

Quer durch Europas große Lagen, mit einem beeindruckenden Schwerpunkt aus Frankreich, der über die üblichen Bordeaux/Burgund Namen (die aber auch sehr interessant vertreten sind) hinausgeht - mit Ausblicken auf alle weinproduzierenden Kontinente - warum ist eigentlich in Frankreich oder Deutschland noch niemand auf die Idee gekommen, sich besonders Weinliebhabern als Kunden zu widmen?

Besonders interessant finde ich das Angebot, Sonntags abends im Bistro Restaurant zu essen und ab einer Rechnung ab 75 Pfund für zwei Personen inkl Wein (und jeder Weinliebhaber weiss, dass es keine Kunst ist, auf diese Summe zu kommen), anschließend für 10 Pfund die Nacht im Hotel zu verbrigen. Garantiert preiswerter als jedes Taxi nach Hause...

Also wäre ich ein junger Sommelier oder eine junge Sommelière mit guten Englischkenntnissen - ich würde hier klicken und den Sprung über den Kanal wagen, um mir das einmal anzusehen!

Da ich eine etwas ältere Winzerin bin, bleibt mir nur, den Link zur Hotelseite irgendwo abzuspeichern und mir zu wünschen, dass ich irgendwann mal wieder die Zeit finde, ins perfide Albion zu reisen und mich durch diese schöne Weinkarte zu kosten:-)... on peut toujours rêver - träumen kostet ja nichts!

Hinweis: eine Gratissuite für diesen Artikel hat mir leider bisher noch niemand angeboten - schade eigentlich:-).






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24 mars 2009 2 24 /03 /mars /2009 12:33
Hierzulande - und vor allem im bergigen, bewaldeten Hinterland des Languedoc, in dem immer mehr Parzellen, diie ursprünglich kultiviert wurden, der seit Jahrzehneen andauernden Krise der Landwirtschaft zum Opfer fallen und neben den aufgelsassenen riesigen Esskastanienwäldern, deren Früchte kaum noch jemand sammelt, den hier heimischen Grüneichenwäldern, auch ehemalige Rebflächen ( dank der mehrfachen Wellen europäischer Rodungsprämien) wieder überwuchrt werden und so der Wildtierbevölkerung reichlich Nahrung und Deckung bieten, hierzulande leben also die schwarzberockten Wildschweine schon lange "wie Gott in Frankreich".

Das dies auch im wesentlich zivilisierteren Deutschland der Fall ist, entnehme ich dem in der letzten Zeit - Schweine im Schlaraffenland heißt der Artikel hier, der die zugrunde liegenden, mal wieder auch vom Menschen initierten, ökologischen Probleme der Ausbreitung und die Schwierigkeiten bei der Bekämpfung dieses eben gar nicht so alten Phänomens sehr gut schildert.

Kratzbaum einer Rotte Sommer 2008

Die eingestreuten Bilder hier illustrieren die Spuren, die wir überall im Gelände finden, vom noch eher folkloristischen Kratzbaum einer lehmverschmierten Rotte 50 m neben dem Hof über die niedergerissenen Mauernumgepflügten Terrassen, den diesen Winter durchwühlten Garten, die Trauben, von denen uns, wie nach einem Vollernter, nur noch die Strünke bleiben, bis hin zum Dessert, dass sich die Tiere im Kastanienenwald holen....

Obstbaumterrasseim Weinberg Sommer/Winter 2008
 
Schweinelosung im Pinot - Sommer 2008
  

Die Ursachen sind in Frankreich ähnlich, die Eingrenzung der Schäden ist, trotz allgemeinen Jagdtechts und mindestens einer Treibjagdgruppe für Schwarzwild pro Dorf, die von Mitte August bis Mitte Januar an drei Tagen in der Woche ihrem Hobby nachgeht,  und immensen Abschusszahlen,  ein enormes Problem.
Trauben Herbst 2008

Entschädigungszahlungen, die hier alleine von den Jagdverbänden geleistet werden müssen, sind weiss Gott kein Anreiz für Landwirte.

Garten, März 2009

Ich könnte zum Beispiel in den Jahren, in denen oft über 60% der Trauben kurz vor der Ernte von einfallenden Horden vernichtet werden, diese Schäden vom örtlichen Jagdverband konstatieren lassen und dann ca. ein Jahr später, nach endlosem Papierkrieg eine Entschädigung auf der Basis der Traubenpreise bei der örtlichen Kooperative (ca. 0,30 € pro kg Trauben) erhalten. Als selbständiger Winzerbetrieb und bei meiner auf ca. 20 Hl/Ha kalkulierten Traubenproduktion wären das insgesamt 360 € für Traubenverluste, die mir nach erfolgter Ernte und Valorisierung durch den Ausbau im Keller 18 000 € hätten einbringen können...

Esskastanien gegenüber vom Haus Herbst 2008

Es ist vielleicht dumm, aber ich leiste mir den seelischen Luxus, diesen Papierkrieg gar nicht mehr zu führen, da mich der Ärger und  die Wut über diese Unverhältnismäßigkeit in der Vergangenheit  schon zu viel Nervenkraft gekostet haben.

Lehmspuren an Kratzbaum rechts neben dem Haus Sommer 2008

Würde ich eine der hier jahrelang üblichen Wildschweinzuchten betreiben, aus denen bis vor 15 Jahren noch ein großer Teil der zum Vergnügen der Freizeitjäger ausgewilderten Kreuzungen zwischen Wild- und Hausschwein (Cochongliers - cochon x sanglier in Fachkreisen) stammten, die das Problem der Überbevölkerung noch erhöht haben, so stünden mir vom Landwirtschaftsministerium Beihilfen für die fachgerechte Einzäunung zur Verfügung, um die umliegenden Kulturen zu schützen - die imensen Kosten für die Einzäunung unserer Parzellen mit Elektrozäunen, und von Solarzellen gespeisten Batterien, die die Zaungeräte mit Strom versorgen, müssen wir als von den "wilden" Schweinen bedrohte Winzer selber übernehmen. Auch da kocht nur noch Unverständnis und Zorn in mir hoch.

eins weniger - Herbst 2006

Ich gebe es ehrlich zu: der Gedanke an eine Verbreitung der Schweinepest unter den Säuen hat schon was Verführerisches für mich - auch wenn ich mich als Ökowinzerin natürlich zutiefst dafür schämen sollte...

siehe auch schon meinen Artikel hier und hier.

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20 février 2009 5 20 /02 /février /2009 19:07
Nicht frankophone Leser, können es jetzt auch beim Decanter nachlesen:

French Governement new advice: don't drink wine.

In der französischen Presse wird seit ein paar Tagen schon ernsthaft darüber berichtet - ohne auch nur im geringsten inhaltlich darüber zu diskutieren. Bei Le Monde hieß das : bannir l'alcool, pour prevenir le risque du cancer - den Alkohol verbannen (verbieten), um Krebsrisiko vorzubeugen - und andere bliesen munter in das gleiche Horn: auch schon nur ein Glas täglich kann fatale Folgen haben.

Jetzt geht es also nicht mehr um den Jugendschutz oder die Suchtprevention, sondern um Leben oder Tod.

Wenn es nicht so ernst wäre, zu sehen, wie hier ein angeblicher Medienscoop (die zitierte Untersuchung wurde schon 2007 zum ersten Mal veröffentlicht) hervorgezerrt wird, genau in dem Moment, in dem auf Regierungsebene wieder über eine Ergänzung des hier schon erläuterten Loi Evin, das die Werbung für Alkohol und dabei auch Wein schon seit 18 Jahren erheblich einschränkt und eine totale Rechtsunsicherheit vor allem für die Kommunikation über Wein im Internet beinhaltet.

Die Zeiten, in denen eine Jeanne Calment, seinerzeit noch die älteste Bürgerin Frankreichs mit 122 Jahren, überall damit zitiert wurde, dass sie bis an ihr Lebensende auf ihr tägliches Glas Wein nicht verzichtet hat, sind jetzt wohl endgültig vorbei!

Eine vollkommen  neue Form des French Paradox!


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26 janvier 2009 1 26 /01 /janvier /2009 11:25
So steht es als Winzerweisheit bei Wikipädia. In Frankreich ist der 22. Januar der Tag des heiligen Vinzenz, le Jour de Saint Vincent, des Schutzpatrons der Winzer, der in zahlreichen Regionen, vor allem in Burgund und der Champagne, auch mit entsprechenden Umzügen und Feiern begangen wird.

Heute habe ich einen Artikel bei einem französischen Bloggerkollegen gefunden, den ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Claude Desneux, hier bekannt als Ulysse, ein unermüdlicher Wanderer in den schönsten Landschaften unseres Languedoc hat an diesem Tag eine wunderschöne Fotoserie in den Weinfeldern von Pomérols geschossen und liefert uns dazu die  passende Legende


 

Tanz der Reben

copyright Fotos et Legende: Claude Desneux


« Im Jahr 1565, mitten in den Religionskriegen, hatten sich die Winzer der Region dem protestantischen Glauben angeschlossen. Da sie die Verfolgung fürchteten, versammelten sie sich heimlich an diesem Ort, um zu beten. Eines Nachts, am Vorabend des Saint Vincent Tages,  wurden sie von einem Landstreicher, der zufällig vorbeikam, ausgespäht, der sie, da er auf eine Belohnung hoffte, beim Bischof von Pézenas verriet. Der informierte sofort der Chef der Dragoner der königlichen Armee, die in der Gegend stationiert waren.

In der folgenden Nacht wurde so die kleine protestantische Versammlung von den Dragonern eingekesselt und sollte gerade massakriert werden, als plötzlich Merlin, der Zauberer, der gerade in der nahe gelegenen Thermalstation von Balaruc sein Rheuma behandeln ließ und hier bei Vollmond Kräuter in der Garrigue sammelte, auftauchte!

Er trat zwischen Protestanten und Dragoner, schwang seinen Zauberstab und verdammte sie mit dem folgenden Bannspruch: " Unseelige Dragoner, ihr sollt in Rebstöcke verwandelt werden, die Eure Seelen von jetzt an 500 Jahre gefangen halten werden, während derer  ihr Regen und Frost im Winter und die glühende Hitze des Sommers erleiden sollt."

Aber da trat die Fee Viviane, in die er unsterblich verliebt war und die ihn auf allen seinen Reisen begleitete , hervor und bat ihn, seinen Bann zu mildern, da die Dragoner ja nur dem Befehl ihres Herrschers folgten und nicht aus eigenem Antrieb handelten.

Merlin gab der Bitte seiner Geliebten nach und wandelte seinen Bannspruch dahingehend ab, dass die Rebstöcke am Tag des Saint Vincent kurz vor Sonnenuntergang eine halbe Stunde von der Erde befreit würden, um bis zum Verschwinden der Sonne tanzen zu können."

Meinen Dank an Claude Desneux, dass er die Tänzer in diesem Jahr für uns belauscht hat und uns diese schöne Legende erzählt. Seine märchenhaften Bilder verewigen diesen Moment, den es nach der Legende ja nur noch 46 Jahre geben wird...

Ob die untergehende Sonne der Saint Vincent uns Winzern im Languedoc in diesem Jahr guten Wein bringen wird? Es ist wohl noch zu früh, um das zu beurteilen. Zunächst haben uns ja zwei Tage später die Ausläufer von Orkan Klaus erreicht, die mit Spitzengeschwindigkeiten von 180 kmh über das Land hinwegfegten - aber die alten Rebstöcke sind zu tief verwurzelt in unseren Böden, um sich davon erschüttern zu lassen und werden wohl noch in so manche Sonnenuntergang tanzen, wenn sie nicht vom modernen Bannfluch der Rodungsprämien getroffen werden...








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18 septembre 2008 4 18 /09 /septembre /2008 15:54
Ja, ich muss es einmal aufschreiben:

Ich liebe Wolfgang Siebeck

- jedenfalls Alles, was er jeh über die Bedeutung von Qualität bei den Ingredienzien guten Essens geschrieben hat.

Und dass er das nicht erst seit gestern tut, kann ich als Abonnentin von jetzt wohl locker 38 Zeitjahrgängen beurteilen!

Und so habe ich vermutlich auch schon seine erste Restaurantkritik in der Zeit von 1970 gelesen, selbst wenn ich mich heute nicht mehr daran erinnern kann - im
best-of von Zeit-Online heute nachzulesen.

Ich bin vermutlich nie in einem der von ihm beurteilten Restaurants eingekehrt, habe nie einen von ihm hochgelobten Wein getrunken (zumindest nicht wissentlich) und habe auch nie eines seiner Rezepte nachzukochen versucht (wohl mal eins gegessen: das Irish Stew dass ein Musikerfreund aus Hamburg uns hier im Süden mal serviert hat, es schmeckte so gut, dass ich mir das Rezept habe aufschreiben lassen -  kein Wunder, bei unseren guten Schafen aus den lokalen kleinen Herden).

Aber ich habe sicher kaum eine seiner Kolumnen verpasst, egal, ob sie im Hauptteil, im Zeit-Magazin oder heute in Zeit-Leben erschienen sind. Und schon viele Male bei meinen Arbeiten im Weinberg im Kopf einen Leserbrief an ihn verfasst, in dem ich meine Freude über seine Beiträge und häufig meine Zustimmung zu seiner Parteinahme für authentische Produkte und gesunden
Hedonismus zum Ausdruck bringen wollte.

Geschrieben wurden die dann nie - er bekommt vermutlich schon genug davon. Aber an seinem 80. Geburtstag war es jetzt Zeit, es einmal öffentlich auszusprechen:

Herr Siebeck,
Sie haben mich samt Frau und Katze Frau Hoffmann durch so viele Jahre meines Genusslebens begleitet, mir so viel Freude  bereitet, mich oft schmunzeln lassen, Ihre Arroganz hat mich nie gestört, dass ich Ihre Ansicht über Hausmannskost nicht teile, hat meiner Liebe zu Ihnen keinen Abbruch getan und das seit einigen Jahren bei ihren Kollegen modische Siebeck-bashing hat das Interesse, mit der ich Ihre Kolumne lese, nicht geschmälert.

Herzlichen Glückwunsch und hoffentlich noch viele Jahre Rendez-Vous in der Zeit!

à votre Santé!



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13 septembre 2008 6 13 /09 /septembre /2008 14:41
Was tun Winzerinnen, wenn sie gezwungen sind, sich in Geduld zu üben, ehe sie das nächste Mal die Rebschehre schwingen können und dabei mal was anderes tun wollen als wie ein hypnotisiertes Kaninchen auf die Wettervorhersagen (drei schöne Tage, dann wieder dicker Regen...?) starren wollen?

Lisson liegt unter dem lila Punkt am Golf de Lyon...

Nun, sie backen Kuchen, kochen Brombeergelee ein, erledigen Post, räumen Schränke auf, legen das Ohr an den Tank, in dem es schon munter gärt (Pinot), können auch kurzfristig Besucher empfangen, sehen ihre raumgreifende Fotosammlung durch und bestellen eine größere Festplatte für den Computer, waschen von Hand, weil der deftige Nordwestwind alles so schön trocknet und ein Besuch bei der Waschmaschine im Dorf (der geneigte Leser erinnert sich, nur Sonnenstrom in Lisson - aber dieses Jahr Wasser satt in der Quelle) wieder Sprit für 12 km fressen würde (2 x hin- und zurück) - halten sich gerade noch davon zurück, auszurechnen, wieviel CO2 dadurch gespart wird, um die Ökobilanz aufzumotzen - und surfen schließlich mal im World-Wide-Web, um sich abzulenken.



Neben der neuen Werbekampagne des VdP (links hier), die Frau natürlich etwas perplex läßt, kannte sie das bisher eigentlich nur von Hochprozentigem oder Duftwässern - ist die Umweltstreiterin dann doch etwas aufgebracht, diesen Artikel und die entsprechenden Quellen zu lesen.



Auch wenn Glas immer teurer wird und sicher auch die Transportkosten beinflusst, ist die schamlose Argumentation mit dem Umweltschutz für Wein in Tetra-Packs, PET- und demnächst auch Aluminium-Flaschen schon starker Tobak.

Aber lesen und sehen Sie selbst - hier.

Marketing, si tu nous tiens...
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27 août 2008 3 27 /08 /août /2008 11:54
Es ist bekannt, dass unsere Freunde von der anderen Seite des Kanals in immer größerer Zahl ihre splendid isolation aufgeben, um sich nach der Dordogne und der Provence nun auch im Languedoc anzusiedeln.

Peter Mayles Mein Jahr in der Provence hat da vor gut 10 Jahren eine Lawine losgetreten - inzwischen hat auch die Gegend zwischen Rhônetal und Pyreneen - nicht zuletzt dank RyanAir die Aufmerksamkeit der neuen Invasoren erweckt - und da die Briten ihren Sinn fürs Kolonialisieren noch nicht so ganz abgelegt haben, zieht einer den anderen nach.

Im Gegensatz zu meinen deutschen Landsleuten, die außerhalb von Mallorca eher individualistisch auftreten, haben Engländer und Schotten keine Hemmungen, sich in Clubs und lockeren Vereinen zusammen zu schließen und so gibt es inzwischen neben englischen Bookshops, Lebensmittelläden mit typisch britischen Spezialitäten, Dudelsackbands und Cricket-Clubs, anglikanischen Gottesdiensten und diversen lokalen Social-Clubs auch Webseiten und Printmedien, in denen man sich in der Sprache Shakespeares über all dies informieren kann.

Da bieten  hier niedergelassene britische Handwerker ihre Dienste an und Experten verraten ihre Steuertips und wie man sich in der auch hier wuchernden Bürokratie zurecht findet.

Ein seit zwei Jahren  zweimonatlich erscheinendes  Printmedium ist z.B. Languedoc-Sun


kostenlos in über 10 000 Exemplaren verteilt, vermittelt es der britischen Expat-Bevölkerung all die oben erwähnten Details, liefert aber auch Informationen über Geschichte und Kultur der Gastregion, lokale Rezepte und die Eigenheiten und Fallen der französischen Sprache.

Natürlich gibt es das Ganze auch auf einer Webseite, auf der man auch die schon erschienenen 16 Ausgaben als Pdf herunterladen kann:



Und da die Briten denn doch keine Sektierer sind, durfte auch Lisson sich in der neuen September/Oktober-Ausgabe mit einem Saisonthema, das meine Blogleser schon kennen: Boar Wars - der Krieg gegen die Schweine... vorstellen -


Eine besondere Herausforderung war es für mich natürlich, hier einmal einen Text in englischer Sprache zu schreiben. 28 Jahre in Frankreich haben natürlich Spuren in meinem Sprachzentrum hinterlassen und vieles verschüttet, was nach 10 Jahren anglo-linguistischer Studien mal im Zentralkomputer vorhanden war...

Immerhin wurde mein kleiner Text über unseren Kampf gegen die Invasion der Wildschweine im natürlichen Weinbau akzeptiert - nur die Überschrift wurde geändert: das Original hieß Boars Head Carol, in Anspielung auf ein traditionelles Weihnachtslied, zu dessen Geschichte Wikipädia eine amüsante Anekdote erzählt, bei der sich ein gelehrter Student erfolgreich mit griechischen Versen gegen den Angreifer verteidigt:

"Where an amusing tradition formerly current in Oxford concerning the boar's head custom, which represented that usage as a commemoration of an act of valour performed by a student of the college, who, while walking in the neighbouring forest of Shotover and reading Aristotle, was suddenly attacked by a wild boar. The furious beast came open-mouthed upon the youth, who, however, very courageously, and with a happy presence of mind, thrust the volume he was reading down the boar's throat, crying, "Græcum est,"[4] and fairly choked the savage with the sage" (1)

Eine Variante, die ich bisher noch nicht probiert habe!


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Unser Blog soll Ihnen die Gelegenheit geben, rund ums Jahr an den aktuellen Arbeiten auf unserem kleinen Gut in Südfrankreich teilzunehmen. Unsere Webseite stellt uns zwar bereits in drei Sprachen vor, aber wie viele Webseiten, ist sie eher statisch aufgebaut. Ein Blog  (es gibt ihn schon in Französisch: hier) erlaubt hingegen, viel spontaner, aktueller und auch weitläufiger über das, was wir tun, was uns bewegt und wofür wir uns sonst noch interessieren, zu schreiben.

Begleiten Sie mich also auf dem Weg durchs Winzerjahr. Hinterlassen Sie Ihre Kommentare oder stellen Ihre Fragen, damit aus diesem Blog ein lebendiges Kommunikationsmittel wird.

Ihre Iris Rutz-Rudel


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