Bernhard Fiedler hatte die Idee, diese Kategogie "zwischen den Jahren" zum Thema der 41. Weinrallye : Sandwichweine zu nennen.
Neben der dominierenden Masse der Jungweinliebhaber gibt es aber auch eine kleine Gruppe von Weinfreunden, die gereifte Weine hochhält. Jahre- und jahrzehntealte Spitzengewächse werden zu schier unglaublichen Preisen gehandelt.
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Wie schmecken solche “Sandwich-Weine” zwischen unbändigem Jugendcharme und der noblen Größe des Alters? Welche Sorten und/oder Weinstile präsentieren sich in dieser Entwicklungsphase besonders schön? Und welche weniger?
Nachdem besonders Dirk Würtz ja schon im vergangnen Jahr die Diskussion über den Jungweinwahn aufgenommen hatte, bietet sich hier also die Gelegenheit, einmal gemeinsam die Probe aufs Exempel zu machen.
Ein schönes Beispiel für beides, den Jungweinwahn der Verbraucher, der sich im Suchverhalten der Einkäufer wiederspiegelt und das Bemühen der Winzer, die Weine machen, die sich dieser Mode nicht unterwerfen wollen und versuchen, Überzeugungsarbeit zu leisten, indem sie bewußt (und nicht, weil ihre älteren Weine keinen Absatz gefunden hätten) auch gereifte Weine anbieten, fand ich zu Beginn dieser Woche während der Messe Millésime Bio 2011 in Montpellier,genauer gesagt auf einer Parallelveranstaltung einer Gruppe von 40 Winzern der Richtung Naturweine, die sich zum wiederholten mal unter dem Namen "La Remise" unweit von Montpellier in einem intimere Saal bei Castries traf.
Bernard Bellahsen im Gespräch mit Jungwinzerin Véronique Attard (Mas Coris)
Bernard Bellahsen, von der Domaine Fontedicto in Caux, zwischen Pézenas und Faugère im Languedoc, ist einer der Pioniere der Biodynamie im Midi (35 Jahre Praxis), einer der ersten Winzer, die schon vor 20 Jahren wieder mit Kaltblütern seine Weinberge pflügte, so bekannt unter den Liebhabern von Bio-Weinen, bei denen auch im Keller die strengsten Kriterien beachtet werden, dass er keine Mühe hätte, seine Weine auch jung zu komerzialisieren.
Er war bei meinem Eintreffen gerade wieder in ein Gespräch mit deutschen Weinhändlern verwickelt, die mit dem Hinweisauf die Vorlieben ihrer Kundschaft nicht sehr interessiert waren, die angebotene Vertikalverkostung seiner Weine zurück bis zum Jahrgang 2002 mitzumachen...
Bernards Argument, dass es zu seiner Philosophie gehört, Weine nicht nur langsam und sorgfältig zu vinifizieren, sondern ihnen auch die angemessene Zeit für eine erste Flaschenreifung zu gönnen, die den sonnengereiften Trauben aus Syrah und Grenache auch die Zeit läßt, ihre sekundären Aromen zu entwickeln, Tannine zu verschmelzen und über den primären Fruchtcharakter hinaus zu kommen, zu mehr Komplexität, die eigentlich einen Winzerwein ausmachen sollte, kann wohl nur schwer das rein nachfrageorientierte Verhalten mancher Einkäufer für den schnellen Markt überwinden.
Nun, umso schöner war es, nach dem 2009, 2008 auch die von Bernhard angefragten Jahrgänge 2005 und 2006 probieren zu können - deutlich schon ausgewogener, als die durchaus beeindruckenden Jungspunde, jeder auf seine Weise, da bei diesem Winzer natürlich auch der authentische Ausdruck des Jahrgangs Vorrang vor einem homogenisierten Standardgeschmack hat.
Natürlich ging mein Herz dann beim 2002 erst recht auf - knapp 8 Jahre auf der Flasche sind für einen gut gemachten Wein aus den im Languedoc aus den für den AOC empfohlenen Rebsorten kein Problem:-). Es kommt eben, wie immer, auf die sorgfältige Arbeit des Winzers in Weinberg und Keller an.
Ein weiteres Beispiel fand ich beim Empfang im Chez Boris der Outsiders Rocking the Languedoc, einer Gruppe von Winzern, deren Gemeinsamkeit hauptsächlich darin besteht, dass sie ursprünglich aus aller Herren Länder stammen, alle ursprünglich auch aus anderen Berufen, die sich in den letzten Jahren mit viel Engagement und Begeisterung und Liebe zu ihrer neuen Heimat, um ihre Weinberge und Keller kümmern.
Der 2006er Proprietors Reserve von O'Vineyards, dem Gut der Eltern von Ryan O'Connell, aus dem Umland von Carcassonne, eine Assemblage aus Syrah und Cabernet Sauvignon, zeigte sich von einer sehr schönen Seite - die Syrah blendete nicht durch ihren im Süden oft aufdringlich parfümierten Fruchtcharakter, sondern zeigte eher die pfeffrigen Noten und die Tiefe eines Côte-Rotie. Der Cabernet dieser nicht sehr verbreiteten Verbindung ( Eloi Dürrbach von Trevallon hatte sie vor 25 Jahren eingeführt und dadurch gleich das Recht auf seine AOC für den Wein verloren) gibt zum jetzigen Zeitpunkt der Entwicklung dem Wein eine solide Grundlage . Noch ein paar Jahre zu beobachten:-)!