750 grammes
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16 décembre 2008 2 16 /12 /décembre /2008 16:58
  Nun ist es wieder so weit - keine Weinzeitschrift, ohne den Sonderteil mit den perlenden, sprudelnden oder schäumenden Getränken, ob sie nun, Sekt, Schaumwein, Cava oder Champagner heißen. Und da wir ja als Blogger gerne zeigen, dass wir den Printmedien an Aktualität nicht nachstehen, hat der Veranstalter der letzten Weinrallye im Jahr, Niko Rechenberg, uns - the same procedure as every year, Mylady - dieses originelle Thema wieder hervorgeholt.

Aber damit es nicht eine Neuauflage der 6. Weinrallye vom letzten Dezember wird, bei der uns Lars Breidenbach noch die Freiheit ließ, vom Dosen-Prosecco bis hin zum Champagner quer durch die Welt zu prosten, wurden diesmal die Grenzen enger gesetzt - sehr eng sogar,  dass willige Teilnehmer aus dem nicht-deutschen Ausland entweder nur schwer oder auch gar nicht zum Zuge kommen können.

Auch in Lisson stellte sich die Frage, woher nehmen, wenn nicht stehlen - und auf Nikos nett gemeinte Frage "Hat jemand der Iris einen Sekt geschickt?" konnte ich nur mit "Nein, warum auch!" antworten. Schon bei einem ähnlichen Thema der französischen Weinrallye "Vendredis du Vin # 15" , bei der uns diersen Sommer ein anderer Niko - Nicolas Ritoux aus Kanada - aufgefordert hatte, über all die Weine zu schreiben, die sich nicht Champagner nennen dürfen, konnte ich für mein Exposé über deutschen Sekt nur auf Erinnerungen und schöne Bilder zurückgreifen. Immerhin habe ich da einiges über dieses Getränk, das mir aus früheren Tagen nur auf gleichnahmigen Empfängen bei Vernissagen oder Jubiläen - meist mit Oragengensaft gemischt - bekannt war, erfahren...

Ja, bis mir dann heute Morgen die Idee kam, doch noch mal in meinen Keller zu tauchen - und da standen sie, die teilweise noch ungeöffneten Kisten der letzten Zugänge - alle selbst bestellt, auf Märkten erstanden und natürlich auch selbst bezahlt:


Und wie immer, wenn man etwas sucht, wurde ich natürlich erst in der untersten fündig:


Zwei Flaschen, deren Korken deutlich auf höheren Druck im Inneren hinweisen - und deren Existenz in der Bestellung ich glatt vergessen hatte - man wird halt alt...


Des Rätsels Lösung? Bei meiner letzten Bestellung bei Harald vom Weingut Steffens-Keß an der Mosel, fehlten mir 2 Flaschen, um den 12-Karton voll zu machen - und da habe ich wohl, ohne es mir besonders zu merken, auf die beiden Winzersekte geklickt, die sein Shop im Sortiment anbietet.


Harald, der bei seinem heutigen Beitrag zur Weinrallye   auf dem Bildergeschichten-Blog diskret auf die Verkostung seines eigenen Winzersekts aus Riesling oder weißem Burgunder verzichtete, könnte uns wohl am besten etwas zur Weinbereitung und zum Ausbau dieses Winzersekts aus klassischer Flaschengärung sagen.

Bei Wikipädia habe ich gelernt, dass die im Gegensatz zum Winzersekt aus Flaschengärung ohne "klassisch" oder "traditionell" als Bezeichnung steht, der meist nach dem Transvasierverfahren hergestellt wird, ich zitiere:

"Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass die Cuvee durch die Entleerung homogenisiert wird, mögliche Geschmacksunterschiede - bedingt durch unregelmäßigen Gärverlauf in den Gärflaschen - werden nivelliert. Dass das Transvasierverfahren bezeichnungsrechtlich „Flaschengärung“ heißen darf, wird dabei gerne stillschweigend als Verkaufsargument genutzt, da die entscheidenden verfahrenstechnischen Unterschiede den meisten Verbrauchern nicht bekannt sind. Eine 1988 im Auftrag des Stabilisierungsfonds für Wein vorgenommene Umfrage unter 1.000 Personen ergab, dass der Begriff „Flaschengärung“ zwar von der Mehrzahl der Befragten mit „in der Flasche vergoren“ in Verbindung gebracht wurde, aber nur 14 Prozent der Befragten ordneten die Bezeichnung dem Transvasierverfahren zu und unterschieden ihn von der „traditionellen Flaschengärung".

Es handelt sich also bei der klassischen oder traditionellen Flaschengärung um die gleiche Methode, wie in der Champagne, man darf sie aber eben aus den ja bekannten protektionistischen Gründen nicht als Méthode Champenoise aufs Etikett setzen.

Ein Grund mehr, auf das Plopp des Korkens gespannt zu sein.

Und hier die Erläuterung von Harald Steffens, warum sein Sekt nicht im eigenen Keller verarbeitet wird im Originalton des Winzers:

"Tja, was soll ich dir erzählen. Unser Sekt wird nicht bei uns im Keller produziert. Da fehlt mir die Zeit, die Gerätschaften und da das Hochwasser ab und zu zu Gast ist, hätte ich sicherlich Probleme mit Moselmatsch hinter den Zacken des Kronkorkens. Also, wir nehmen ausschließlich gesunde, reife Trauben in gehobener Qualität, in der Regel Spätlesegrundweine, für das Grundcuvee. Hergestellt wird der Sekt mit dem klassischen Champagnerverfahren, welches in Deutschland als klassische Flaschengärung gekennzeichnet ist.

Nochmals das Procedere der Sektherstellung:
- Abfüllung des Grundcuveés mit Zucker und Hefen in die Flaschen (Kronkork). Der Zuckerzusatz ist so berechnet, das nach der Vergärung mind 3 bar Überdruck in der Flasche sind. Bei uns über 5 bar.
- Vergärung im warmen (15 Grad) Gärkeller.
- Lagerung und Reifung ca. 18 Monate, mal mehr mal weniger
- Abrütteln der Hefe auf dem Rüttelpult per Hand, Spitzlagerung in der Gitterbox
- Vereisen des Hefedepot in einem Eisbad, degorgieren und auffüllen mit der Versanddosage (Restsüßeeinstellung und Schwefelung). Naturkork drauf und fertig.
- Kriegsflottensteuer bezahlen und dem Genuss steht nichts mehr im Weg

Leider habe ich keine Bilder von der Produktion. Sollten eigentlich vor zwei Wochen gemacht werden aber ich vergaß die Kamera..."

Im Gegensatz zu vielen Champagnerhäusern stammen also hier die Trauben aus den eigenen Weinbergen, die wir ja von Haralds Bilderblog schon auf atemberaubenden Fahrten mit seiner Raupe erleben konnten.

Aber die Spannung bis zum Genuss bei der Verkostung muss noch etwas ausgehalten werden - für heute ist es zu spät, zu entscheiden, welcher Korken als erster springen wird - auch das Menue des heutigen Abends (Schweinebraten mit Kartoffelpurrée) scheint mir nicht der ideale Begleiter für eine Champagnerverkostung zu sein.

Also diesmal: Fortsetzung folgt - spätestens zum nächsten Festmahl!


Und während man darauf noch warten muss, kann man die blitzschnelle Zusammenfassung aller Beiträge dieser spritzigen 18. Weinrallye schon beim Gastgeber Niko nachlesen - da bekommt er doch von mir glatt ein extra-Fleißkärtchen!


für Niko!



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18 novembre 2008 2 18 /11 /novembre /2008 14:14
Wie schon in der Einleitung zu meinem Rallyebeitrag von gestern erwähnt, habe ich auf einen Artikel über im Frühjahr verkostete edelsüße Weine aus Ungarn verzichtet, weil ich überzeugt war, dass dieser seit Jahrhunderten in Europa bekannte und berühmte Wein, seit 4 Jahrhunderten mit so einer strengen Regelmentierung belegt und der Liebling der Fürstenhäuser - eben immer schon ein internationales Getränk, ausführlich von den deutschen Kollegen, die sicher mehr Erfahrungen damit haben, als ich, behandelt würde.

Nun, vielleicht dachten alle ähnlich, jedenfalls tauchte Ungarn nur am Rande und in einer trockenen Version und der edelsüße Tokaji gar nicht auf unter den Rallyeweinen. Das möchte ich mit einem kleinen Nachtrag wieder gut machen.

Die Verkostung Anfang Mai fand im Rahmen einer sehr sympathischen Zusammenkunft von Weinliebhabern in der Vendée statt - 4 Tage perfekt organisiert  von Philippe Rapiteau, in Frankreich sehr bekannt durch seinen Blog La Pipette aux quatres vins. Seine ausführlichen Berichte von diesen fantastischen Rencontres Vendéens autour du Vin - RE-VE-VIN, die seit einigen Jahren in Saint-Jean-des-Monts, direkt am Strand stattfinden, sind lesenswert.

Der krönende Abschluss dieses Marathons war eine Verkostung von 16 Edelsüßen aus Zentraleuropa - und da alles eine Frage der Perspektive ist, gehörten dazu deutsche, schweizer, ungarische und österreicher Liquörweine.

Zur Weinrallye passen da ja nur die ungarischen, 4 Tojaji, vom einfachen 3 Puttonyos bis zum Aszú Eszencia.


Auch wenn ich persönlich an diesem Morgen zwei schweizer Weinen meinen Vorzug gab (Ambre 2001 von Christophe Abbé und Grains Nobles 2000 von Marie-Thérèse Chappaz) - so waren doch auch die ungarischen Süßweine

 - Tokaji Aszú - Château Dereszla - 3 puttonyos 1999

 - Tokaji Aszú - Disnoko - 4 puttonyos 1998


 - Tokaji Aszú - Weinbauern von  Bodrogkeresztur - Francovin - 5 puttonyos 1988


 - Tokaji Aszú - Château Dereszla - Eszencia 2000




Mentholische Noten, Zitrusfrüchte, Petrol und oxydative Noten, aber auch Caramel, Kräuter, Rumtrauben und Café, dazu eine Süße, die von der Säure gut im Gleichgesicht gehalten wurde - jeder dieser Weine durchlief eine ganze Palette dieser Aromen, mit mehr Betonung auf den oxydativen Noten beim Aszú 5 Puttonyos von 1988 hin zu Honignoten und blondem Tabak mit hervorragender Säurebalance beim 2000der Aszú Eszencia. Ein interessantes Erlebnis.

Im Internet findet man zahlreiche Quellen, die über das Klassifizierungssystem und die Weinbereitung für diese Spezialweine, sowie ihre bemerkenswerte, Jahrhunderte alte - und vor allem im vorigen Jahrhundert so wechselvolle Geschichte berichten.

Besonders interessant and ich dabei die Abschnitte über die Entwicklung der letzten 20 Jahre, die in der französischen Version  des Wikipädia-Artikels ausführlicher ist, als in der deutschen, deshalb trage ich sie hier leicht gerafft nach:

"Dieses zu den berühmtesten der Welt gehörende Weinbaugebiet wurde unter der kommunistischen Diktatur verstaatlicht und erlitt einen starken Qualitätsverlust. Die Weinbauern waren gezwungen, das sowjetische Plansoll zu erfüllen und lieferten so eher Masse als Qualität. Der Staat tauchte den Wein (25 Millionen Flaschen) gegen Gas, Elektrizität und Traktoren. Die gesamte Produktion stand unter der Kontrolle des "borkombinat de Tokay"  und die Ertragsmengen pro Stock mussten immer weiter hochgeschraubt werden.

Anfang der Neunziger Jahre wurden die Weinberge wieder privatisiert und man erlaubte ausländischen Investoren, sich einzukaufen. Ein Zusammenschluss,  "Tokay Renaissance", dem die meisten der neuen Investoren angehören, wurde 1995 gegründet um "dem Wein von Tokaji seinen Adel wieder zu geben". 28 Güter von 50, die es vor dem Krieg gab, wurden so privatisiert und den großen ausländischen Investoren übergeben.

Darunter Axa (15O ha, Domaine Disznoko), GMF (50 ha, Domaine Tokaj-Hetszolo), Gan, Coopérative agricole Cana, sowie Vega Sicilia (100 ha, Domaine Oremus) und Domaine Purification Mancebo.

Oft sind sie mit ungarischen Investoren  aus Kreisen von Politik, Mediziner und Pharmakreisen  verbunden.

Inzwischen wurde von der ungarischen Regierung dieser Übernahme untersagt. So sollen inzwischen 4000 bis 5500 ha von kleinen Besitzern zum Verkauf stehen, die auf einen guten Preis warten. Die Regierung könnte das Kaufverbot für ausländische Investoren wieder aufheben." Wenn das nicht sowieso zu den Regeln des Beitritts in die EU gehört - was sagst Du uns dazu, Svetlana?

Ähnliches konnte ja auch Dirk Würtz in den ersten Wochen seines Blogs aus Rumänien berichten, vielleicht bekommen wir von ihm eines Tages einen aktuellen Bericht über Möglichkeiten und Angebote  zum Auslandsinvestment in subventionierten Ostländern.

Zum Schluss noch zwei Ausschnitte aus einem sehr schönen Buch von Robert de Goulaine - Le Livre des Vins Rares ou Disparus, ed. Bartillat, 1995. (das Buch der seltenen oder verschwundenen Weine)



Im Kapitel über die Tokaji Weine mit dem schönen Titel: Le vin des rois, le roi des vins kann man die Geschichte dieses Weins verfolgen, durch die Jahrhunderte mit ihren wechselvollen Zeiten und vielen Anekdoten. Hier habe ich auch zum ersten Mal von der "Royal Essenzcia" gelesen, dieser sagenhaften Steigerung  des Aszú Essenzcia, die nur aus botrytisierten Trauben bestehend auf Rosten aufgeschichtet wurden, aus denen, ohne jeden künstlichen Pressvorgang der Saft in ein darunter liegendes Auffangbecken tropfte. 16 kg solcher Trauben ergaben oft kaum mehr als ein Glas und von dem man sagt, dass diese Essenz, die nie über 9 bis 10° Alkohol erreicht, erst nach 50 Jahren trinkreif ist und nicht nach 30, wie es ursprünglich von einer Aszú Essenzcia verlangt wurde. 

Ein halbes Jahrhundert, um sich zu einem königlichen Tropfen zu dekantieren, und der Autor berichtet von einer Flasche, die er 1988 bei Peter Morel in Manhatten erwerben konnte, die aus dem Jahr 1811, dem Jahr des Halleyschen Kometen - stammte. Die letzten Vorräte dieses mythischen Tropfens vermutet er in den Kellern des Vatikans...

Und die Übernahme eines großen Teils der Weinbereitung neuen Stils in der Region durch französische oder in Frankreich geschulte Önologen, die er so zitiert:

"Wir ziehen es vor, Weine nach französischer Art zu machen, unter Beigabe von Schwefelsäure, um die Gärung zu stoppen und so fruchtigere Noten zu erhalten..." läßt ihn den französischen Chauvinismus bedauern, den er für die raffinierteste Form intellektuellen Terrorismus hält. "Im Namen welcher Schule hätte man Mozart dazu zwingen wollen, wie Rameau zu komponieren oder Poussin wie Rembrandt zu malen?" fragt er.

Wie auch immer man diese Streitfrage beantwortet, klar ist, dass die Weinliebhaber, die in Weinforen über ihren Essenczia zu 6,50€ jubilieren, den sie im Supermarktregal gefunden haben wohl eher einen Restbestand aus Sovietzeiten im Glas haben.

Ob es noch Winzer gibt, die die alten Traditionen mit Lager- und Reifezeiten von 30, gar 50 Jahren respektieren?

Das Meiste, was heute als Essenczia verkauft wird, wird wohl schnellerer, moderner Machart sein - dem Kundengeschmack angepaßt und dem Bedarf nach Kapitalumschlag der Investoren. So wie es Balsamiko-Essig für Otto Normalvernbraucher gibt, dem nicht einmal auffällt, dass man ein so langwierig, langsam und aufwendig zu produzierendes Produkt wohl nicht in der Rubrik "unter 5 €" im Supermarkt findet - wird hier auch die Demokratisierung eines zugkräftigen, legendenumwogenen Produkts betrieben. Geschickter als die Massenproduktion zu Sowjetzeiten - dafür hat man ja die moderne Önologie und absatzfördernde Prestige-Namen. Sucht man nach der Royal Essenczia, so findet man die Produkte einer Firma, die Royal im Namen trägt - einen wirklichen Zusammenhang sehe ich da nicht...











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17 novembre 2008 1 17 /11 /novembre /2008 00:09
Weine der letzten EU-Beitrittsländer,  das ist das Thema, das uns Svetlana Kittke aus Berlin für diese 17. Weinrallye am 17. November gestellt hat. für mich hier im Süden Frankreichs, eine harte Nuss, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass ich da bei örtlichen Weinhändlern fündig werden könnte - und auf billige Discounterware habe ich keine Lust.

Da ich aber als überzeugte Europäerin ein so schön internationales Thema nicht an mir vorbeigehen lassen konnte, habe ich mal scharf nachgedacht, den Ausweg verworfen, einfach die Tokaj-Verkostung aus der Vendée aufzuwärmen (obwohl die auch sehr interessant war, aber über diesen wohl seit langem bekanntesten Wein Ungarns berichten sicher noch andere Rallyeteilnehmer) und mich auf eine andere internationale Verbindung besonnen, die ich zur Hilfe rufen könnte.

Also habe ich Mike Tommasi um einen Gastbeitrag gebeten. Er ist bei französischen Weinbloggern nicht nur wegen seiner Webseite thewineblog.net  bekannt, einer internationalen Community Seite für Weinblogger, sondern vielen auch als unermüdlicher ehrenamtlicher Mitarbeiter und Mitbegründer von Slow Food France, dessen Convivium in der Provence Côte d'Azur er seit vielen Jahren leitet und zu einem der aktivsten gemacht hat.

Leicht hat er es mir nicht gemacht, denn als anglo-Italiener, der vor 18 Jahren mit seiner Familie aus Kanada nach Franrkeich kam, hat er mir den Text mal eben auf Englisch geschickt, den ich dann übersetzen und mit ein paar Illustrationen und  zusätzlichen Links versehen durfte.

Man findet ihn natürlich auch auf Facebook, wo ich mir sein Bild ausgeliehen habe, damit man weiß, wer mein heutiger Ghost(Gast)writer ist:-):



Wein aus Slowenien - von Mike Tommasi

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Ich wüsste wenig über slowenische Weine, wenn es da nicht meinen Freund Tomaž Sršen gäbe, ehemaliger Bassist bei Martin Krpan, der slowenischen Top-Rockgruppe und heute der bekannteste Wein und Gastronomiekritiker des Landes, der auch den Führer durch die 100 besten slowenischen Restaurants geschrieben hat. Von ihm stammen auch einige der Kommentare weiter unten von Weinen, die wir zusammen verkostet haben.

Dank ihm habe ich so gute Top-Restaurants wie das der Familie Carman  Gostilna pri Danilu in Škofja Loka, ganz nah bei  Ljubljana, und Pri Lojzetu im Schloß von  Zemono im Vipava Tal kennengelernt. Er hat mir auch die Webseite über slowenische Weine empfohlen. Sloweinen


das einzige Land der Welt, dessen Nationalhymne ein Trinklied  (Zdravljica) ist.

Aufgrund meiner Tätigkeit bin ich ein häufiger Gast in Slowenien, aber vor allem Neulinge können kaum glauben, das dies einmal Jugoslawien war: der Lebensstandart ähnelt dem von Westeuropa, man ist Lichtjahre von den ehemaligen Sowjet-Satteliten entfernt, es ist das einzige Land des alten Ostblocks, das so schnell in die Euro-Zone aufgenommen wurde. Slowenien ist ein sehenswertes Land, wie die Schweiz mit Alpenpanorama aber dazu noch einem Teil der Adria-Küste mit ihrer tiefblauen See. Und, was noch besser ist: man kann hier wirklich gut essen, mit jungen Küchenchefs, die sehr kreativ sind und in der Lage, intelligent und mit viel Geschmack lokale Tradition und Innovationen in Einklang zu bringen.



Was den Wein betrifft und mit Frankreich verglichen, kann man in ein paar Stunden Fahrt von heißen Küstenzonen, die an Bandol erinnern über Burgund ähnliche Klimazonen im Vipava Tal schließlich in den östlichen Regionen sich schon in das Elsass versetzt fühlen.



Die westliche Region Primorje umschließt das küstennahe Koper und, meine Lieblingsgegenden, die kühleren Bereiche von  Brda und Vipava. Zu den  Koper Küstenweinen passt die Analogie zu Bandol und der Provence perfekt, bis hin zur  Burja (die in Triest Bora genannt wird) einem kalten trockenen und heftigen Wind, der meteorologisch dem Mistral sehr ähnlich ist.  Hier ist Rotwein-Land, dominiert von der Sorte Refosk. Ich kenne mich noch wenig im östlichen Bereich aus, in Podravje und Posavje, Rieslingland, wo es sogar Botrytis gibt, da habe ich für meine nächsten Besuche noch viel zu entdecken...

Goriska Brda ist die Fortsetzung der italienischen Collio Gegend, mit ähnlichen Rebsorten – Rebula ( Ribolla auf der anderen Seite der Grenze), Pinot Blanc und Gris, und das, was ich TGFKA nenne, die Rebsorte, die früher als Tocai bekannt war und nun gezwungen wurde, sich Furlanski oder so ähnlich zu nennen, um die ungarische Appellationen gleichen Namens zu schützen.



Im nahegelegenen Vipava Tal findet man die gleichen Reben, dazu Malvazija und die interessante Pinela. Es gibt natürlich auch den üblichen Chardonnay und den unvermeidlichen Cabernet Sauvignon, aber Slowenien entwickelt seine besten Terroirs mit lokalen Sorten weiter. Auf diesen frischen Lagen an den Ausläufern der Alpen findet man tief komplexe, frische, natürliche Weine, die von empfindsamen Winzern mit leichter Hand gemacht werden. Die weißen sind bemerkenswerter. Es ist klar, dass slowenische Winzer in engem Kontakt mit den revolutionäreren Winzern aus dem Friuli stehen, wie mit Radikon und Gravner, mit all denen, die mit leichterer Hand vinifizierte, frischere Weine mit wenig Schwefel und ohne andere Zusatzstoffe bevorzugen.
 
Einige Weine, die ich kennenlernen durfte:

Ein Schaumwein von Bjana, soweit ich weiß eine klassische Methode aus Pinot Noir. Aus einem Gut mit 3ha und geringen Ertragsmengen aus dem kühlen Klima Brda, mit hervorragender Säurestruktur und diskreten, feinen Perlen mit viel Eleganz.
 

Rebula 2003 von  Valter Sirk, auch aus der Goriška Brda Appellation. Rebula Trauben ergeben Weine mit Frucht- und Zitrusnoten.



Tokaj 2002 vom exzellenten  Edi Simčič ist einer meiner Lieblingsweine. Ich traf Alex Simčič in London, er stellte sich an diesem Abend vor, in dem er sagte, dass er glaubt, dass sich ein Winzer darauf beschränken sollte, die Natur zu begleiten, darauf zu achten, dass im Weinberg und im Keller alles gut verläuft, weil es eine Schande wäre, das Produkt einer guten Lage durch zu drastische Eingriffe zu verfälschen. Sein Wein ist der Beweis dieser Philosophie, der Tokaj ist intensiv, mit deutlichen Noten von Rosen und Lychies, tadellos ausgewogen und sehr fein.
 
Ein Duett aus Cabernet Sauvignon und Merlot von Edi Simčič, sehr feine und sparsame Holznote, komplex und sehr elegant, mit seinen 18€ besser als manche Super-Toskaner, die 10mal mehr kosten, luftig, ohne ekzessive Eiche, einfach köstlich.
 
Kras 1998 von Renčel, ein Süßwein aus luftgetrockneten Malvazija Trauben.

Valter Mlečnik - Rebula 2001, ebenfalls sehr von mir geschätzt, ein würziger, fruchtiger Tokaj.

Pinela 2006 vom Vipava Winzer Stekar. Pinela ist eine autochthone Rebsorte, die man nur hier im Vipava-Tal findet. Ein frischer, klarer, mineralischer Wein von elegantem Körper.

Miha Batič - copyright Tom Cannavan

Ich habe noch einige Flaschen Pinela 2004 von Batič in meinem Keller; auch diese sind ein gefälliges Beispiel für Weine aus dieser nur in Slowenien vertretenen Rebsorte.
 


Burja (nach dem Bora-Wind benannt). Im Winter ist die Burja eine Plage im Vipara Tal. Sie kann mit bis zu 200 km/h wehen! Deshalb sind die Dächer mit dicken Ziegeln gedeckt, die zusätzlich noch mit Steinen befestigt werden. Primož Lavrenčič vom Gut  Sutor hat eine hervorragende Cuvée geschaffen, die nach diesem Wind benannt wurde. Der Mischsatz aus Malvasia, Rebula (lokale Spielarten) und (Welsch-) Riesling Italico ist kraftvoll im Duft (exotische Früchte, Birnen und Limone), frisch und von schönem Körper. Im Abgang cremig und lang.


Pinot Noir von Marjan Simčič 2005, reiche Duftnoten: Waldfrüchte, intensives Aroma von schwarzen Johannisbeeren und Noten von schwarzem Pfeffer.

Aleš Kristančič, copyright Tom Cannavan

Der charismatische  Aleš Kristančič ist der “Star” unter den slowenischen Winzern. Sein Gut Movia wird allgemein hoch gelobt. Wir probierten den  Veliko Belo (Great white), ein Mischsatz aus  Rebula, Sauvignon und Pinot Gris, der vier Jahre (!) in neuen Eichenfässern gereift wurde. Der komplexe Duft (Melone, Pfeffer, tropische Früchte, Gras und Vanille) leitet über zu einer ausgewogenen Harmonie im Geschmack, voller Eleganz und mineralischer Frische.
 
 
Puro (pure…) ist eines von  Movia's Meisterstücken, ein traditioneller Schaumwein (ausschließlich Pinot Noir), der niemals degorgiert wurde. Das bedeutet, dass alle Rückstände noch unter dem Korken sitzen.

Movia erfand ein spezielles System, um die Flaschen zu öffnen und den Wein von den Hefen zu befreien... Die Flasche muss immer auf dem Kopf stehend aufbewahrt werden, selbst beim Transport, sodass die Hefen sich im Hals, nah am Korken absetzen. Dann steckt man die Flasche mit dem Hals nach unten in einen Eimer voll Wasser, öffnet den Korken unter Wasser, zieht die Flasche blitzschnell heraus und dreht sie um. Das ganze Sediment und ein wenig Wein bleiben im Eimer, während der klare Wein eingeschenkt werden kann. So hat man den reinen Weingeschmack im Glas, ohne Zusatzstoffe oder Versand-Likör. Kraftvoll und erfrischend.


die Weinberge von Movia copyright: Tom Cannavan



Das Gut von  Stojan Ščurek ist für seine natürlichen Chardonnays bekannt, leicht oxydatif aber sehr angenehm im Geschmack.                                           

Mike Tommasi



Ps von mir:
Ein besonderer Wein aus der Produktion von Ščurek heißt UP, was auf Slowenisch Hoffnung heißt, aber auch U.P. gleich "langsam genießen" bedeuten kann - womit der Kreis zu Slow Food wieder geschlossen wäre.

Das und viele weitere interessante Informationen über die hier genannten Winzer und einige andere findet man auch auf der sehr gut gemachten Seite des britischen Wein-Online-Journalisten Tom Cannavan, der mir die freundliche Erlaubnis gab, einige seiner Fotos aus einer zweiteiligen Serie (Teil 1), (Teil 2) mit dem Titel Slovenian eXtremes zu verwenden. Dort kann man auch zahlreiche Verkostungsnotizen zu weiteren slowenischen Weinen lesen.


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18 octobre 2008 6 18 /10 /octobre /2008 12:25
Theo von gumia hatte es ausgerufen, das neue Ziel-Thema der 16. Weinrallye  : Weingenuss im Restaurant.  

"Welcher Wein kommt auf den Tisch, wenn Ihr ausgeht? Welchen Wein trinkt Ihr, ob nun zum feinem Menü im Restaurant, ob in geselliger Runde im Bistro oder Weinstube?" wollte er von den Teilnehmern wissen - und lange Zeit sah es so aus, als würde mein Beitrag dem von Niko nicht unähnlich eher von meinen Weinleiden in den umliegenden Restaurants handeln....

Wie schon in meinem Kommentar zu Theos Aufruf erwähnt und von Theo als Augenzeuge auch bestätigt, greife ich rein aus Verzweiflung beim Anblick der meisten Weinkarten unserer Restaurants und Bistros im schönen Orb-Jaur-Tal im Hinterland des Languedoc glatt  zu Gerstensaft, wenn ich nicht gleich bei Wasser bleibe...

Die Auswahl ist zwar lokal, aber sehr bescheiden und meist eher vom für den Gastwirt günstigsten Preis bestimmt, als von Überlegungen, die auf den Genuss des Gastes abgestellt wären.  Auch wenn man hier nur selten oder nie über unerschwingliche Preise für Weine klagen kann - meist übersteigt keiner der angebotenen Weine die 20 bis 25 Euro-Grenze - so läßt es den Fachmann doch verzweifeln, wenn er auf allen Karten die gleichen Weine,findet, die im Einkauf für den Restaurateur wohl selten teurer als 3 bis 4 Euro waren.  Die garantieren dann, auch bei einem Koeffizienten von 3 bis 4 noch eine satte Gewinnspanne für den Wirt, sind meistens auch trinkbar und für das Potemonnaie verträglich, aber mit Genuss haben sie doch meist wenig zu tun.

Und den suche ich nun mal auch, wenn ich ins Restaurant gehe. Gutes Essen und gute Weine gehören ja zu meinem Alltag, auch Freunde und Geselligkeit rund um einen reich gedeckten Tisch  kann ich zu Hause erleben - also erwarte ich beim Restaurantbesuch das kleine "plus", die Überraschung, die Entdeckung für Auge und Gaumen und nicht "the same procedure as everywhere..."!

Soweit also meine Bilanz der letzten Jahre und zahlreicher vergeblich Versuche, ein solches kulinarisches Erlebnis, an das man sich gerne erinnert, unabhängig vom Preis, von dem man anderen erzählt und das Lust auf Wiederholung macht, zu haben.link

Der Tag der Weinrallye sollte aber mein Glückstag sein! Liebe Gäste aus Spanien, die ihre kurzen Urlaubstage mit einem Besuch im Restaurant bereichern wollten - in der seit Ende August hier eingeläuteten Nachsaison der geschlossenen Türen zusätzlich eine echte Herausforderung! - veranlassten mich zu langem Nachdenken und vielen vergeblichen Telefonaten (das Adonis Rouge, von dem ich hier berichtete, hat leider inzwischen Konkurs anmelden müssen, die Auberge nah des Salagou bereitete sich schon auf den Jahresurlaub vor, unsere Winzerfreunde von der Ferme-Auberge Borie de la Vitarèle akzeptieren nur größere Gruppen und auch für die Auberge de la Jasse in Douch war keine aktuelle Telefonnummer mehr zu finden...).

Die Erinnerung an sehr positive Kommentare von Freunden und ein Blick ins Internet ließen dann Hoffnung aufkeimen: da gab es doch seit zwei der drei Jaren eine neues kleines Restaurant, gar nicht so weit weg und schon lange auf der Liste der Orte, die wir mal erkunden wollten: L'Ocre Rouge irgendwo in den schmalen Gassen von Hérépian, dass wir meistens nur schnell auf dem Weg zum Einkaufen in Bédarieux durchqueren und von dem man so, außer seinen drei Kreisverkehren, jedes Jahr ein neuer, nur wenig kennen lernt.

Roter Ocker, der Name klingt vielversprechend, warm, erinnert an die Fassaden der kalkverputzten Häuser in Bédarieux und an eine lange zurückliegende Fahrt zu den Ockerbrüchen von Roussillon nahe Apt... Vielleicht genau der richtige Ort zum Abschluss eines Tages, der uns schon durch die tote Landschaft der "Ruffes" rings um den Lac de Salagou geführt hatte, den die Weinrallyeteilnehmer spätestens seit meinem Beitrag zu den Vulkanweinen 
kennen.


Und so komme ich jetzt endlich zum Genuss... Schon der fürs Auge, denn das Restaurant liegt zwar versteckt in den schmalen Gassen, aber die führen auf einen typischen Dorfplatz vor der Kirche, mit steinerner Fontaine und alten Bäumen. Man tritt in den einzigen Gastraum, ein großes, nicht zu hohes altes Kreuzgewölbe und fühlt sich gleich wohl.

Vielleicht 15 Tische, rund oder oval, großzügig verteilt im Raum, um genug Privatsphäre zu ermöglichen, ohne sich isoliert zu fühlen, weiß gekalktes Deckengewölbe, das durch seine Dichte die Akustik angenehm diskret hält und ringsum bis in Hüfthöhe in warmen Ockertönen gestaltete Wände und sparsame Dekoration, die diese Farben aufnimmt und unterstreicht.

                                                                               

Thierry und Marion Deloulay haben hier den passenden Rahmen zu ihrer Philosophie des Genusses gefunden:

Une philosophie du bien manger...

Eine Philosophie des guten Essens...

Gemeinsam genießen! Genuss, etwas zu entdecken, sich vorzustellen, etwas zu erschaffen und schließlich den Genuss, Sie bei uns zu empfangen, Sie kosten zu lassen...

Etwas miteinander zu teilen.

Und sich Zeit nehmen, seine Zeit, auch die, einmal ein wenig davon zu verlieren.

Selbst wenn die Technik wichtig ist, so sollte sie doch diskret bleiben, durchschaubar, die Küche nicht zum Spektakel machen, sondern sich auf das Wesentliche konzentrieren, das Produkt, von Menschen gemacht, vom Boden genährt und vom Klima geprägt.

Ich bin nur ein Sprachrohr, ein Vermittler des Geschmacks.

Sie werden also hier genährt, wie man eine Freundschaft nährt, möge dabei zwischen Ihnen diese Spur von Menschlichkeit entstehen, die die Zivilisation ausmacht.

Wie kann man Genuss im Restaurant besser definieren, wenn, ohne das Schlagwort zu benutzen, die Definition des Kochen schon die des Terroirs in sich trägt, das auch die Arbeit eines jeden guten Winzers bestimmt.

Und so wird auch die regional orientierte, gut ausgewählte Weinkarte vorgestellt:

Wir haben alle Weine, die wir anbieten, persönlich (in Maßen) gekostet und ausgewählt.
Alle haben einen originellen Charakter, Spiegel der Lage, aus der sie stammen und der Persönlichkeit dessen, der sie macht.
Jeder paßt perfekt mindestens zu einem der Gerichte auf der Karte.


Thierry Deloulay steht in der Küche, Marion empfängt, berät - ebenso gut beim Essen, wie beim passenden Wein und serviert - freundlich, effizient und diskret (und bringt sogar schon mal das Haustelefon an den Tisch, wenn ein Anrufer nach der kleineren der beiden Frauen am Tisch des Mannes mit dem dicken Bart verlangt, die mit der Brille...:-).

Die Menus, von 24 € bis hin zu 42 €, tragen die Namen regionaler Rebsorten, von Cinsault über Grenache zu Syrah.

Die Preise der Weine sind vernünftig, ein roter oder ein weißer im Glas für 2 Euro - auf der Karte eine schöne Auswahl guter Winzer aus dem Orbtal, Faugères und Saint Chinian, von denen meiner Erinnerung nach keiner die 30 € Marke überschreitet. Die Preise im Schnitt nur 10 Euro höher als ab Gut - rechnet man den Restaurateurtarif der Kollegen ein, also höchstens 150%  Aufschlag,  eine sanfte Marge, im Vergleich zu den meisten anderen Etablissements (s.o.).

 

Getrunken haben wir an diesem Abend zwei Weine: der als Aperitif gewählte Viognier , Les Aires 2006, der Domaine Clovallon in Bédarieux überraschte meine Freunde durch seinen vollmundigen Geschmack und seine intensiven, sortentypischen Aromen - er setzte sich auch durch seine gute Säurestruktur erfolgreich gegen die als amuse bouche servierten Oliven in pikanter Knoblauchtunke durch und begleitete dann ebenso elegant das Tartare de poissons du jour, coulis tomates fenouil citron als auch meine Crème brûlée au lait de céleri et tuile parmesan, selbst zum Hauptgericht - Noisettes de porc à la réglisse,compotée de pommes aux épices - hätten wir dabei bleiben können.




Um noch ein wenig Abwechslung in die Weine zu bringen, bestellte ich einen roten 2003 von La Conque,  ein kleines Weingut in 550 Metern Höhe, dessen Besitzer, Nicolas und Manu Chavanne, hier vor ca 10 Jahren Syrah, Merlot und Cabernet Sauvignon anpflanzten. In unberührter Natur und ohne Einsatz von chemischen Spritzmitteln - in manchen Jahren durch das kühle Mikrolima dieser Senke (conque) mitten im Wald gezwungen, sehr (oder zu) lange auf die volle Reife ihrer Trauben zu warten, in guten, warmen Jahren, wie 2003 aber im Vorteil durch eben dieses kühle nächtliche Klima, dass aromatische Reife unter Erhaltung einer eleganten Säurestruktur ermöglicht.


Die Weine werden natürlich ausgebaut, ohne Zusatzstoffe, wenn man die beiden Winzer kennt, versteht sich das von selbst... Die dichte, fast schwarze Farbe im Glas und der komplexe fruchtige Duft bereiten schon auf die Geschmacksexplosionam Gaumen vor: schwarze Johannisbeeren, Pflaumen, würzig und dicht, sehr lang anhaltend, ein Wein mit "mache", also auch etwas zu kauen - nicht süffig sondern raumgreifend - kein idealer Begleiter zur exzellenten Auswahl gereifter Käse (der Roquefort: ein Traum), wie uns Marion ehrlich warnte, aber dann wieder ein idealer Begleiter zum Moelleux de chocolat in der Dessertauswahl à la carte... es handelt sich übrigens um einen Vin de Table.


Resumé: ein Abend, der mich mit der Gastronomie unseres Tals versöhnt hat: ein angenehmes Ambiente, freundliche, kompetente Bedienung, frische, erstklassige Produkte, gut zubereitet und liebevoll serviert, durchgängige Qualität vom Entrée bis zum Dessert und endlich die Möglichkeit, das auch mit einem passenden Wein zu begleiten - was will man mehr!

Eine Adresse, die ich weiterempfehlen kann, aber vor allem ein Ort, an den ich sicher zurückkehren werde - gerne auch mit Kunden, denn ich habe die Hoffnung, dass die Besitzer bereit sein könnten, mir als Winzerin zu erlauben (gerne auch gegen Korkgeld), meine eigenen Weine mitzubringen, um sie hier in einem angemessenen Rahmen beim Essen vorzustellen...

Ps:
Die Weinkarte wurde auf den Tisch gelegt, während wir in der Menukarte wählten, also konnte sie sich der nehmen, der sich dafür kompetent fühlte, unabhängig vom Geschlecht... und nachdem ich die Bestellung übernommen hatte, wurde selbstverständlich auch mir der Probeschluck eingeschenkt -
eine elegante Art, den Gästen die Wahl zu überlassen und jede Diskriminierung zu vermeiden.

2. Ps
und leiser Seufzer:
Als bekennende Raucherin muss ich hier doch noch ein kleines B-Moll hinzufügen: mir fehlt - so nach dem Käse und vor dem Dessert doch die Genusszigarette, bei der man sich entspannt zurücklehnt und mit den Tischgenossen weiter philosophiert  - über das genossene Essen, den Wein, Gott und die Welt ... die Alternatie, dafür kurz vor die Tür zu gehen und sich dort im Stehen an seiner Zigarette festzuhalten, die man in echter Junki-Manier wegpafft - fröstelnd und mit leichtem Schwindel im Kopfe - ist keine Alternative - also habe ich sie mir verkniffen, aber sie hat mir schon gefehlt... (Schließlich dauert ein Besuch im Restaurant in Frankreich in geselliger Runde selten weniger als 3 Stunden - man ist ja nicht in der Kantine).




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16 septembre 2008 2 16 /09 /septembre /2008 12:00
  GotoRio - die etwas andere Reiseseite im Internet , die über alle Orte schreibt - außer Rio, hat passend zu ihrem Thema zur 15. Weinrallye aufgerufen:

"Urlaubsweine, Urlaube und Weine, Weine und Urlaub"
und die Blogautoren definieren ihr Thema recht breit:

"Wir wünschen uns aus dem Urlaub mitgebrachte Weine, aber genauso Urlaubserlebnisse, die mit Wein zu tun haben und Weinerlebnisse, die mit Urlaub zu tun haben. Oder vielleicht ein Tropfen, der so gut ist, dass er den Urlaub ersetzt? Auch Berichte von Reisen in Weingebiete würden unser Herz erfreuen."

Wein
ist zwar auch das Thema dieses Blogs, Urlaub kommt aber leider seit Jahren eher selten in Betracht. Natürlich haben in früheren Jahren Kurzreisen auch immer automatisch zum Besuch bei einem Winzer geführt - die letzte liegt aber schon sehr weit zurück, auch wenn ich
hier schon einmal über den Winzer und seine Weine berichtet habe.

Auch Besuche bei regionalen Winzerkollegen sind natürlich auch immer ein wenig wie Urlaub und haben entsprechend schon
Spuren auf meinen Blogs hinterlassen, wie sich leicht an meinen Beiträgen zur französischen Weinrallye, den Vendredis du Vin, ablesen läßt.


Weinerlebnisse, die mit Urlaub zu tun haben
- damit kann ich dann doch noch etwas anfangen.

Auch dieses Erlebnis liegt zwar mit Anfang Mai 2008 schon wieder viel zu weit zurück - aber die Erinnerung frische ich immer wieder gerne beim Anblick meiner mitgebrachten Fotos auf...

Nach Abschluss des
Winterschnitts und  ersten Säuberungsarbeiten im Weinberg und vor einer lange anstehenden Renovierung zu Hause war es Ende April Zeit für einen Tapetenwechsel.

Es war schon lange mein Traum, mal wieder ausgiebig mit Menschen am Tisch zu sitzen, denen ich nicht mit meinem besonderen Verhältnis zum Inhalt meines Glases auf den Geist gehe, die mein Vergnügen, teilen über diesen Inhalt zu reden, über seine Herkunft, seine Geschichte und seine Entwicklungsmöglichkeiten zu spekulieren - ihm eben all die Zeit zu widmen, die er meiner Ansicht nach verdient, wenn er nicht aus der industriellen Massenproduktion stammt...

Und da bot sich - Internet  sei Dank - spontan die passende Gelegenheit. Philippe Rapiteau, in Frankreichs Weinbloggerkreisen bekannt als Autor des Blogs
La Pipette aux quatre Vins rief zur 5. Ausgabe der Re-Ve-Vin Rendez-vous Vendéen du Vin auf.

Eine Veranstaltung in S
aint Jean des Monts, einem  kleinem Badeort an den langen Sandstränden der Vendée, seiner Heimatgegend - absolut ohne kommerziellen Hintergedanken organisiert von zwei Weinliebhabern, wie man sie am liebsten trifft: weltoffen und erdverbunden, engagiert und immer bereit, ihre Entdeuckungen in geselliger Runde  zu teilen.


Unterstützung fand er bei Philippe Gaillard, einem anderen Weinverrückten, der seine Passion als Weinhändler und Restaurantbetreiber im
Chai Carlina zum Beruf gemacht hat und  - selbstlos - seine Räumlichkeiten zur Verfügung stellt und auch gerne für das leibliche Wohl sorgt.









Drei Tage Kommunion mit ca 20 Weinliebhabern, zwei sorgfältig vorbereitete Blindverkostungen  pro Tag von jeweils ca 20 Weinen - zum Tagesabschluss dann ein gemeinsames Essen - thematisch auf eines der Tagesthemen abgestellt, dazwischen die zahlreichen von den Teilnehmern aus ihren Kellern mitgebrachten Flaschen, die es zu entdecken gab.... für mich im Endeffekt ein Marathon für meine Geschmacksnerven und so viel Weinkommunikation, dass ichdie Pause am Nachmittag und vor dem Abendessen dringend brauchte, um mich als einsamer Strandläufer davon zu erholen.





Und das war dann wirklich
Urlaub pur - Wind und Wellen, Fundstücke im feuchten Sand, die mein Auge erfreuten und mit der filigranen Kalligraphie der Algen zur Meditation anregten - die mitgebrachte Weinkiste im Koffer war auf der Rückreise mit dem Zug über Bordeaux prall gefüllt mit Muscheln und den bizarren Lochsteinen, die ich in meinen Taschen gesammelt hatte.

Wer sich einen Überblick über die verkosteten Weine machen will, Loire - on und off, Beaujolais Crus, Vins du Monde und Vins de Table und zum Abschluss edelsüße aus Zentraleuropa -  kann das auf dem Blog der
Pipette (in den Tags auf ReVeVin klicken) - oder bei Olif , einem weiteren Champion unter den französischen Weinbloggern, ausgiebig tun.





Meine Lieblingsweine in dieser Fülle:  Edelsüße von Marie-Thérèse Chappaz und Christophe Abbet aus dem Wallis, das auch zu meinen schönsten Weinreiseerinnerungen zählt.  Sollte ich dort noch einmal hinkommen, steht ein Besuch bei ihr schon fest auf der Liste (zumal sie nach Aussage von Kennern auch über eine hervorragende Tomatenkollektion in ihrem Garten verfügt:-)).

Ja, es war alles da im Überfluss: Urlaub und Wein, Wein als Urlaub - und angenehme Zeitgenossen, mit denen viel - aber nicht nur - über Wein geredet werden konnte. Sogar zwei Weltreisende in Sachen Wein hatten sich zu uns gesellt und uns von ihrer
wine world tour berichtet. Und ein kleines Weinbloggertreffen ergab sich so nebenbei auch:-)!

Wenn es eben geht, werde ich wohl auch im nächsten Jahr versuchen,bei den 6. Re-Ve-Vin wieder mit dabei zu sein!




Die Zusammenfassung aller Weinrallyebeiträge zum Thema Urlaubsweine findet man inzwischen übrigens
hier bei gotoRio, die auch einen der originellsten Beiträge "walking wine and wasting time" über Urlaubswein in Köln verfasst hatten.






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15 juillet 2008 2 15 /07 /juillet /2008 23:30
Bordeaux Blends outside Bordeaux hieß die Aufgabe, die Mario Scheuermann auf seinem Bordeaux-Blog für diese 13. Weinrallye ausgesucht hat.

Es geht darum Rotweine im Bordelaiser-Stil zu finden egal woher nur nicht aus einer der Bordelaiser Appellationen.

Wobei dann als erschwerende Aufgabe hinzukam, dass der Mischsatz mindestens aus 3 der 5 heute noch üblichen Rebsorten bestehen sollte.

Soweit, so gut, wenn man in Lisson winzert, auch nicht zu schwierig, dennn all diese Rebsorten wachsen in unserem Weinberg und werden auch jedes Jahr, soweit bei der Ernte noch vorhanden (siehe Wildschweine) in der Cuvée Les Échelles de Lisson, assembliert.

Kaum war der Aufruf erschienen, ging schon Bewegung durch den Weinblogwald und da fielen dann merkwürdige Begriffe: Nachahmer war noch der harmloseste, Imitate folgten, selbst von Plagiaten war die Rede.

Imitation gilt in der Wirtschaft als Fälschung und Produktpiraterie und Plagiatoren, also Diebe geistigen Eigentums, können sich sogar strafbar machen. Auch Nachahmer, also Produzenten von me-too-Produkten, haben ja eher ein anrüchiges Image (und sind auch unter Bloggern leider keine Seltenheit).

Aber da der Urheber des Themas es eigentlich wertfreier und eher als sportliche Aufgabe gestellt hat, werden wir uns jetzt als Winzer im Languedoc, der in seinen steinigen schieferdominierten Steilhanglagen Lust hatte, zu sehen, was aus diesen, alle als qualitativ hochwertig bekannten Rebsorten in einem Klima werden kann, das zusätzlich noch optimale Reife auch für die Späten dieser Palette garantiert, nicht formalisieren und uns beleidigt in unseren Keller zurückziehen.

Dass es sich bei allen Genannten (Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Côt/Malbec und petit Verdot) um traditionsreiche Rebsorten handelt, kann man schon daraus entnehmen, dass ihre Portraits auch in der bekannten Ampelographie von Viala-Vermorel an prominenter Stelle auftauchen.

   


  

Im Weinberg könnte ich sie momentan nur in grünem Zustand portraitieren - dabei dürfte vor allem dieses Foto, das ich zum Größenvergleich zwischen Mourvèdre und Petit Verdot kurz vor der Blüte aufgenommen hatte, sehr gut illustrieren, warum der Verdot mit dem Adjektiv "petit" klein bedacht wurde.

oben: petit Verdot darunter Mourvèdre

Wenn man weiß, dass er ebenso wie der in Bordeaux heute nur noch selten vorkommende Côt oder Malbec, sehr kapriziöse ist, zur Verrieselung neigt und lange Reifezeit braucht - während der Côt zu den frühreiferen Sorten gehört, wegen seiner saftigen, dünnhäutigen Beeren aber sehr empfindlich auf zu wuchskräftige Pfropfunterlagen und damit zu hohe Ertragsmengen mit Fäulnisbildung reagiert, versteht man, warum sie aus dem Rebsortenspiegel der reichen und tiefgründigen Böden Bordeaux nach der Reblausattacke verschwunden sind.

Auf den kargeren Böden rund um Cahor gehört Malbec noch zu den Standartsorten, hier hat er zusammen mit seinen Verwandten Tannat und Negrette zur Renaissance des Vin Noir, des schwarzen Weins vons Cahor geführt. Eine Appellation, die die aus Südamerika, vor allem Argentinien, wohin der Malbec 1868 von einem französischen Agronomen eingeführt wurde, nach Europa zurückschwappende Malbec-Welle geschickt ausnutzt und auf seinen Blackisphère-Blogs ein reges Internetmarketing auch in englischer Sprache betreibt.

Aber zurück nach Lisson. Diesmal fand die Verkostung einmal nicht in letzter Minute am Computer statt, sondern gestern am hellen Nachmittag in Gesellschaft von zwei zufällig gleichzeitig eingetroffenen Besuchergruppen, die mich aus dem Weinberg holten.

Nach Rundgang durch Barrique und Flaschenkeller, wo Rebsorten, Gärung, Ausbau und unsere Art der behutsamen, energieschonenden (außer unserer eigenen:-) und zusatzstoffreien Weinbereitung zweisprachig erläutert wurden  (die Gäste waren ein älteres, sehr ökologisch orientiertes französisches Paar aus einem Nahbardorf, ein seltenes Ereignis - und ein deutsches Touristenpaar mit Kindern und entsprechender Eile...), wurden natürlich ein paar Flaschen geöffnet, um Clos du Curé, Clos des Cèdres und die Échelles de Lisson nicht nur theoretisch kennen zu lernen.



Während der Pinot des Clos du Curé diesmal auch schon in seiner recht jungen Ausgabe von 2005 überraschte, zeigten sich der sonst in seiner Jugend viel verschlossenere Mourvèdre des Clos des Cèdres 2002 und sein noch tiefschwarzere, tanninreicherer Jahrgangsbruder von den "Leitern", den schmalen Terrassen hinterm Haus, auf denen man den Berg erklimmt und auf denen sich, oft nur mit 2 oder 3 Reihen  dicht bepflanzt Côt, Cabernet FrancCabernet Sauvignon folgen, von einer erstaunlich freundlichen Seite.

aufsteigend in den Oliventerrassen: Les Echelles de Lisson

Aber wir wollen ja heute nur vom zweiten sprechen:  Les Échelles 2002 - eine Assemblage aus einer Dominante von Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc, gefolgt von Merlot und Côt/Malbec. Aufgrund der Schweine leider in diesem Jahrgang nicht abgerundet durch den kleinen Beitrag von Petit Verdot, der hoch oben in der Arena des Clos des Cèdres wächst.



Wie schon gesagt: von fast tiefschwarzer Farbe, in der Nase dominiert von Brombeeraromen und würzigen Noten, im Mund dann überraschend weich, samtig, mit guter Säurestruktur, aber schon voll mit der Frucht verschmolzenen Röstnoten, die den 18 monatigen Ausbau in Barriques nur noch ahnen lassen. Im Finale Wildkräuter und schwarze Kirsche - und das Versprechen, dass dieser Wein auch noch in einigen Jahren ein interessanter Partner im Glas sein wird.

Ein weiterer Besucher gesellte sich überraschend zu uns, landete im Gleitflug auf der Flasche, umrundete sie, inspizierte sie von allen Seiten und konnte nur im letzten Moment dran gehindert werden, sich zielstrebig in ihrem Inhalt zu ersäufen. Auf welches der aus der Flasche aufsteigenden Aromen, dieser Gast besonders reagierte, hätte ich gerne gewußt, aber nachdem wir ihn auch ein zweites Mal am Eindringen gehindert hatten, flog er beleidigt davon, ohne uns darüber aufzuklären.

    

Les Échelles de Lisson: kein Bordeaux-Imitat, sondern eher ein von seinem Terroir und unserer Idee eines natürlichen wilden Weins geprägter Tropfen, der hoffentlich in diesem Jahr dank der neuen Elektrozäune einmal wieder alle 5 Rebsorten vereinen wird. Daumen drücken!

Wer Lust auf die Zusammenfassung der anderen Rallyebeiträge hat, kann sich auf Planet Bordeaux beim
Ausrichter informieren.



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10 juin 2008 2 10 /06 /juin /2008 21:35
 Die 12. Weinrallye kehrt zu ihrem Urvater zurück und Thomas hat uns gleich ein sehr originelles Thema gestellt: ein Wein, der den Einfluss von Kirche und Religion wiederspiegelt, in seiner Geschichte, seiner Verwendung und natürlich auch in seinem Namen.

Da er deutlich darauf hingewiesen hat, dass nur der Name nicht ausreicht, musste dieser Wein dann heute doch wieder den Weg zurück in meinen Keller antreten, trotz seines frommen Namens konnte ich über diesen 1998er Spätburgunder von der Winzergenossenschaft in Britzingen im Markgräflerland nichts weiter herausfinden, als dass er zu einer Reihe mit Heiligennamen und Künstleretiketten ausgestatteter Weine gehört - das würde wohl nicht reichen, um vor den Augen des gestrengen Rallyevaters Gnade zu finden.

Also zurück in den Keller, der weniger geistliche Etiketten aufweist, als ich ursprünglich vermutet hatte.

Jetzt bedauere ich, dass ich Thomas schon zugesichert habe, dass ich meinen Heimvorteil, mit 10 Jahrgängen des Clos du Curé im Keller, unserem Pinotwein aus Lisson, nicht ausnutzen werde. Dessen Geschichte, die durchaus beweist, dass er hier voll sein Teilnahmerecht hätte reklamieren können, kann man in meinem Beitrag vom letzten September "Clos du Curé - woher der Name stammt" aber schon ausführlich
hier nachlesen.

Auch die Kiste mit den Flaschen des 1987ger "après le déluge" (nach der Sinflut) wird noch etwas auf erneute Verkostung und die Veröffentlichung der dazu gehörigen Geschichte unserer Anfänge warten müssen - suspense...

Meine Suche nach französischen Messweinen habe ich etwas zu spät begonnen - und meine Beziehungen zur heutigen Curé sind nicht eng genug, um ihn um eine Kostprobe zu bitten. Immerhin fand ich dabei heraus, dass man einen solchen offenbar auch ohne besondere Berechtigung einfach per Internet bestellen kann - dazu noch biologisch angebaut - was der kirchlichen Bestimmung, dass es sich um einen unverfälschten Wein möglichst ohne Zusatzstoffe handeln soll, ja entgegen kommt.

Einen Überblick über historische und internationale Tendenzen bei Messweinen bietet übrigens die Etikettensammlung zu diesem Thema, die man hier besichtigen kann - bei den älteren Modellen findet man erstaunlich viele Süßweine mit recht hohen Alkoholgehalten - was sich aber wohl im Zuge der anti-Alkohol-Kampagnen sehr verändert hat. Das links abgebildete Etikett der katholischen Kirchengemeinde Zinzwil aus der Schweiz stammt auch aus dieser Sammlung und hätte mich sicher auch als "Etikettentrinker" durchaus zum Kauf anregen können.

Auch den ersten Salon der französischen Zisterzienserweine im letzten April in
Paris habe ich leider verpasst, an dem alleine 5 Güter aus dem Languedoc, die in ehemaligen Abteien untergebracht sind, teilnahmen. Zwei davon habe ich vor Jahren schon einmal besucht, die Abtei von Fonfroide bei Narbonne, in der auch wunderschöne Konzerte stattfinden, und die Abtei von Vallemagne, Richtung Pezenas, deren Kirche nach der französischen Revolution mit großen Fudern ausgestattet und in einen Weinkeller verwandelt wurde. Ein Anblick, der bei meinem Besuch noch durch das gleichzeitig stattfindenden Konzert indischer Musik, das bis in die frühen Morgenstunden dauerte, eine irgendwie unwirkliche Atmosphäre schuf...

Nun, all das war heute nicht verfügbar und so blieb als letzter Ausweg der Gang zu unserem kleinen Lebensmittelhändler im Dorf, um zu sehen, ob ich dort in extremis nicht doch noch fündig werden sollte.

Offensichtlich wird dort kein Messwein verkauft, auch Abteien und Klöster sind nicht vertreten, aber immerhin konnte ich doch noch einen Kandidaten finden, von dem ich hoffe, dass er die Kriterien gerade so eben erfüllt:


Immerhin handelt es sich bei dem Weingut Saint Martin des Champs, das circa 30 km südlich von Lisson Richtung Béziers, nicht weit von Château Coujan liegt, um eine ehemalige
Hermitage aus dem 7. Jahrhundert, die früher als Einkehrort für Pilger auf dem Weg nach Saint Jacques de Compostella diente (das gab's auch schon, bevor ein deutscher Komiker einen Dauerseller darüber geschrieben hat).

Dazu handelt es sich auch noch um die Cuvée de l'Hermitage, Jahrgang 2004, die ich da für 6,50 € erwerben konnte, also preislich kein großes Risiko. Die Weintanks aus Quadersteinen sollen von 1752 stammen und auch heute noch benutzt werden. Allerdings ist die Cuvée de l'Hermitage als Barriqueausbau gekennzeichnet - eine Assemblage aus Cabernet und Merlot, die 12 Monate getrennt ausgebaut wurden - deshalb firmiert dieser Wein auch "nur" als Vin de Pays d'Oc auf dem Etikett (diese beiden Rebsorten sind für die lokalen AOC Weine - hier wäre es Saint Chinian oder Coteaux du Languedoc) nicht zugelassen.



Im Glas erweist sich der Wein als dunkelrot, fast schwarz. In der Nase ein voller Duft von Brombeeren, Mokka und Lakritz - im Geschmack sehr harmonisch ausgewogen zwischen Fruchtnoten, die sich um schwarze Johannisbeeren bereichern und einer angenehme Tanninstruktur, ohne jede störende Säure - durchaus lecker ohne Begleitung, aber sicher noch besser zu einem guten Essen.

Leider kann man nicht gleichzeitig am Komputer und am Herd sein (ich zumindest nicht - und nebenbei war ich heute tagsüber auch im Weinberg), also testete ich die Kombination: rechts das Glas mit dem Wein, links ein Nem frisch aus der Pfanne - na ja, nicht ganz überzeugend. Also wurde das Nem gegen ein Stück guten reifen Schweizer Käse ausgetauscht - und siehe da, das passte perfekt zusammen ( für perfekte kulinarische Beschreibungen in Weinrallyebeiträgen sollte man sich an die unübertroffene
Svetlana halten).

Alles in Allem also eine erfreuliche Entdeckung mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis und für mich so die Möglichkeit, einen kleinen Beitrag zu diesem göttlichen Thema zu leisten, bevor die
Komplet eingeläutet wird.

Die Zusammenfassung mit den Links zu allen Beiträgen dieser Weinrallye findet sich inzwischen
hier, bei dem, der das Alles ins Leben gerufen hat, unserem unverzichtbaren Thomas Winzerblogger Lippert.

Amen


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11 mai 2008 7 11 /05 /mai /2008 22:22
Obwohl die Zusammenfassung dieser rosigen Weinrallye, mit für mich vielen interessanten Informationen über deutschsprachige Vertreter der Gattung heute schon mit Bravour von Niko in seinen Weinwelten veröffentlicht wurde, wollte ich heute mein Versprechen halten und hatte so einen guten Vorwandt, um unseren verstaubt-grauen Alltag an diesem Pfingstsonntag etwas Farbe beizumischen.
 
Auch wenn für drinnen Weiß geplant ist, so zeigt sich die Natur ringsum in einer opulenten Farbpalette. Dazu tragen nicht zuletzt die üppig erblühenden Rosen bei. Alles eher genügsame Sorten, die vor dem Haus und auf der Mauer unterm Weinberg seit einigen Tagen nicht nur das Auge erfreuen, sondern auch die Luft mit ihrem von zart-betörend bis überwältigend parfürmierten Duft erfüllen.





Und so war es klar, wo die beiden Flaschen Roséweins aus dem Languedoc für das obligatorische Foto in Szene zu setzen waren. Für jede von ihnen gab es vor der Haustür das passende Dekor.

Erster Kandidat war der voll gestylt auftretende ETHNIK rosé 2006, Vin de Pays du Mont Baudille von der Winzervereinigung in Montpeyroux, Languedoc.



Ausgestattet mit Etikett, Rückenetikett, kleiner extra-Vignette, passender gelackter Kapsel und modischem Schraubverschluß in dunklem Pink war er in dem Laden, in dem ich ihn erstanden hatte, ein echter Eycatcher, zumal es auch eine Rotwein und eine Weißweinversion in der Reihe gibt.

Die heute 160 Haupt- und Nebenerwerbswinzer dieser dynamischen Kooperative, die 600 Ha Weinberge im Hinterland des Hérault, an den letzten Cevennenausläufern bearbeiten, erzeugen durchschnittlich 32 000 Hektoliter
Wein, davon 20 000 als AOC Côteaux du Languedoc.

Der Roséwein der ETHNIK-Serie besteht zu 50% aus Syrah und 50% aus Grenache, zwei klassischen

Rebsorten der Appellation. Die Weinbereitung erfolgt laut Internetseite nach einer Mazeration bei Niedrigtemperatur (also einer kurzen Standzeit auf der Maische) und weiter unter ständiger Temperaturkontrolle nach dem Abpressen auf einem pneumatischen Kelter. Die Farbe  erinnert an Erdbeersaft, 13% Alkohol und eine kräftige 
Säurestruktur, würden es wohl vielen Weintrinkern schwer machen, den Wein in einer Verkostung mit verbundenen Augen von einem Rotwein zu unterscheiden. Jedenfalls solange man gewohnt ist, süffige Weine technologischer  Machart (und vermutlich unter  Verwendung selektionierter Aromahefen vergoren) zu trinken. 

Das Ganze kommt zwar schick daher, ist aber wohl allenfalls als Essensbegleiter zu empfehlen, da ich mir vorstellen kann, dass man davon auf der Terrasse in der Sonne sitzend schnell einen dicken Kopf bekommt. Bei Tisch (zum Test standen mir heute Abend ein Rest Entenpaté mit grünem Pfeffer und anschließend eine kräftige Hühnersuppe mit Reis zur Verfügung) schlägt er sich aufgrund seiner Säurestruktur und einer leicht prickelnden Frische auf der Zunge schon besser - eher herb als süß, was ich persönlich als angenehm empfinde. Für 4 € durchaus vertretbar, wenn man sowas mag.

Der zweite Repräsentant der Gattung gibt sich in der Ausstattung ebenfalls modisch, wenn auch eher in hellem Pink und mit einem klassischeren Design. Die Cuvée Antique der Domaine La Tour Penedesses 2006 Coteaux du Languedoc vom Winzer Alexandre Fouquet aus Gabian (zwischen Faugères und Pezenas) weist ebenfalls stolze 13% Alkohol auf.



Die Webseite der Domaine war leider (nur heute? ) nicht erreichbar. Der als dynamisch geschilderte Winzer hat sich im Jahr 2000 hier auf 40 Ha installiert und vinifiziert eine Vielzahl von Rebsorten und Weinen. Es soll sich hier um eine Cuvée aus Cinsault 70%, Grenache 5%, Syrah 10% und Mourvèdre 5% handeln., deren von Hand geerntete Trauben von steinigen und trockenen Böden stammen, die zu 70% aus vulkanischem Gestein bestehen.

Auch hier erfolgt die Weinbereitung nach einer Mazeration auf den Traubenhäuten unter Trockeneis (CO2) bei 8 bis 10°C, an die sich eine Gärungszeit von bis zu 2 Monaten bei kontrollierten 16°C anschließt.

In der Farbe ist er seinem Verkostungspartner sehr ähnlich - irgendwo zwischen lachsfarben und Erdbeersaft, sodass es schwer fällt, die Weine, hat man sie einmal im Glas vor sich, mit dem Auge zu unterscheiden.


Auch im Geschmack ist der Unterschied nicht so groß, wie es die unterschiedliche Traubenzusammenstellung vielleicht vermuten ließe. Vielleicht etwas weicher im Mund (kein Wunder, bei dem hohen Anteil an Cinsault, einer fruchtigen, aber tanninarmen Rebsorte der Gegend und auch in der Provence die Grundlage aller Roséweine), trotz deutlicher Säurestruktur, etwas weniger frischer Biss. Auch hier würde ich unbedingt empfehlen, ihn zum Essen zu trinken, wo er aber bei mediterraner Küche durchaus an seinem Platz wäre. Ich habe für die Flasche 7,50 € bezahlt.

Insgesamt wohl beides trinkbare Weine - wenn auch nicht wirklich nach meinem Geschmack - aber ich bin halt kein Roséfan und trinke auf der Terrasse im Sommer eher Wasser oder Café - in einem Land, in dem man 5 bis 6 Monate des Jahres täglich dort verbringen könnte, hat man wohl auch nicht unbedingt das gleiche Bedürfnis, diese Tatsache mit einem besonderen und dazu noch alkoholischen Getränk zu begehen:-).

So, morgen geht's zurück zu Grau und Weiß, damit ich bald wieder ins mich erwartende, munter weiter sprießende Grün eintauchen kann.









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10 mai 2008 6 10 /05 /mai /2008 18:54
Niko hat für die 11. Weinrallye den Sommer ausgerufen (und konnte doch damals noch nicht wissen, dass das deutsche Pfingstwetter ihm da so recht gibt). Deutscher rosafarbener soll es sein - und ich bekam extra eine Ausnahmegenehmigung, auch hiesige zartrote vorzustellen...

Diesmal habe ich sogar rechtzeitig daran gedacht, mir zwei Flaschen dieses sonst von mir nicht so geschätzten Getränks ins Haus zu holen - zwei verschiedene Produzenten, zwei Preisklassen, beide aus dem Languedoc.

Dann kam Klaus auf die Idee, mal eben schnell unseren Wohnraum frisch zu streichen - eine gute Idee, die von Holzofen und zwei Rauchern verqualmten Wände hatten es nötig - nur mit dem eben mal schnell war das so eine Sache.

Die alten Steinwände mit ihrem Kalkputz, zeigten sich erst in strahlendem Weiss, die Arbeit schritt munter fort, dann, oh Graus, blätterte langsam überall alles wieder ab.

Also nichts mit gemütlich im frisch gestrichenen Heim ein Glas Rosé probieren und auf weiße Wände schauen, sondern seit zwei Tagen kratzen und bürsten, Staub bis zum Abwinken, abends zwei frühzeitig gealterte graue Gestalten, eine solide Staublunge und zur Nacht Zuflucht auf der Ladefläche im Transporter, der zum Glück Platz für das Bettzeug bietet.

Nun, Camping vor der eigenen Haustür ist ja auch ganz originell,  da könnte ich ja wenigstens ein paar schöne Fotos von den Flaschen draußen im Grünen machen - aber da auch alles Inventar  aus dem Raum kistenweise herausgetragen und im Atelier gestapelt wurde, weiß ich jetzt nicht einmal mehr, wo meine Kamera sicher untergebracht wurde.

Also: alles rosa wird auf später verschoben und hier nachgeliefert, wenn drinnen endlich wieder alles weiß ist und wir, nach einer gründlichen Endreinigung nicht mehr grau, auf das Ende dieses Intermezzos anstoßen können. Versprochen!
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10 avril 2008 4 10 /04 /avril /2008 20:34
Die heutige zweistellige Weinrallye startete unter der richtungsweisenden Leitung von Christoph Raffelt von originalverkorkt und hatte Chenin Blanc – als unbekannte Vielfalt zwischen Kult- und Massenwein zum Thema.

 Meine eigenen Erfahrungen mit der Rebsorte habe ich schon
hier als kleine Einstimmung vorgestellt.

Ihr Ursprungsgebiet liegt in Frankreich im Loiretal – man nimmt an, dass der Name ursprünglich von einem Berg gleichen Namens stammt, dem Mont Chenin, eine andere Erklärung liefert der Larousse Universel, der als Etymologie aus dem Altfranzösischen raisin des chiens anführt, also Hundetrauben..

In der Touraine und im Anjou werden daraus die Weißweine gemacht. Diese können trocken sein (Jasnières, Savennières, Vouvray, Montlouis, Anjou, Saumur,...) moelleux (halbsüß) oder auch liquoreux, also edelsüß, je nach Jahrgang oder Auslese durch den Winzer (Bonnezeaux, Coteaux du Layon, Coteaux de l'Aubance, Jasnières, Quarts de Chaume, Savennières, Vouvray, Montlouis...). Zusätzlich werden sie auch für Schaumweine verwand (Crémant de Loire, Montlouis-sur-Loire, Saumur, Vouvray).

Andere weiße Traubensorten laufen ihm weltweit an Bekanntheit den Rang ab. Bei Kennern gilt Chenin aber als ein Kandidat für große Weine. Vielleicht wird er auch unterschätzt, weil lange Zeit viele Winzer die Trauben lieber vor der Reife ernteten, grün und sauer und das Alkohol- und Süßdefizit dann mit Zucker (früher aus der Tüte, heute eher aus konzentriertem Most), der in Frankreich im Gegensatz zu Deutschland nicht verboten ist, ausglichen, durch die allbekannte Chaptalisation. Natürlich musste dann besonders kräftig geschwefelt werden, um eine zweite Gärung auf der Flasche zu verhindern. Und fertig waren unausgewogene, pappig süße, aber billige Apéritifweine, bei denen der dicke Kopf schon vorprogrammiert war.

Wenn man heute noch bei Wikipedia über die Süßweine der Coteaux du Layon lesen kann:

Der Wein wird zu 100% aus der Rebsorte Chenin Blanc gekeltert. Am Layon bildet sich im Herbst Nebel, der einen Befall der Beeren mit Botrytis cinerea begünstigt und zu Edelfäule führt. Die Beeren müssen manuell in mehreren Erntegängen eingeholt werden. Dieser Aufwand hat natürlich seinen Preis. Eine Flasche kostet im Normalfall zwischen 9 - 12 € / Flasche


- dann weiß man, dass das nicht mit rechten (wenn auch leider legalen) Dingen zugehen kann.

Dass sich mit der Zeit eine Front von Winzern zusammengefunden hat, die versucht, der Rebsorte und damit den Appellationen mit neuen alten Methoden wieder zu ihrem verdienten Platz zu verhelfen, kann man auch in einem schönen
Reisebericht von Stephan Reinhardt über die Querköpfe an der Loire aus dem Spiegelarchiv nachlesen.

Zu den engagiertesten Kämpfern an dieser Front gehört Patrick Baudoin aus dem Layon, Mitbegründer des
Vereins Sapros, dem Club der Verfechter der Botrytisweine, die sich engagieren, ihre edelsüßen Weine nur aus natürlich konzentrierten Trauben zu keltern.

Die Liste der Mitglieder hat inzwischen einen guten Klang und umfasst auch andere Weinbaugebiete und Rebsorten in Frankreich: von André Ostertag und Jean-Michel Deiss aus dem Elsass über Pierre Gaillard aus Condrieu, Menard, Delesvaux und Jo Pithon im Layon, Issaly und Lescarret in Gaillac, Eric Nicolas in Jasnière und Jean Thevenet in Macon, Francois Chidaine in Montlouis bis zu Bernadette Lacoste, Mireille Daret und Xavier Plantier von Château Guiraud in Sauternes. Alle sind sich einig, dass die große Plage der edelsüßen Weine in Frankreich in der Chaptalisation liegt.

Auf seiner
Webseite führt Patrick Baudoin  ausführlich in das Thema ein – ich fand seine Darstellung sehr überzeugend und habe mich deshalb entschlossen, hier eine kleine Zusammenfassung zu liefern:

Er beruft sich dabei auch auf Alexandre de Lur Saluces, der schon in seinem Buch über die Moral von Yquem ausführt, dass man die Hälfte des Erntevolumens verliert, wenn man die angestrebten 18 bis 20 ° Alkohol ohne Chaptalisation anstrebt und leitet aus den daraus folgenden Zahlen und Erfahrungen ab, dass praktisch 95% der edelsüßen Weine in Frankreich chaptalisiert sind, davon gut 50% im Überfluss.

Das hat erhebliche Auswirkungen : Für die Qualität : Die Weine halten kenen Vergleich aus. Die natürliche Konzentration kann nicht durch zugefügten Zucker ersetzt werden, der lediglich zu einer Erhöhung des Alkoholgehalts führt. Was man aber eigentlich sucht, ist mehr Materie, Aromen, wie von kandierten Früchten, die sich dann im Laufe der Zeit entwickeln können, wie auch die Aromen des Botrytis. Diese verhelfen den Weinen auch zu mehr Stabilität, was wieder heißt, man braucht im Endeffekt weniger Schwefel.

Das große Gegenargument ist quantitativ : eben der Satz : man verliert die Hälfte an Volumen, wenn man nicht (wie ja erlaubt) chaptalisiert. Um auf natürliche Weise einen edelsüßen Wein zu erarbeiten, müsste man sich mit 10 bis 15 Hl/Ha begnügen. Die gleichen Trauben, die mit 20% potentiellem Alkohol in natürlicher Konzentration geerntet werden und dann 100L Maische ergeben, haben 200L Ausbeute, wenn man sie mit 17,5% erntet, fügt man denen dann die erlaubten 8,5 kg Zucker hinzu, kann man anschließend 205L mit 20% verkaufen. ... Konsequenz: ein halb- oder edelsüßer Wein, der normalerweise ein seltener Wein wäre, dessen Menge stark vom Jahrgang abhängt, wird durch die Chaptalisation ein Wein, der seinen Jahrgang kaum noch widerspiegelt und beim Verbraucher als banaler Süßwein haften bleibt, den er, s.o., für ein paar Euro in jedem Supermarkt bekommt.

Dabei ist er natürlich auf dem ganzen Produktionsweg, auch schon im Weinberg, viel rentabler, denn abgesehen von der zusätzlichen Arbeit, die man einsetzen muss, um qualitative überreife Trauben zu ermöglichen (Auslese der Knospen, Grünschnitt, Ausdünnen des Weinlaubs...), zeigt allein das Beispiel der Ernte, den enormen Unterschied im Aufwand und damit in den Produktionskosten: Bei 20% natürlichem Gehalt, und erwachsenen Reben, schafft eine Erntemannschaft von 10 Personen höchstens eine Ausbeute von 2 Barriques pro Tag, bei Trockenbeerenauslese 440L = 44l/pro Person bei mindestens 4 Durchgängen. Schon wenn man bei 18% erntet, reichen 2 bis 3 Durchgänge, man erntet nicht mehr alle Beeren einzeln und alles geht viel schneller. Den Unterschied allein in den Lohnkosten kann man sich vorstellen. Zahlt man dann für die nötigen 8,5kg Zucker 13 € und setzt als Beispiel einen einheitlichen Verkaufspreis von 30 € an, beträgt der zusätzliche Umsatz schon 3 200 €, was auch erklärt, warum es sich hier um ein Tabuthema handelt..

Chenin mit Botrytis (Bild aus der Webseite von Jo Pithon

Auch die offiziellen gesetzlichen Regeln sind in Frankreich das Gegenteil der deutschen und österreichischen, sie basieren eben auf der Chaptalisation und nicht auf der Botrytisation. Während in den Mutterländern der größten edelsüßen Weine, Deutschland, Österreich und Ungarn, anerkannt wurde, dass je stärker ein Wein botrytisiert ist, desto geringer seine Alkoholgrade sein können, man also eine Trockenbeerenauslese schon ab 5,5% zulassen würde, weil das Gleichgewicht eines Weins von Materie, Aromen und Säure bestimmt wird, weiht man in Frankreich alles dem Kult des Alkohols. Lange Zeit musste im Layon ein Basiswein 11% haben, ein qualitatif hochwertigerer Wein, wie der Quart de Chaume 12%. Erst langsam setzt sich die Absurdität dieser Regelung in den Köpfen durch und man hat den Mindestgehalt inzwischen für alle edelsüßen Weine auf 11% „heruntergestuft“.

Dazu muss man wissen, dass bei der Gärung sehr reicher Maischen nicht aller Zucker in Alkohol verwandelt wird, da die Hefen in einem zu alkoholgesättigten Milieu nicht überleben; dazu wird ihre Aktivität auch von Molekülen gestört, die durch den Botrytis produziert werden.
Wenn eine Maische von 361g Zucker pro Liter potentiell 21% Alkohol erzeugen kann, so wird der Wein, der aus der Gärung hervorgeht, wenn die Hefen nur 170g Zucker in Alkohol verwandeln können, am Ende nur 10% Alkohol aufweisen, während noch 191 g Restzucker enthalten sind (also ein Menge von 11% potentiellen Alkohols, die nicht realisiert wurden).

Man kann davon ausgehen, das von den 1%, die die edelsüßen Weine unter den AOC Weinen ausmachen, nur ein ganz geringer Teil auf natürliche Weise erlangt wird – vielleicht 5% von diesem 1%. .. Während vor Einführung der Chaptalisation die edelsüßen Weine als seltene Perlen wahrgenommen wurden, die nur durch eisernen Willen und Passion eines Winzers und sehr abhängig vom Jahrgang der Natur abgetrotzt werden konnten, gelten heute die Liquoreux in Frankreich in der öffentlichen Wahrnehmung einfach als „zuckrig-süße Weine“.
Dabei ist das Wesentliche eines edelsüßen Weins eben nicht der Zucker sondern die Magie der totalen Transformation durch natürliche Konzentration mit Hilfe von Botrytis  der Materie der Trauben. Hier liegt ihr Geheimnis, ihre Faszination, die keine künstliche Anreicherung ersetzen kann – auch wenn dabei die Hälfte der Ernte verschwindet!
Solange man noch edelsüße Weine für 8 € im Supermarkt findet, solange die angereicherten Weine noch den Markt beherrschen, wird das Image dieser Weine besudelt, banalisiert und der Mehrheit der Weintrinker wird sich die wahre Natur der natürlichen edelsüßen Weine nie erschließen können.

Bilanz: Es ist einfacher, diese Weine im Export zu verkaufen, wo sie auf Liebhaber treffen, die andere Referenzen haben. Leider fehlt im Layon auch eine Größe wie Yquem, die den Ruf der Appellation begründet hätte.

Und aus den oben angeführten Gründen haben es die drei dutzend Winzer, die für eine Erneuerung kämpfen, schwer, das Bild der Liquoreux weitreichend zu verändern. Es sind immer noch kaum mehr als 2% der als edelsüß geernteten Trauben, die die Mindestanforderung von 17,5% kontrolliertem natürlichem Alkohol aufweisen.

Natürlich sollte auch die Weinbereitung für diese Weine langsam und ohne große Interventionen erfolgen.

Ihre komplexe Struktur macht diese Weine, die oft nur als Aperitif oder zu fois gras eingesetzt werden, aber auch zu idealen Begleitern einer ganzen Mahlzeit, und ihr ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Süße und Säure macht sie zu idealen Begleitern exotischer Küche.

Man kann aber auch einen solch edlen Tropfen als Meditationswein genießen....

So wie den Sens du Chenin, ein für mich unvergesslicher Tropfen, den uns Patrick Baudoin vor 4 Jahren zum Abschluss eines Winzeressen am Rande des Salone del Gusto von Slow Food in Turin kredenzte – ein unvergessliches Erlebnis!

Leider war mein Gang in den Keller nicht von Erfolg gekrönt – die letzte Flasche wurde wohl schon im letzten Jahr getrunken und in der Kiste ruhten nur noch zwei Flaschen der Lebensgefährtin von Patrick Baudoin, Mireille Daret. Ihr Cru Baréjat 1996 hat uns vor wenigen Tagen wieder begeistert – stammt aber leider aus Sauvignontrauben, denn es ist einer der besten Sauternes...

Die Coteau du Layon von Baudoin kann man kann man in Deutschland laut Internet
hier finden.

Der Preis (41 bis 48 € 0,5L) sollte nicht abschrecken.
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