750 grammes
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14 juillet 2013 7 14 /07 /juillet /2013 08:57

jeden-tag-ein-buch_arianebille.png

"Genussbuch
bedeutet, dass es sich nicht zwingend um ein Kochbuch oder Ähnliches handeln muss. Genuss liegt in so vielen Momenten und Dingen unseres Lebens verborgen, dass Du auch gerne über einen berauschenden Opernführer schreiben kannst."

So heißt die Aufforderung bei Arthurs Tochter, der ein Bücherwurm wie ich natürlich nicht wiederstehen kann.

 

Und dazu ist heute schon der letzte Tag - ich hab's mal wieder nicht geschafft, rechtzeitig an den Start zu gehen. Dafür gibt es Entschuldigungen, bin erst vorgestern aus Deutschland wieder hier in Lisson eingetroffen und habe sozusagen noch den "Jetlag" zu verdauen, die Post zu sortieren und zu reagieren, die Tomaten im Garten neu hochzubinden, die dank fleißigen Gießens meiner Dorfnachbarn die herrschende Hitzewelle einigermaßen überstanden haben, den Weinberg zu belaufen, um zu sehen, ob die Winzerin da nicht auch arg gefehlt hat... . ja, und natürlich auch die Küchenvorräte erst mal wieder aufzufüllen ... und mich auch etwas auszuschlafen....

Aber es ist eben auch noch bis kurz vor Mitternacht Zeit, meinen Beitrag zu leisten, zu dieser wunderschönen Sommer-Blogger-Aktion - also ab an die Bücherwände und noch mal aussortiert, worüber ich berichten könnte, wenigstens ein paar von meinen Genusslieblingen sollten bis heute Abend noch vorgstellt werden.


Jörg Utecht und  Christoph Raffelt haben schon zwei Lieblinge meiner Krimikochbücher behandelt, die kann ich mir also sparen (und ich hab sie noch, die antiquarischen Ausgaben der von ihnen genannten Bücher :-) ),also werde icheuch nichtnoch einmal  den Cavalho von Wasquez Montalban oder die Rezepte aus den Krimis von George Simeon vorstellen. Babettes Fest, das ich auch schon für eine vergangene Weinrallye rausgesucht hatte, findet man bei Pimpi-Mel-la - und sicher gibt es noch andere Überschneidungen mit Ideen, die mir durch den Kopf gingen und Büchern, die in meinen Regalen stehen, bei den zahlreichen Mitbloggern, die ich noch nicht entdeckt habe..

Tja, aber was wähle ich jetzt aus, aus dem reichen und gemischten und überall auf den mehr oder weniger improvisierten Regalen verteilten Schätzen meiner kulinarischen Büchersammlung?

Bücherregale
Die ist nämlich überall verteilt, in schwindelnder Höhe fast unter der Decke im Atelier, da brauche ich den Feldstecher oder die große Leiter, um ein verschwundenes kleines Bändchen zu entdecken ... oder auch ganz unten, hinter dem dicken Lesesessel - manches auch vermutlich in der zweiten Reihe hinten im tiefen Standregal.... von den irgendwann zur Nachschlagen benutzten Bänden, die auf diversen Stapeln in den Leseeckchen auf und unter Tischchen oder Fensterbänken landeten und dann noch denen, die an liebe Freunde ausgeliehen gerade gar nicht mehr im Haus sind, gar nicht erst zu reden....

Und genau zu dieser Sorte scheint ein weiterer Kandidat meiner "Lieblingsgenussbücher" zu gehören, das kleine Bändchen mit dem schönen Titelbild auf dem Umschlag, das mich schon über 40 Jahre begleitet:

Spoerri.jpg

Gastronomisches Tagebuch. Itinerarium für zwei Personen auf einer ägäischen Insel. Nebst einer Abhandlung über den oder die Keftedes.
Spoerri, Daniel - cuoco secreto.
Published by Luchterhand, (Neuwied Berlin) , 1970

Mein Exemplar hat schon etwas eingerissene Ecken am Umschlag, zahlreiche Umzugskisten, diverse vollgestopfte Regale und vor allem häufiges Lesen haben ihre Spuren hinterlassen. Und da ich jetzt hier - wegen momentaner Unauffindbarkeit - nicht aus dem Inhalt zitieren oder gar das namensgebende Rezept für die Fleischbällchen kopieren kann - eine kleine Erinnerung an die Zeit, als dieses Buch in meiner Bibliothek landete ...

Meine Sammlung von Kochbüchern hat natürlich lange Zeit vor der rund um den Wein begonnen. Dafür gibt's eine ganz einfache Erklärung: als ich mit 20 zum ersten Mal geheiratet habe, konnte ich gerade das berühmte harte Ei kochen, aber selbst  die damals für ein sonntägliches Familienessen so unverzichtbaren Salzkartoffeln veranlassten mich, in meinem ersten Basiskochbuch für junge Hausfrauen, das uns zum Glück jemand zur Hochzeit geschenkt hatte, nachzuschlagen - zum Glück stand auch das mit den Kartoffeln drin....

Es folgten lange Jahre der Ernährung (oder des Abfütterns) in der Hochschulkantine, aufgeheitert von Spaghettis aus der Miracoli Packung (an besonderen Tagen angereichert durch eine Dose Büchsenchampignons) ... immer im Bemühen, die notwendigen Essenszeiten durch möglichst angeregte Gesprächspartner zu würzen, um sich nicht zu sehr auf den Tellerinhalt konzentrieren zu müssen...

 

... bis ich eines Tages meine Freunding Erika Tischer traf, 15 Jahre älter als ich, aber ebenfalls noch Studentin, Mikatze hieß das damals, nach den amtierenden Kuiltusminister, aber auch schon Mutter zweier Kinder und verheiratet mit einem Fotografen, in deren Haushalt sich das "tout Düsseldorf" der damaligen Zeit - zumindest das zwischen Kunstakademie und Kunstahalle - die Klinke in die Hand gab.


Hier lernte ich zum ersten Mal wunderschön improvisierte Essen zu 8 oder 10 um den runden Tisch kennen oder auch von Zeit zu Zeit Empfänge für 40 Personen, auf denen die Tische unter den verschiedensten Gerichten - ebenso köstlich wie auch oft exotisch - fast zusammen brachen  - immer alles mit hervorragender Logistik und einem Minimum an finaziellem Einsatz organisiert und zubereitet. In diesen Jahren bei und mit Erika habe ich gelernt, meine Angst vor größeren Gesellschaften zu verlieren und dass eine gute Inspiration durch diverse Lektüre, eine gute Intendanz und keine Angst vor Improvisation, die Basis einer gastlichen Küche sein sollten.

In der Zeit fing ich also an, Kochbücher zu sammeln - nicht um sklavisch irgendwelche Rezepte nachzukochen, sonder einfach aus Neugierde und um - wie auf jedem anderen Forschungsgebiet - weiter in die Materie einzudringen. Die Originelleren, in denen es neben - oder oft sogar vor - den Rezepten auch etwas Philosophie, ein paar persönliche Anekdoten oder Informationen zum kulturellen Umfeld, der Geschichte einer Küche zu lesen gab, hatten dabei natürlich für mich den Vorzug. Und Spoerris kleines Bändchen hatte da natürlich immer einen, selten erreichten Vorzugsplatz auf meiner Lieblingsliste.

In diesen Jahren habe ich natürlich auch entdeckt, dass man sich während immer wieder aufflammender Diätperioden à la Brigitte oder bei leerer Kasse gegen Ende  besonders schwieriger Monate  auch schon mit der Lektüre köstlich ernähren, geradezu sattlesen konnte. Nichts lenkt so von einem knurrenden Magen ab, wie mit Spoerri auf seiner griechischen Insel über Keftedes und Hackfleischbällchen zu diskutieren, den Autoren der Weltküchenbände von Time-Life in ferne Länder zu folgen oder sich in die Geschichte der Alimentation zu vertiefen, mit Büchern über die Küche der Römer, das Mittelalter oder die Renaissance.....

Und so schmökere ich auch heute noch gerne in meiner alten, leinengebundenen Ausgabe von Salcia Landmanns Gepfeffert und gesalzen" - Geschichten über Gerichte. Ein streitbares Kochbrevier (Walter-Verlag, Olten und Freiburg im Breisgau 1965), in dem ich so schöne Passagen finde, wie:

"Sauerrahm bei Mark Twain

 
Mark Twain erzählt in seinem Buch 'Tom Sawyer' von einer Mutter, welch weinend berichtet, sie habe ihren Jungen georfeigt, weil sie glaubte, er habe aus der Speisekammer den Rahm genascht. Und dabei habe sie ihn selber am Tag vorher weggegossen, weil er schon sauer war!

 
Man stelle sich nur vor! Die Amerikaner hielten die delikaten saure Sahne für verdorben und schütteten sie weg! Konnten solche Menschen in Küchenhinsicht ernst genommen werden? Es gab mir einen regelrechten Schock." (S.120)"

 

 

oder lese mal wieder das erste Kapitel von Herrmann und Katinka Mostar "Katherlieschens Kochbuch - Was gleich nach der Liebe kommt" Ullstein Verlag Frankfurt 1970.


"Zum Neuen Jahr der alte Brauch
Daß es zum Neujahrstag einen Schweinebraten gibt, ist eine alte, gute Sitte, denn das Schwein ist das Sinnbild des Glücks, der Stärke und der Fruchtbarkeit seit Wotans Zeiten; daß es aber heute fast immer ein Braten vom zahmen Schwein zu sein pflegt, ist zwar keine schlechte, jedoch eine ziemlich neue und wenig sinnvolle Sitte; unseren Altvorderen wußten es noch besser und aßen zu Neujahr nur Wildschwein. Denn das Wildschwein alleine ist das wahre Symbol für Glück, Kraft und Liebe: wer es dereinst im harten Kampf erlegte, bekam die Hand der Schönsten im Land; die Heldenkraft des Achilles rührte daher, daß er mit Wildschweinleber aufgezogen wurde, und der weltbewegende Busen der  schönen Helena daher, daß sie viel Frischlingsfleisch aß - es stärkt nämlich nicht nur zu schwache Brüste, sondern es mindert auch zu großes. Temperament in der Liebe, hingegen erzeugt das Fleisch des weiblichen Wildschweins Lust und sinngemäß bringt es denn auch Kindersegen; ja, selbst die Kugel, die es tötete, hat Heilkraft: wenn ihr sie in eurem Neujahrsbraten findet, sol egt sie unter eure Zunge, und sie wird euch vor Zahnschmerzen bewahren. So jedenfalls lehrten die alten Ärzte; die neueren Zahnärzte lehren das nicht, aber sie sind Partei." (S. 13)

Und wenn man, wie ich,jedes Jahr seine Trauben aus dem Weinberg tonnenweise im Rachen von Wildschweinen verschwinden sieht, kann man ja auch nur die alten Bräuche wieder herbeiwünschen - und diesem amüsanten kleinen Rezeptbuch eine Neuauflage.

Und so könnte ein Streifzug durch meine Kochbuchsammlung jetzt noch stunden- und tagelang weiter gehen... aber es ist ja schon der letzte Tag der Blogaktion - und dies ist ja auch ein Wein-und kein Kochblog...


... obwohl, wenn man als Winzer Vin de "très bonne" Table auf seine Etiketten schreibt, hofft man natürlich auch, dass dieser Tisch auch gut gedeckt mit köstlichen Speisen ist, damit die Weine einen ihnen angemessen Rahmen finden :-).

Wenn dieser Artikel - trotz fehlender Rezepte und Hochglanzillustrationen - jetzt den einen oder anderen Leser und Kochblogger dazu anregt, auch mal in Bücherwühlkisten und Nachlässen (oder schlicht im Internet) nach in der Aufmachung weniger attraktiven, dafür aber durchaus gehaltvollen Genussbüchern aus der grauen Vorzeit des vorigen Jahrhunderts, aus der ich auch selber stamme, zu stöbern, so werdet ihr nicht nur dabei meist eure Scheckkarten entlasten, sondern da durchaus Bereicherndes und Kurioses finden - und sicher auch das eine oder andere Rezept, das vielleicht Gnade findet oder Erinnerungen weckt. Und auch sehen, dass Kritik an den Zutaten und denaturierten Lebensmitteln (wie der berühmten Milch, die auch vor 50 Jahren schon nur noch selten zu Sauerrahm mutierte - bevor im Siegeszug von Crème Fraiche auch die deutschen Molkereien eine neue Marktlücke entdeckten) immer schon von guten Köchen iund Genussmenschen geübt wurde!

So, und jetzt ab mit dem Artikel auf den Blog - damit ich endlich Zeit habe, alle Eure schönen, toll illustrierten Artikel zu lesen :-)!

Die gesamte Liste aller an der Aktion teilnehmenden Blogs mit den weit über 100 besprochenen Büchern und den Links zu den in der letzten Woche erschienenen Artiken findet ihr übrigens hier auf Facebook.




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16 janvier 2013 3 16 /01 /janvier /2013 22:45

nach einem sonnigen, strahlend blauen Jahresauftakt, bei dem das Wetter mir erlaubt hat, Riesenfortschritte beim Rebschnitt zu machen, kam heute Morgen die Überraschung: die ersten Flocken fielen vom Himmel !

Eine Fahrt zum Wochenmarkt in Saint Pons stand trotzdem auf dem Programm - mit Mittagstisch bei Freunden, wo eine mitgebrachte Flasche unseres Les Moulenty Merlot 2000 sich als perfekter Begleiter für den Nachtisch aus Orangen, Schokoladentrüffeln und Gewürzkeksen erwies-


accord-parfait-Merlot-2000.jpg

 

Vorsichtige Rückfahrt über schon stark verschneite Straßen nach Olargues - und dort dann die Erkenntnis, dass der Rückweg nach Lisson wohl nur noch zu Fuß zu bewältigen sein würde.

 

Olargues-tour-et-pont-Teillaud.jpgPhoto copyright Pierre-Albin Teillaud

 

Ein schöner Marsch durch den unberührten Schnee - nach ein paar hundert Metern nur noch Tierspuren, feenhafte Bäume, Sträucher und Gräser ... und dann endlich, der Blick auf Lisson -

 

Lisson-neige-janvier-2013.jpg

 

es ist schön, zu Hause anzukommen :-)

 

 


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24 mai 2012 4 24 /05 /mai /2012 11:28

Heute keine Weinbergbilder und auch kein Spaziergang durch die Rebterrassen von Lisson. Und das nicht, weil mein Beitrag zum Digital Born Wine Award, dessen Sieger gestern live aus London während der RAW Natural Wine Fair bekanntgegeben wurde, eben nach dem schönen Erfolg, in die Vorauswahl der letzten 5 gekommen zu sein, dann doch nicht auf's rein englischsprachige Siegertreppchen durfte.

 

Nein nichts von alledem, aber nicht, weil ich jetzt traurig enttäuscht in einer Kellerecke schmolle, sondern einfach weil die Winzerin mal wieder auf Reisen gegangen ist. Der Sommerbesuch in Düsseldorf, bei meiner Mutter und alten Freunden stand wieder einmal an. Und das kalte, feuchte und stürmische Wetter der letzten Woche machte den Abschied vom Süden leicht.

Die Ankunft auf dem kleinen Flughafen nahe der holländischen Grenze, der sich stolz "Düsseldorf" nennt, obwohl er bekanntlich noch weit davon entfernt ist, war ein echter Klimaschock. Wie beim letzten Besuch, der von Montpellier nach "Frankfurth" in der Eifel ging, musste ich einen Temperaturunterschied von gefühlten 20 Grad verkraften...nur diesmal in umgekehrter Richtung: war es im November der Schock von 20° beim Abflug und -2°C und Schnee und Eis bei der Ankunft, so konnte ich diesmal die 28° im Schatten, die mich auf der Treppe des Fliegers überfielen, kaum glauben.

Und auch die Reise im Shuttlebus, der wohl über keine Klimaanlage - und leider natürlich erst recht nicht mehr über zu öffnende Fenster - verfügte, kam einem verlängerten Saunabesuch nahe....

Aber dafür erwartete mich bei meinen Gastgebern dann das in Deutschland ja immer schon so beliebte Urlaubsziel: ein Traum von Balkonien in voller Blüte...und nach dem herzlichen Empfang ein entspannter Abend in fröhlicher Runde um eine runde Tafel .

Spargel und Weisswein, mit und ohne Perlen, gab es reichlich und auch die Lichter der Flugzeuge im Landeanflug waren wieder am Himmelzu sehen. Weit genug ab von der Einflugschneise kann man sie hier ohne der Begleitlärm bis nach Sonnenuntergang am Horizont verfolgen (alle 60 Sekunden ein neues...ich hab sie gezählt...) ... das ersetzt dann die Sterne, die ja im lichtverschmutzten Großstadthalo untergehen....


balkonien-2012-kl.jpgSommer auf Balkonien

 

Hier also mein Tagesfoto, alles frisch von mir gegossen - und der Blick in den südlichen Wetterbericht zeigt, dass auch in Lisson wohl langsam die Sonne wieder scheint...und dann sicher auch jemand daran denkt, meine noch vor der Abreise gepflanzten Tomaten zu gießen:-).

 


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2 décembre 2011 5 02 /12 /décembre /2011 06:21

180°+Adventskalenderlogo+2011 1

 

Da hab ich mich ja auf was Schönes eingelassen - den Inhalt für das zweite AdtzVentzTürchen des großen Überraschungskalenders von HundertachtzigGrad zu liefern - und das als seit über 30 Jahren im Wald im Languedoc lebende Exil-Düsseldorferin.

 

Susa hat mir sogar das passende Logo - mit Weinblatt - für den heutigen Tag geschickt:

 

Logo Iris

 

Meine zaghaften Versuche, deutsche Weihnachtsbräuche in diese, bis vor wenigen Jahren vom ganzen Adventsrummel noch unberührte Gegend einzuführen, waren doch eigentlich schon vor langer Zeit klaghaft gescheitert...

 

Natürlich hatte ich im ersten Jahr, in der ersten Wohngemeinschaft meines auch damals schon nicht mehr so jungen Lebens in mühevoller Kleinarbeit einen Adventskalender bestickt - wie im lang zurückliegenden Handarbeitsunterricht: auf Stramin,mit klaren Farben und den üblichen Motiven - und vor allem einem roten Kalenderrahmen im Plattstich und allen 24 Zahlen, unter denen dann die handgenähten Säckchen mit den mühsam zusammengesuchten Überraschungen für meine beiden französischen Alt-Achtundsechziger Mitbewohner aufgehängt wurden - die geraden Tage für Pierre, die ungeraden für Philippe - aber irgendwie sind beide über die ersten Tage nicht hinweggekommen mit dem Öffnen - und so ab dem 7. habe ich dann das morgendliche Drängeln aufgegeben und in aller Stille die restlichen Säckchen selber aufgeschnürt und ausgeräumt - nur mit den "Überraschungen" war es so natürlich nicht mehr so weit her....

 

In den folgenden 20 Jahren, schon in Lisson, mitten im Wald am Fuß unseres wilden Hügels, der in den nächsten Jahren langsam zum Weinberg werden sollte, ließ ich es dann bleiben und versuchte erst gar nicht, meinen französischen Ehemann und Bauernsohn mit solchem Schnickschnack zu betören. Immerhin gab es da ein paar Jahre lang einen Weihnachtsbaum vor der Tür  - unser Versuch, die von Nachbarn in ausgerissenen Weinfeldern an unserem Wegrand aufgrund obskurer Subventionprogramme gepflanzten Fichten subversiv zu dezimieren, die wir in unserem trockenen Klima fürebenso nutzlos, da viel zu langsam wachsend, als auch unangebracht (Bodenversauerung) und sogar gefährlich  -  da leicht brennbar - hielten... 

 

Kerzen gabs in diesem nicht an das Netz des französischen Atomstroms angeschlossenen Ort das ganze Jahr über, um unsere Abende und Nächte etwas zu erhellen, also hatte auch das keinen besonderen, auf eine bestimmte Jahreszeit beschränkten Reiz, Weihnachtsgeschenke waren in meiner katholischen Schwiegerfamilie nicht üblich - wichtiger war der Besuch zu Neujahr, wo dann diskrete Umschläge mit den "Etrennes" für nützliche Anschaffungen an die 5 erwachsenen Kinder verteilt wurden (natürlich erst nach einem üppigen 3 stündigen Neujahrsmahl - traditionell mit oeufs mimosa als entré und der der knoblauchgespickten Hammelkeule in der Mitte...

Immerhin ersparte das mir,nach ersten Versuchen mit kleinen, sorgfältig eingepackten Geschenken, die eher leichte Peinlichkeit auslösten, da es eben keine vorgesehenen "Gegengaben" in gleichen Stil gab,  in den  folgenden Jahren den den Stress der vorweihnachtlichen Geschenkejagd.

 

Deutsche und englische Freunde und Verwandte sorgten in der Vor-Internetzeit immerhin noch für die bunte Weihnachtskartenguirlande an den alten Eichenbalken unserer Zimmerdecke, die ab Beginn Dezember etwas Weihnachtsstimmung in den sonst undekorierten Raum brachte. Franzosen verschicken ihre guten Wünsche erst nach Weihnachten fürs Neue Jahr, sozusagen zu einem Zeitpunkt, wo man eher an den bald wieder anstehenden Frühjahrsputz mit guten Vorsätzen fürs Aufräumen denkt und deshalb den Krimskrams eher diskret in einer Pappschachtel verschwinden lässt.

 

Wären da nicht unsere Freunde im Nachbardorf gewesen, die immerhin ab Anfang Dezember die alte Familienkrippe mit den provenzalischen Santons aus dem Keller holten und mit viel Moos und Schiefersteinen die entsprechende Landschaft auf der Fensterbank aufbauten, um diese bunte Schar gekonnt in Szene zu setzen - bis hin zum wichtigen Detail, die schwangere Maria auf ihrem Esel zu Weihnachten gegen die schlankere auszutauschen - mit dem zuletzt ausgepackten Jesuskind, das endlich in der Krippe liegen durfte, ich hätte mich weiter darauf beschränken müssen, in melancholischen Momenten heimlich meine alte Schulblockflöte aus dem abgegriffenen Etui zu holen, und leise vor mich hin mein Flötenbüchlein aus ebenso vergangenen Zeit rauf und runter zu spielen...mit kommet ihr Hirten, es ist ein Ros' entsprungen und Stille Nacht, heilige Nacht....wobei der deutlichste Kommentar zu diesen musikalischen Darbietungen viele Jahre von Philibär, unserem sonst so treuen Hund kamen, der sich dann leise winselnd auf die Kellertreppe flüchtete.

 

Dank der schon oben eingeführten Freunde bekam ich aber doch noch einen tieferen Einblick in das traditionelle ländlich katholische Weihnachtsprogramm - nix mit Weihnachtsspaziergang am Heilig-Abend-Spätnachmittag mit Papa, während Mutter den Baum schmückt und Beschehrung beim Nach-Hause kommen nach Ansingen der (echten!) Kerzen, Aufsagen vom "draus vom Walde" und vor dem Kartoffelsalat mit Würstchen (für mich Cocktailwürstchen auf besonderen Wunsch des sonst als strikt vegetarisch bekannten Kindes und ein Stück geräucherten Aal für Vater - jedem seine Extrawurst!) Ach ja, es gibt da ja auch noch das alte Schwarz-Weiß-Photo (das muss ich jetzt einfach noch mit PH schreiben!) im Familienalbum mit der Unterschrift "Muschi auf dem Puff mit Flöte", aber das war hinterher, denn da liegen noch jede Menge sorgfältig fürs nächste Jahr zusammengefaltete Geschenkpapiere neben dem goldbedruckten Skai Sitzkissen...

 

Ein klassischer französischer heiliger Abend ist da eine ganz andere Sache. Man trifft sich am späten Abend, neben der Krippe (siehe oben, Maria noch auf dem Esel), früher wurden dann sicher Geschichten erzählt, wie an jeder "Veillé", dem nach Anbruch der Dunkelheit stattfindenden geselligen Zusammensitzen - heut darfs auch schon mal das weihnachtliche Fernsehprogramm sein, das im Hintergrund läuft und für die einstimmende Geräuschkulisse sorgt. Dann scheiden sich die Weicheier von den Hartgesottenen - die ersteren fahren im Auto in die Kirche, in der der reisende Landpastor die erste Christmette abhält - je mehr Paroissen er abhaken muss, desto eher hat man die Chance, einen Termin zu finden, der es erlaubt, um 8 oder 9 wieder zum Essen zu Hause zu sein. Die Traditionalisten warten stoisch bis zur letzten Messe, der einzig echten - eben die um Mitternacht - und natürlich geht man so weit wie möglich zu Fuß, jedenfalls solange es nicht in Strömen regnet. In den glücklichen klaren kalten Nächten, wenn die Sterne am noch nicht lichtverschmutzten Himmel blinken, hat das durchaus was, fast ist man dann versucht, den berühmten Kometen zu suchen, während man durch die Weinberge zur kleinen romanischen Abteikirche auf ihrem Hügel wandert... und dort, in der klirrenden Kälte auf den harten Bänken ist man als ungeübtes Protestantenkind dann dankbar für die wärmende Gymnastik des vielen Aufstehens und Hinsetzens, immer sorgfältig darauf achten, was die Banknachbaren machen ...und wenn dann zum Schluss gesungen wird - les anges de nos campagnes - il est né le divin enfant und natürlich Minuit Chrétien, bei dem sich die Tenöre unter den Anwesenden so richtig ins Zeug legen können:

"Peuple debout! Chante ta délivrance,
Noël, Noël, chantons le Rédempteur!

 

Und dann ab nach Hause, denn jetzt kommt das, worauf alle schon den ganzen Abend gewartet haben und was die leise knurrenden Mägen in den Gesangspausen schon andeuteten: Das Weihnachtsessen!

Zu Hause wartet die vorbereitete lange Tafel: la grande bouffe kann beginnen.

Entrée: wahlweise Lachs, Jakobsmuscheln und Austern, Riesencrevetten oder gar Languste, natürlich begleitet von der selbstgemachten Aioli.....gerne begleitet von einem Picpoul de Pinet oder einfach einem Glas Champagner (oder einer Blanquette de Limoux für die Regionalisten).

 

Danach mit Vorliebe Fois Gras - und traditionell vom Hausherrn selbst zubereitet und serviert: Ragout Fin - (Rezept kann bei Matthias vom ersten Türchen nachgelesen werden;-) - in anderen Haushalten kommt auch mal die nur zu Feiertagen servierte Boudin Blanc zum Einsatz, die ich (irrtümlicherweise?) lange Zeit für die französische Variante von Weißwurst gehalten habe...


Natürlich verschiedene Salate (grüner mit Olivenöl, Feldsalat mit frischen Wallnüssen natürlich mit dem entsprechen Nussöl)) - große Wurstplatten mit Bergschinken, Saucisse sèche und diverse hausgemachte Terrinen - und die ersten Rotweine - meist regional, also aus dem Languedoc, also Grenache, Syrah, Mourvèdre und Carignan in diversen Assemblages, meist relativ jung serviert.

Alles natürlich mit reichlich frischem (oder angesichts der späten Nachtstunde nochmal kurz aufgebackenem) Baguette begleitet.

 

dann ist eigentlich der erste Trou Normand angesagt - das kann auch statt Alkohol ein einfaches, erfrischendes Sorbet sein, schließlich ist das Mahl noch lange nicht zu Ende...

 

Und dann kommt langsam das Hauptgericht - plat de résistance genannt - also tief durchatment und den Gürtel aufschnallen...

Da gibt es entweder die gefüllte Ente oder Gans (natürlich mit Marons d'Olargues) - oder eben die sanft gegarte Hammelkeule - natürlich auch hier wieder mit viel Knoblauch - dazu - je nach Herbstwetter - die selbst gesammelten Steinpilze oder Pfifferlinge - seltener um diese Jahreszeit noch frisch zu finden, aber auch gerne gesehen getrocknet in den diversen Saucen oder süß-sauer eingemacht als Konserve..

Natürlich gibt es auch diverse Gemüse - aber irgendwie kann ich mich, trotz meiner persönlichen Vorliebe für diesen Teil der Ernährung nicht mehr richtig daran erinnern... es ist inzwischen so irgendwas zwischen 2 und 3 Uhr Morgens, da nimmt mit zunehmender Nahrungsaufnahme (und diversen Toasts) auch das Fassungsvermögen meines Hirns und meiner Geschmacksknospen langsam nach. Das ist natürlich besonders schade,weil hier jetzt meistens die älteren Weine, sorgfältig am Nachmittag entkorkt und zum Atmen  in ihre Karaffen umgefüllt, auf den Tisch kommen. Entweder ein besonders alter Jahrgang vom kleinen Winzer des Vertrauens, oder auch mal ein älterer Bordeaux oder Burgunder, der von einem früheren Besucher mitgebracht und der hiesigen Sitte folgend, nicht sofort geöffnet, sondern erst mal im Keller eingelagert wurde.

 

So, jetzt ist Zeit für den nächsten Trou Normand - diesmal darf er ruhig aus einem kleinen Glas Alkohol bestehen, zum Beispiel einer Poire Williams oder einem anderen geistigen Getränk...

 

Jetzt folgt narürlich noch die Käseplatte, der Weihnachtsroquefort - entweder der aus der flachen silbernen Dose, die Société zum Fest herausgibt, oder, noch besser, der nachgereifte aus dem Deputat eines Milchlieferanten für die Großmolkerei, von denen jeder einen auf dem Larzac kennt, der ihm diese Köstlichkeit von Zeit zu Zeit überlässt - und natürlich auch ein alter Lagiole, nur echt mit dem wenig dezenten Stallgeruch auf der dicken Kruste und wer das voher nicht schon beim Braten getan hat, kramt spätestens jetzt sein gleichnamiges Lieblingsmesser aus der Hosen- oder Handtasche...(das, das mir immer im letzten Moment siedend heiß einfällt, wenn ich mit dem Koffer am Flughafengepäckschalter  stehe...). Die kleinen regionalen Ziegenkäse aus der Gegend, die sonst in allen Reifegraden in der Ronde des Fromages nicht fehlen dürfen sind nur noch als besonders reife und kräftige Exemplare vertreten, da hier ja jeder weiß, das ein anständiger Chevrier die Produktion im Herbst einstellt, um sie erst im Frühjahr, nach dem Lämmern wieder aufzunehmen. Aber natürlich hat man sich eine große Tome de Chèvre in Reserve gelegt die jetzt zu Ehren kommt...so denn noch jemand Platz hat. Obwohl, wenn man einmal gelernt hat, dass nichts so verführerisch ist, wie noch ein Stückchen Käse zum letzten Schluck Rotwein (ja, richtig gelesen, Rot, nicht unbedingt nur Weiß, denn  da verteitigen sich bei der hier geschilderten Auswahl eben auch unsere Lisson-Weine sehr gut:-) - und dann natürlich noch ein Schluck Rotwein zum letzten Stück Käse und.....

Ja, und dann, nein, immer noch nicht die Bescherung (für die, die bemerkt haben, dass davon noch nicht die Rede war), nein, jetzt erst das Dessert - und das ist natürlich die Buche de Noel - diese baumstammförmige Variation unserer Buttercrèmetorte...oufff....

danach braucht man absolument einen kleinen Café - und den Pousse Café - den alten Cognac oder, sozusagen medizinisch gerechtfertigt, die alte Chartreuse...und während jetzt endlich die Geschenke ausgepackt werden können (die Uhr zeigt langsam 4 Uhr morgens an...)...gibt es für die weniger reichlich bedachte ältere Generation noch die traditionellen 13 Desserts de Noel - ein bunter Teller von gefüllten Feigen und Datteln, Callissons d'Aix und den restlichen 10 anderen Süßigkeiten, die zum Fest nicht fehlen dürfen.

Ja, und dann ist es Zeit, sich durch die verknüllten Papierberge zum Mantel zu kämpfen, im Gepäck die neuen Geschenke und noch ein paar eingepackte Reste vom langen Mahl und möglichst heil nach Hause zu kommen (auf Taxen darf man hier auf dem Land nicht rechnen - mit Gendarmen aber meist zu dieser spät/frühen Stunde   auch nicht...). Und wenn man Glück hat, wird man von den Schwiegereltern eben erst am Neujahrstag um punkt 12 bei Tisch erwartet und nicht am 1. (und hier einzigen) Weihnachtstag...

 

So, das war das, was mir jetzt beim Schreiben im Morgengrauen, während draußen der hier so lang ersehnte Regen gegen das Balkonfenster meiner Oberkasseler Gastherberge pladdert, zu diesem zweiten Türchen eingefallen ist.

 

Nicht lesen werden die Anhänger von 180° also meine ursrünglich geplante Abhandlung über die Entwicklung des In-Tieres für die Advents und Weihnachtszeit in Düsseldorfer Schaufensterdekorationen,  (letztes Jahr wars der Hirsch - um wenigstens etwas zu verraten, was den geneigten deutschen Lesern wohl auch kaum entgangen sein dürfte), den Glühwein im Allgemeinen und seine Vertreter in Supermarktregalen im besonderen (nachdem mein Coputer letzte Woche schon einen Totalcrash nach Virus hatte, habe ich von Selbstversuchen am eigenen Körper Abstand genommen - eine "Vergiftung" à la fois genügt. 

 

Nicht sehen kann man leider auch die Bilder, die natürlich eine solche Aufzählung von Gaumenfreuden bei einem guten Blogger ergänzen sollte - aber es handelt sich hauptsächlich aus Erinnerungen aus vordigitalen Zeiten - als noch gegessen werden konnte, ohne erst langwierig das richtige Licht für's Foto der dekorieten Teller und Platten zu suchen...

Und jetzt muss der Inhalt dringend online gehen, so denn mein Blog-Provider wieder mitspielt - was zu Beginn meiner frühmorgendlichen Sitzung  gerade mal wieder nicht der Fall war (um 3 Uhr 15 aus einem Alptraum erwachtund aufgesprungen : ich hab meinen Türchenartikel noch nicht fertig....Susa kriegt nen Fön...). Also dann, ich freu mich schon auf die nächsten Türchen, die ich dann ganz in Ruhe ausgeschlafen lesen werde:-)! Bis dahin, frohe AtzVentz-Zeit!

 

(übrigens: korrigiert wird erst später, vielleicht streue ich dann auch noch ein paar Links über den Text - für heute morgen muss es so gehen, sonst werde ich nie fertig - gearbeitet soll ja heute auch noch werden..)





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7 novembre 2011 1 07 /11 /novembre /2011 17:16

Ein Löffel geht auf die Reise. Verrückt. Weltbekannt. Prominent.

 

 "Arthurs Tochter gibt den Löffel ab!"

 

so hieß die Botschaft vor einigen Wochen bei Astrid, die seit unserer sehr flüchtigen Bekanntschaft beim Vinocamp in Geisenheim in meinen Focus geraten ist und sich schnell mit ihrem Blog zum Kreis meiner Lieblingslektüren gehört. Dafür muss man nicht unbedingt selber kochen, denn es gibt auch jede Menge Geschichten ohne Rezept  und meist noch mit richtig viel Text, womit sich der Besuch für eine Leseratte wie mich erst recht lohnt. Nebenbei verrät sie auch gerne, was sie zum Essen so trinkt und das ist oft Wein und macht den Eindruck, dass se davon auch was versteht:-).

 

Also mehrere Gründe, warum ich mich spontan als möglicher Gastgeber gemeldet habe, als sie von ihren reiselustigen Löffeln erzählte.

 

Ich konnte dem ins Haus stehenden Gast zwar nicht unbedingt versprechen, dass er prominente Personen an weltbekannten Orten treffen würde - da sind schon unsere GPS-Koordinaten vor - aber eine für ihn untypische, verrückte Situation, losgelöst von seiner gewohnten Küchenumgebung und der täglichen Essenszubereitung würde sich in Lisson wohl finden lassen. 

 

Ankunft in Lisson

Und so lag er wenige Tage später wohl frankiert in meinem Briefkasten:-)

 

Der Anblick von Esskastanien, Eichen und Olivenbäumen hat ihn wohl etwas gewundert, die strahlend heiße Sonne am Himmel erst geblendet, aber dann liess er sich doch neugierig vom Briefkasten den Weg hinunter zum Haus tragen, wo ihm erst mal ein Platz im Schatten der Pergola zugewiesen wurde. Ein paar Tage diente er während der Überlegungen, wo er seinen besten Einsatz finden könnte, als Rückenkratzer - aber dann wurden ihm doch ernsthaftere Aufgaben als Winzerlehrling zugewiesen - immerhin war er ja in einem Weingut gelandet.

 

Es war die Zeit der Erwartung: wann sind die Trauben endlich so reif, dass wir sie ernten können, ehe der größte Teil der Ernte wieder in den Mägen von Wildschweinen, Dachsen und anderen Liebhabern von vollsüßen, saftigen naturbelassenen Früchten landet...die Kunde von dieser ständigen Gefahr war ja auch schon bis nach Deutschland gelangt....

Also heißt es regelmäßg kontrollieren und Proben nehmen, die dann auf ihren Zuckergehalt überprüft werden. Und da konnte der hölzerne Helfer seine erste Bewährungsprobe erleben - und da ja auch rote oder blaue Trauben vor dem Einsatz der Gärung erst mal nur weißen Saft haben, wurde so  seine zarte helle Haut, die ihn so jungfräulich erscheinen ließ, nicht gleich mit unseren tiefdunklen tanninreichen Säften verschreckt...

 

Erste Aufgabe als Winzerlöffel

der erste Einsatz des Löffels als Winzerlehrling: Saftpressen für die Oechsleprobe

 

 

Nachdem er sich hier gut bewährt hatte (kein Wunder - welcher Löffel hat nicht schon mal in seinem Küchenleben irgend was durch ein Sieb gestrichen...) - sollte sein nächster Einsatz  einpaar Wochen später ihn aber auf eine harte Probe stellen:

 

Gesellenprüfung

 der Löffel als Maischestampfer - hier gerät er deutlich an seine Grenzen

 

Die Trauben waren inzwischen geerntet - eingemaischt und in die Tanks eingefüllt -die spontane Gärung hatte auch pünktlich begonnen und jetzt galt es täglich, den Tresterhut einzudrücken, damit das "Dicke" - also Strünke, Kerne, Traubenhäute, die oben auf dem Saft, der aus den Trauben austritt, schwoimmen und dort einen dicken Pfropfen bilden, der von den aufsteigenden Gärgasen über Nacht immer wieder in die Höhe gedrückt wird, dieses Dicke also, das so schön bldlich "chapeau de marc" - eben Tresterhut genanntwird, wieder nach unten in den gärenden Saft zu stampfen, damit alle Bestandteile gut durchfeuchtet bleiben und von den fleißigen Hefebakterien auch der letzte Zucker aus den Trauben noch in Alkohol verwandelt werden kann, der dem zukünftigen Wein sein Rückrat und Schutz für seine Lagerfähigkeit gibt.

Nach kurzer Zeit gab unser Löffel durch leichtes knacken und stöhnen zu verstehen, dass diese Arbeit nun wohl doch zu schwer für so einzartes Geschöpf aus Weichholz sein.. und überließ seinen Platz aufatmend und schon mit hochrotem Kopf dem altgedienten Stampfer aus hartem Eichenholz, das schon seit Generationen in der Familie Rudel diese Aufgabe wahrnimmt und auch die entsprechende braunrot gegerbte Haut aufweisen kann.

Leicht frustriert war er aber schon und wäre sicher in eine Depression verfallen,hätten wir ihm im letzten Moment nicht doch noch etwas gefunden, für das er wie geschaffen ist und das sein Selbstwertgefühl gehörig aufwerten konnte:

 

der Löffel als Lebensretter

Der Löffel als Lebensretter !

 

So konnte er schießlich doch mit hoch erhobenem Kopf seine Ruheposition im Löffelglas bei den älteren Hausbewohnern wieder einnehmen...und wird später seinen Kindern und Enkeln noch die Geschichte seines entscheidenden Einsatzes bei der Schneckenrettung aus der Maische erzählen ...und wer weiß, vielleicht schmückt er die Geschichte dann noch etwas aus...in seinen Löffelträumen sieht es wohl jetzt schon so aus:

 

Löffel Liifass

....Löffels Traum von einem einem berühmten Ort....

 

 


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26 juillet 2011 2 26 /07 /juillet /2011 16:46

Es gibt ja nicht nur hippe Designunternehmen, wie hier auf einem ziemlich witzigen Video der jungen französischen Weinbloggerin Nina Izzo vorgestellt, die sich Gedanken über die Wiederverwendung des kostbaren französischen Eichenholzes machen, aus denen unsere Barriques gemacht sind. Auch hier wurde ja schon häufig darüber geschrieben.  

 

Natürlich ist die einfache Lösung der Blumenkübel oder die Hundehütte, wie zu den Zeiten, als wir in Lisson noch Hunde hatten...

 

Bruno-Barrique.jpg

 

 

oder die kleinen Tische aus den Kopfplatten, die uns bei Besuch vor dem Haus und im Keller so gute Dienste leisten und die meine Leser ja schon  von Klaus macht ein Fass auf kennen;-)!

 

http://img.over-blog.com/354x283/0/13/35/04/collagen/collage-fass-aufmachen.jpg

 

Wie damals schon gesagt, blieb jetzt noch eine Verwendung für die Dauben zu finden - auch da gibt es (siehe oben) zahlreiche originelle Ideen, wie man daraus Sessel, Regale oder auch Flaschenständer machen kann - und kamen sie gerade richtig, um unsere draußen in zwei Sommern und Wintern verrotteten Gartenstühle dauerhaft zu reparieren. Eine detailliertere Fotostrecke dazu sieht man hier im making of. 

 

http://img.over-blog.com/300x212/0/13/35/04/NomJuillet-2011-du-dossier/chaises-le-resultat.jpg

 

Blieben schließlich nur noch die Endstücke der Dauben, die für die Sitzplanken abgesägt wurden - immer noch zu schade, um sie einfach zu verfeuern. Und so gabs noch ein paar bunte Buchstaben, Stil "Kindergarten", die jetzt das Gitter vor den Gasflschen zieren und hervorragend zu den darunter hängenden "Nasen" passen - aber was das ist, wird erst später verraten - versprochen

 

Resteverwertung 2

 

So konnten wir beweisen, dass beim Barrique, wie beim Schwein alles wiederverwendbar und gut ist, wie eine französische Volksweisheit sagt: Dans la barrique,comme dans le cochon, tout est bon! 

 

....sogar der  Wein, aber davon sollten sie sich besser bei einem Besuch in Lisson selber überzeugen...

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22 février 2011 2 22 /02 /février /2011 10:55

"Ein besonderer Spaß, wie ich finde nicht nur für Winzeraspiranten, ist der « Virtuelle Rebschnitt », den Professor Blaich von der Universität Hohenheim ins Internet gestellt hat.

 

  virtueller Rebschnitt

Mit diesem kleinen Programm kann man mehrere Jahre Wachstum eines Rebstocks simulieren und ihn selber in Form bringen

 

Für mich ein „Computerspiel“, das mir weit sympathischer ist, als alle Egoshooter .

Und wenn ich wirklich mal entnervt bin und Dampf ablassen muss, ist es immer noch besser, ich mache meinem Rebstock am Bildschirm den Garaus, statt in der freien Natur meines Weinbergs, wo er länger brauchte, um sich von einer solchen Attacke zu erholen."

 

Das Original des Artikels, aus dem dieser Auschnitt stammt, findet man auf diesem Blog unter dem Datum des 23. November 2006 hier. Die Erlaubnis zur Wiederverwendung der Blogautorin, sowie die Erlaubnis von Professor Blaich für die Veröffentlichung einer französischen Version seiner Simulation auf der Downloadseite von www.olargues.info liegen vor.

 

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31 décembre 2010 5 31 /12 /décembre /2010 15:00

Nachem die Trauben dieses Jahrgangs und der nicht gerade leichten Ernte2010  endlich heil im Keller gelandet und dort versorgt und überwacht waren, stand der jährlichen Winterreise nach Deutschland nichts mehr im Wege.

 

Und wenn mein letzter Besuch in Düsseldorf im Juni/Juli voll unter dem Zeichen von Sonne und Hitze und ausgelassener Weltmeisterschaftsstimmung bei meinen Landsleuten stand, eine ungewöhnliche Periode, die vollan den bevorstehenden Klimawandel glauben ließ und bei dem ich Abkühlung eher im Museum als in der freien Natur suchte und fand stand, so fand ich schon kurz nach meiner Ankunft Ende November eine ganz andere Ambianz vor: 

 

Winter - hiver Düsseldorf 2010 p

 

Schnee, früher als sonst auch hier, verwandelte die Stadtlandschaft während meines ganzen Aufenthalts (und noch Wochen darüber hinaus...)...

 

Medienhafen p

 

ich nutzte meine wenige freie Zeit für windgepeitschte, aber noch sonnenbeschienene Winterspaziergänge im Medienhafen, der mich durch seine Mischung aus neuer und alter Architektur immer wieder fasziniert...l

 

Weihnachtsmarkt - marché de Noel p

 

auch die allgegenwärtigen Weihnachtsmärkte in den Straßen, voll in holländischer Hand auf Seiten der Besucherströme, wenn mich meine Ohren nicht getäuscht haben, ließen sich nicht vermeiden . Neben dem vielen austauschbaren Folklorekitsch made in China gab es hier und da aber auch ein paar originelle Ideen und lokale Produkte zu entdecken...

 

Concert de Noel - Weihnachtskonzert - Essen p

und ein großartiges Weihnachtskonzert in der Philharmonie in Essen - zwei Violinkonzerte von J.S. Bach und nach der Pause (und vor dem Sturm auf große Buffet) die Neunte Sinfonie von Beethoven - großes Orchester der Philharmonie unter dem jungen, feurigen Chef aus Litauen, Ainars Rubikis, mit den 4 Solisten und dem weltweit bekannten Chor des Musikvereins Düsseldorf - ich war für Bach gekommen, der mir sehr lieb und vertraut ist - Beethoven, den ich  für seine späten Streichquartette liebe, war eher eine blasiert erwartete Zugabe... und dann war es ausgerechnet diese zweite Partie des Konzerts, die mich mitriss... der bunte Wahnsinn des letzten Satzes, gespielt und gesungen mit solcher Begeisterung, dass es mir fast wie ein French CanCan in die Beine ging... eine echte Ode an die Freude an diesem Abend -seid umschlungen, Millionen... und dann nach der standing Ovation des begeisterten Publikums noch die ganz persönliche Freude, unter den 100 Choristen aus meiner Heimatstadt eine ehemalige Klassenkameradin zu entdecken, und beim Lauf durch die Kulissen des Festsaales einzufangen die ich seit 45 Jahren nicht mehr gesehen hatte... j


Essen unter Freunden - repas chaleureux entre amis p

 

dazu die warmherzigen und köstlichen Essen unter Freunden, mit meinen Gastgebern, das Wiedersehen mit alten Besuchern, Abende bei Freunden meiner Freunde, gemeinsam im Restaurant ....  

 

weine Düsseldorf p

 

und dabei natürlich auch unzählige Weine aus allen Ländern und in allen Farben, das Vergnügen, Deutsche Weine, nicht nur Riesling und Weiße, sondern auch ausgezeichnete Rote,  zu entdecken, aber auch eine breite Palette von Weinen aus anderen Ländern, wie man sie iim immer noch sehr weinchauvinistischen Frankreich so leicht und in so großer Vielfalt nur selten findet...

 

und natürlich das Wichtigste: die Zeit, die ich mit meiner Mutter verbringenkonnte... auch wenn ihr langsames Entgleiten in die Demenz oft noch schmerzhaft für mich ist...die Freude, uns zu sehen überwiegt und auch dieses neue Verhältnis, das sich daraus entwickelt, gehört zu den Digen, die das Leben uns lehrt...und läßt viele der Probleme,die uns sonst den Kopf bevölkern, recht nebensächlich erscheinen...

 


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13 novembre 2010 6 13 /11 /novembre /2010 15:02

Um meinen Lesern die Wartezeit bis zum nächsten Bericht über das Ende der Weinernte und den Fortschritt des Moste im Keller zu vertreiben (alles sieht gut aus und schmeckt bisher auch so;-)) und bevor es wieder auf Reisen ins Web und nach Deutschland geht, hier einige Impressionen von meinem Gang zum Briefkasten heute Morgen - 150 m, auf denen man eine ganze kleine Welt entdecken kann, wenn man nur die Augen aufmacht:-)!  

 

DSCF8654

 

 

auf das Bild oder  hier klicken, um die Diashow zu sehen

 

und hier noch die passende musikalische Untermalung

 

 

 

 

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27 septembre 2010 1 27 /09 /septembre /2010 17:01

 

findet man natürlich nicht nur hier, sondern auch bei Google

 

 

 

Viel Spas beim suchen!

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Unser Blog soll Ihnen die Gelegenheit geben, rund ums Jahr an den aktuellen Arbeiten auf unserem kleinen Gut in Südfrankreich teilzunehmen. Unsere Webseite stellt uns zwar bereits in drei Sprachen vor, aber wie viele Webseiten, ist sie eher statisch aufgebaut. Ein Blog  (es gibt ihn schon in Französisch: hier) erlaubt hingegen, viel spontaner, aktueller und auch weitläufiger über das, was wir tun, was uns bewegt und wofür wir uns sonst noch interessieren, zu schreiben.

Begleiten Sie mich also auf dem Weg durchs Winzerjahr. Hinterlassen Sie Ihre Kommentare oder stellen Ihre Fragen, damit aus diesem Blog ein lebendiges Kommunikationsmittel wird.

Ihre Iris Rutz-Rudel


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