27 septembre 2007
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16:55
Vielleicht ist es eine gute Idee, nach und nach die Entstehung der Namen der verschiedenen Lagen, die das Mosaik unseres Weinbergs bilden, zu erzählen. Die Parzellen des Clos du Curé, ganz oben auf unserem Weinberg, gehörten zu Beginn des vorigen Jahrhunderts tatsächlich einem Curé, also einem Pfarrer, dem von Saint Etienne d'Albagnan, einem kleinen Dorf hinter Olargues im Tal des Jaur.
Er baute dort seinen Messwein an, oder genauer gesagt: er lies ihn anbauen, von Joséphine, seiner Haushälterin. Sie war ein Mädchen aus den Bergen, die sich um den Haushalt der Pfarrei kümmerte, einige Ziegen hütete, um Milch und Käse zu haben und zusätzlich noch den beschwerlichen Weg auf den Hügel von Lisson nahm, um dort die Rebstöcke zu bearbeiten.
Sie schlug den kleinen Pfad ein, der hinter dem Mazet (kleine Steinhütte) abbiegt und von Kalksteinterrasse zu Kalksteinterrasse ansteigt, wo es so gut nach Thymian und wildem Lavendel riecht. Sie überquerte den Wall aus Trockensteinen, der von den Anstrengungen beim Roden zeugt und von Buchsbaum gesäumt ist und kam schließlich ganz oben an. Von dort schweift der Blick über Olargues mit seinem mittelalterlichen Turm und auf der anderen Seite des Tales das Felsrelief der Femme Couchée, an dessen Flanke die romanische Kirche der Prieuré de Saint Julien d’Olargues liegt. Dort oben hört man beide Kirchtürme läuten - immer mit etwas Abstand, zuerst die Glocken von Olargues und 5 Minuten später die von Saint Julien.
Nach dem Tod des Curés erbt zunächst sein Bruder Marius seinen Besitz, der anschließend auf dessen Sohn Antoine Tarbouriech übergeht, der nicht nur die Weinberge, sondern auch das Haus und die Haushälterin erbt. Die Parzellen oben auf dem Berg werden aufgegeben, als Joséphine nach einem Beinbruch den Pfand nicht mehr erklimmen kann. Das Land verwildert und nach und nach wird alles wieder von Grüneichen zurückerobert. Vor 20 Jahren waren wir sehr erfreut, als Antoine sich einverstanden erklärte, uns diese Terrassen zu verkaufen. "Da, wo ich hingehe, kann ich sie nicht in den Taschen mitnehmen" sagte er uns.
Im Dorf galt er als Original. Unauffällig und schüchtern bewegte er sich durch das Dorf, wenn er mit seinem Krug zur öffentlichen Quelle der Trois Fontaines ging, um sein tägliches Wasser zu holen - er fand es dort so viel besser und natürlicher als das aus der Wasserleitung im Haus. « Ras Muraille » - der die Mauern entlangschleicht - nannten sie ihn im Dorf - immer mit einem alten Strohhut auf dem Kopf, sah man ihn manchmal auch in seiner alten, graublauen Wellblechkastenente.
Er bearbeite bis zu seinem Tod noch die kleine Parzelle Wein am Ufer des Jaur, hackte jedes Jahr rund um seine alten Rebstöcke die Erde auf, um ein paar Schaufeln Mist einzuarbeiten, bedeckte die Ringe im Frühjahr wieder mit Erde, arbeitete alleine bei der Weinernte. Und jedes Jahr fanden wir einen handgeschriebenen Zettel in unserem Briefkasten im Dorf, wenn er Hilfe für die letzte Anstrengung an der Hebelstange der alten Korbpresse brauchte, um den Pressvorgang zuende zu führen. Um uns zu danken brachte er mir im Frühling ein Bund duftender Hyazynthen aus seinem Garten, mit Bast umwickelt, oder eine ganze Wagenladung Blumenkohl, von dem ich einmal gesagt hatte, dass ich ihn besonders liebe.
Dann erzählte er manchmal aus seiner Zeit als Zwangsarbeiter in Deutschland, wo er aufgrund seiner Herkunft aus einer Weingegend als Arbeiter für eine große Weinhandelsgesellschaft in Bremen in deren Lagerkellern eingesetzt worden war. Ein paar Worte Deutsch waren ihm geblieben, wie vielen alten Männern aus der Gegend hier, von denen einige es schlechter getroffen hatten als Antoine....
Er wird in unserer Erinnerung weiterleben, er und seine Geschichten von Mademoiselle Clavel, der « armen Joséphine », die das kommende Wetter aus den Wolken vorhersagen konnte.
Der Clos du Curé, von uns gerodet und mit Pinot Noir bepflanzt, trägt wieder Wein und der erste Jahrgang 1996 trug den Namen Antoine Tarbouriech, der vor einigen Jahren verstorben ist und natürlich wurde der Jahrgang 1998 Joséphine Clavel gewidmet.
Die Fotos stammen aus dem Buch: Vivre en Pays d'Olargues de 1870 à 1940, herausgegeben von Robert Guiraud und veröffentlicht von der Société Archéologique et Historique des Hauts Cantons de l'Hérault, 1986.
Er baute dort seinen Messwein an, oder genauer gesagt: er lies ihn anbauen, von Joséphine, seiner Haushälterin. Sie war ein Mädchen aus den Bergen, die sich um den Haushalt der Pfarrei kümmerte, einige Ziegen hütete, um Milch und Käse zu haben und zusätzlich noch den beschwerlichen Weg auf den Hügel von Lisson nahm, um dort die Rebstöcke zu bearbeiten.
War das vielleicht Joséphine mit ihren Ziegen?
Sie schlug den kleinen Pfad ein, der hinter dem Mazet (kleine Steinhütte) abbiegt und von Kalksteinterrasse zu Kalksteinterrasse ansteigt, wo es so gut nach Thymian und wildem Lavendel riecht. Sie überquerte den Wall aus Trockensteinen, der von den Anstrengungen beim Roden zeugt und von Buchsbaum gesäumt ist und kam schließlich ganz oben an. Von dort schweift der Blick über Olargues mit seinem mittelalterlichen Turm und auf der anderen Seite des Tales das Felsrelief der Femme Couchée, an dessen Flanke die romanische Kirche der Prieuré de Saint Julien d’Olargues liegt. Dort oben hört man beide Kirchtürme läuten - immer mit etwas Abstand, zuerst die Glocken von Olargues und 5 Minuten später die von Saint Julien.
Bewohnerin von Olargues auf einem Foto von 1890, die ihren Wasserkrug auf einer cabillade - einer gepolsterten Kopfbedeckung - trägt - mit der " Haltung einer Königin"
Nach dem Tod des Curés erbt zunächst sein Bruder Marius seinen Besitz, der anschließend auf dessen Sohn Antoine Tarbouriech übergeht, der nicht nur die Weinberge, sondern auch das Haus und die Haushälterin erbt. Die Parzellen oben auf dem Berg werden aufgegeben, als Joséphine nach einem Beinbruch den Pfand nicht mehr erklimmen kann. Das Land verwildert und nach und nach wird alles wieder von Grüneichen zurückerobert. Vor 20 Jahren waren wir sehr erfreut, als Antoine sich einverstanden erklärte, uns diese Terrassen zu verkaufen. "Da, wo ich hingehe, kann ich sie nicht in den Taschen mitnehmen" sagte er uns.
Im Dorf galt er als Original. Unauffällig und schüchtern bewegte er sich durch das Dorf, wenn er mit seinem Krug zur öffentlichen Quelle der Trois Fontaines ging, um sein tägliches Wasser zu holen - er fand es dort so viel besser und natürlicher als das aus der Wasserleitung im Haus. « Ras Muraille » - der die Mauern entlangschleicht - nannten sie ihn im Dorf - immer mit einem alten Strohhut auf dem Kopf, sah man ihn manchmal auch in seiner alten, graublauen Wellblechkastenente.
Er bearbeite bis zu seinem Tod noch die kleine Parzelle Wein am Ufer des Jaur, hackte jedes Jahr rund um seine alten Rebstöcke die Erde auf, um ein paar Schaufeln Mist einzuarbeiten, bedeckte die Ringe im Frühjahr wieder mit Erde, arbeitete alleine bei der Weinernte. Und jedes Jahr fanden wir einen handgeschriebenen Zettel in unserem Briefkasten im Dorf, wenn er Hilfe für die letzte Anstrengung an der Hebelstange der alten Korbpresse brauchte, um den Pressvorgang zuende zu führen. Um uns zu danken brachte er mir im Frühling ein Bund duftender Hyazynthen aus seinem Garten, mit Bast umwickelt, oder eine ganze Wagenladung Blumenkohl, von dem ich einmal gesagt hatte, dass ich ihn besonders liebe.
Dann erzählte er manchmal aus seiner Zeit als Zwangsarbeiter in Deutschland, wo er aufgrund seiner Herkunft aus einer Weingegend als Arbeiter für eine große Weinhandelsgesellschaft in Bremen in deren Lagerkellern eingesetzt worden war. Ein paar Worte Deutsch waren ihm geblieben, wie vielen alten Männern aus der Gegend hier, von denen einige es schlechter getroffen hatten als Antoine....
Er wird in unserer Erinnerung weiterleben, er und seine Geschichten von Mademoiselle Clavel, der « armen Joséphine », die das kommende Wetter aus den Wolken vorhersagen konnte.
Der Clos du Curé, von uns gerodet und mit Pinot Noir bepflanzt, trägt wieder Wein und der erste Jahrgang 1996 trug den Namen Antoine Tarbouriech, der vor einigen Jahren verstorben ist und natürlich wurde der Jahrgang 1998 Joséphine Clavel gewidmet.
Die Fotos stammen aus dem Buch: Vivre en Pays d'Olargues de 1870 à 1940, herausgegeben von Robert Guiraud und veröffentlicht von der Société Archéologique et Historique des Hauts Cantons de l'Hérault, 1986.