750 grammes
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18 octobre 2008 6 18 /10 /octobre /2008 12:25
Theo von gumia hatte es ausgerufen, das neue Ziel-Thema der 16. Weinrallye  : Weingenuss im Restaurant.  

"Welcher Wein kommt auf den Tisch, wenn Ihr ausgeht? Welchen Wein trinkt Ihr, ob nun zum feinem Menü im Restaurant, ob in geselliger Runde im Bistro oder Weinstube?" wollte er von den Teilnehmern wissen - und lange Zeit sah es so aus, als würde mein Beitrag dem von Niko nicht unähnlich eher von meinen Weinleiden in den umliegenden Restaurants handeln....

Wie schon in meinem Kommentar zu Theos Aufruf erwähnt und von Theo als Augenzeuge auch bestätigt, greife ich rein aus Verzweiflung beim Anblick der meisten Weinkarten unserer Restaurants und Bistros im schönen Orb-Jaur-Tal im Hinterland des Languedoc glatt  zu Gerstensaft, wenn ich nicht gleich bei Wasser bleibe...

Die Auswahl ist zwar lokal, aber sehr bescheiden und meist eher vom für den Gastwirt günstigsten Preis bestimmt, als von Überlegungen, die auf den Genuss des Gastes abgestellt wären.  Auch wenn man hier nur selten oder nie über unerschwingliche Preise für Weine klagen kann - meist übersteigt keiner der angebotenen Weine die 20 bis 25 Euro-Grenze - so läßt es den Fachmann doch verzweifeln, wenn er auf allen Karten die gleichen Weine,findet, die im Einkauf für den Restaurateur wohl selten teurer als 3 bis 4 Euro waren.  Die garantieren dann, auch bei einem Koeffizienten von 3 bis 4 noch eine satte Gewinnspanne für den Wirt, sind meistens auch trinkbar und für das Potemonnaie verträglich, aber mit Genuss haben sie doch meist wenig zu tun.

Und den suche ich nun mal auch, wenn ich ins Restaurant gehe. Gutes Essen und gute Weine gehören ja zu meinem Alltag, auch Freunde und Geselligkeit rund um einen reich gedeckten Tisch  kann ich zu Hause erleben - also erwarte ich beim Restaurantbesuch das kleine "plus", die Überraschung, die Entdeckung für Auge und Gaumen und nicht "the same procedure as everywhere..."!

Soweit also meine Bilanz der letzten Jahre und zahlreicher vergeblich Versuche, ein solches kulinarisches Erlebnis, an das man sich gerne erinnert, unabhängig vom Preis, von dem man anderen erzählt und das Lust auf Wiederholung macht, zu haben.link

Der Tag der Weinrallye sollte aber mein Glückstag sein! Liebe Gäste aus Spanien, die ihre kurzen Urlaubstage mit einem Besuch im Restaurant bereichern wollten - in der seit Ende August hier eingeläuteten Nachsaison der geschlossenen Türen zusätzlich eine echte Herausforderung! - veranlassten mich zu langem Nachdenken und vielen vergeblichen Telefonaten (das Adonis Rouge, von dem ich hier berichtete, hat leider inzwischen Konkurs anmelden müssen, die Auberge nah des Salagou bereitete sich schon auf den Jahresurlaub vor, unsere Winzerfreunde von der Ferme-Auberge Borie de la Vitarèle akzeptieren nur größere Gruppen und auch für die Auberge de la Jasse in Douch war keine aktuelle Telefonnummer mehr zu finden...).

Die Erinnerung an sehr positive Kommentare von Freunden und ein Blick ins Internet ließen dann Hoffnung aufkeimen: da gab es doch seit zwei der drei Jaren eine neues kleines Restaurant, gar nicht so weit weg und schon lange auf der Liste der Orte, die wir mal erkunden wollten: L'Ocre Rouge irgendwo in den schmalen Gassen von Hérépian, dass wir meistens nur schnell auf dem Weg zum Einkaufen in Bédarieux durchqueren und von dem man so, außer seinen drei Kreisverkehren, jedes Jahr ein neuer, nur wenig kennen lernt.

Roter Ocker, der Name klingt vielversprechend, warm, erinnert an die Fassaden der kalkverputzten Häuser in Bédarieux und an eine lange zurückliegende Fahrt zu den Ockerbrüchen von Roussillon nahe Apt... Vielleicht genau der richtige Ort zum Abschluss eines Tages, der uns schon durch die tote Landschaft der "Ruffes" rings um den Lac de Salagou geführt hatte, den die Weinrallyeteilnehmer spätestens seit meinem Beitrag zu den Vulkanweinen 
kennen.


Und so komme ich jetzt endlich zum Genuss... Schon der fürs Auge, denn das Restaurant liegt zwar versteckt in den schmalen Gassen, aber die führen auf einen typischen Dorfplatz vor der Kirche, mit steinerner Fontaine und alten Bäumen. Man tritt in den einzigen Gastraum, ein großes, nicht zu hohes altes Kreuzgewölbe und fühlt sich gleich wohl.

Vielleicht 15 Tische, rund oder oval, großzügig verteilt im Raum, um genug Privatsphäre zu ermöglichen, ohne sich isoliert zu fühlen, weiß gekalktes Deckengewölbe, das durch seine Dichte die Akustik angenehm diskret hält und ringsum bis in Hüfthöhe in warmen Ockertönen gestaltete Wände und sparsame Dekoration, die diese Farben aufnimmt und unterstreicht.

                                                                               

Thierry und Marion Deloulay haben hier den passenden Rahmen zu ihrer Philosophie des Genusses gefunden:

Une philosophie du bien manger...

Eine Philosophie des guten Essens...

Gemeinsam genießen! Genuss, etwas zu entdecken, sich vorzustellen, etwas zu erschaffen und schließlich den Genuss, Sie bei uns zu empfangen, Sie kosten zu lassen...

Etwas miteinander zu teilen.

Und sich Zeit nehmen, seine Zeit, auch die, einmal ein wenig davon zu verlieren.

Selbst wenn die Technik wichtig ist, so sollte sie doch diskret bleiben, durchschaubar, die Küche nicht zum Spektakel machen, sondern sich auf das Wesentliche konzentrieren, das Produkt, von Menschen gemacht, vom Boden genährt und vom Klima geprägt.

Ich bin nur ein Sprachrohr, ein Vermittler des Geschmacks.

Sie werden also hier genährt, wie man eine Freundschaft nährt, möge dabei zwischen Ihnen diese Spur von Menschlichkeit entstehen, die die Zivilisation ausmacht.

Wie kann man Genuss im Restaurant besser definieren, wenn, ohne das Schlagwort zu benutzen, die Definition des Kochen schon die des Terroirs in sich trägt, das auch die Arbeit eines jeden guten Winzers bestimmt.

Und so wird auch die regional orientierte, gut ausgewählte Weinkarte vorgestellt:

Wir haben alle Weine, die wir anbieten, persönlich (in Maßen) gekostet und ausgewählt.
Alle haben einen originellen Charakter, Spiegel der Lage, aus der sie stammen und der Persönlichkeit dessen, der sie macht.
Jeder paßt perfekt mindestens zu einem der Gerichte auf der Karte.


Thierry Deloulay steht in der Küche, Marion empfängt, berät - ebenso gut beim Essen, wie beim passenden Wein und serviert - freundlich, effizient und diskret (und bringt sogar schon mal das Haustelefon an den Tisch, wenn ein Anrufer nach der kleineren der beiden Frauen am Tisch des Mannes mit dem dicken Bart verlangt, die mit der Brille...:-).

Die Menus, von 24 € bis hin zu 42 €, tragen die Namen regionaler Rebsorten, von Cinsault über Grenache zu Syrah.

Die Preise der Weine sind vernünftig, ein roter oder ein weißer im Glas für 2 Euro - auf der Karte eine schöne Auswahl guter Winzer aus dem Orbtal, Faugères und Saint Chinian, von denen meiner Erinnerung nach keiner die 30 € Marke überschreitet. Die Preise im Schnitt nur 10 Euro höher als ab Gut - rechnet man den Restaurateurtarif der Kollegen ein, also höchstens 150%  Aufschlag,  eine sanfte Marge, im Vergleich zu den meisten anderen Etablissements (s.o.).

 

Getrunken haben wir an diesem Abend zwei Weine: der als Aperitif gewählte Viognier , Les Aires 2006, der Domaine Clovallon in Bédarieux überraschte meine Freunde durch seinen vollmundigen Geschmack und seine intensiven, sortentypischen Aromen - er setzte sich auch durch seine gute Säurestruktur erfolgreich gegen die als amuse bouche servierten Oliven in pikanter Knoblauchtunke durch und begleitete dann ebenso elegant das Tartare de poissons du jour, coulis tomates fenouil citron als auch meine Crème brûlée au lait de céleri et tuile parmesan, selbst zum Hauptgericht - Noisettes de porc à la réglisse,compotée de pommes aux épices - hätten wir dabei bleiben können.




Um noch ein wenig Abwechslung in die Weine zu bringen, bestellte ich einen roten 2003 von La Conque,  ein kleines Weingut in 550 Metern Höhe, dessen Besitzer, Nicolas und Manu Chavanne, hier vor ca 10 Jahren Syrah, Merlot und Cabernet Sauvignon anpflanzten. In unberührter Natur und ohne Einsatz von chemischen Spritzmitteln - in manchen Jahren durch das kühle Mikrolima dieser Senke (conque) mitten im Wald gezwungen, sehr (oder zu) lange auf die volle Reife ihrer Trauben zu warten, in guten, warmen Jahren, wie 2003 aber im Vorteil durch eben dieses kühle nächtliche Klima, dass aromatische Reife unter Erhaltung einer eleganten Säurestruktur ermöglicht.


Die Weine werden natürlich ausgebaut, ohne Zusatzstoffe, wenn man die beiden Winzer kennt, versteht sich das von selbst... Die dichte, fast schwarze Farbe im Glas und der komplexe fruchtige Duft bereiten schon auf die Geschmacksexplosionam Gaumen vor: schwarze Johannisbeeren, Pflaumen, würzig und dicht, sehr lang anhaltend, ein Wein mit "mache", also auch etwas zu kauen - nicht süffig sondern raumgreifend - kein idealer Begleiter zur exzellenten Auswahl gereifter Käse (der Roquefort: ein Traum), wie uns Marion ehrlich warnte, aber dann wieder ein idealer Begleiter zum Moelleux de chocolat in der Dessertauswahl à la carte... es handelt sich übrigens um einen Vin de Table.


Resumé: ein Abend, der mich mit der Gastronomie unseres Tals versöhnt hat: ein angenehmes Ambiente, freundliche, kompetente Bedienung, frische, erstklassige Produkte, gut zubereitet und liebevoll serviert, durchgängige Qualität vom Entrée bis zum Dessert und endlich die Möglichkeit, das auch mit einem passenden Wein zu begleiten - was will man mehr!

Eine Adresse, die ich weiterempfehlen kann, aber vor allem ein Ort, an den ich sicher zurückkehren werde - gerne auch mit Kunden, denn ich habe die Hoffnung, dass die Besitzer bereit sein könnten, mir als Winzerin zu erlauben (gerne auch gegen Korkgeld), meine eigenen Weine mitzubringen, um sie hier in einem angemessenen Rahmen beim Essen vorzustellen...

Ps:
Die Weinkarte wurde auf den Tisch gelegt, während wir in der Menukarte wählten, also konnte sie sich der nehmen, der sich dafür kompetent fühlte, unabhängig vom Geschlecht... und nachdem ich die Bestellung übernommen hatte, wurde selbstverständlich auch mir der Probeschluck eingeschenkt -
eine elegante Art, den Gästen die Wahl zu überlassen und jede Diskriminierung zu vermeiden.

2. Ps
und leiser Seufzer:
Als bekennende Raucherin muss ich hier doch noch ein kleines B-Moll hinzufügen: mir fehlt - so nach dem Käse und vor dem Dessert doch die Genusszigarette, bei der man sich entspannt zurücklehnt und mit den Tischgenossen weiter philosophiert  - über das genossene Essen, den Wein, Gott und die Welt ... die Alternatie, dafür kurz vor die Tür zu gehen und sich dort im Stehen an seiner Zigarette festzuhalten, die man in echter Junki-Manier wegpafft - fröstelnd und mit leichtem Schwindel im Kopfe - ist keine Alternative - also habe ich sie mir verkniffen, aber sie hat mir schon gefehlt... (Schließlich dauert ein Besuch im Restaurant in Frankreich in geselliger Runde selten weniger als 3 Stunden - man ist ja nicht in der Kantine).




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