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8 février 2008 5 08 /02 /février /2008 20:00
Nach einem  ausgedehnten, teils interessanten, teils befremdenden aber auch amüsanten längeren Ausflug in die Welt der deutschen Weinblogger, sei's als Beobachter ihrer Querelen, sei's als rasender Weinrallyereporter, ist jetzt wieder Ruhe in Lisson eingekehrt und die Winzerin widmet sich ihren eigentlichen Aufgaben.

Zum Glück ist das schöne Wetter auch zurück - also Rendez-vous avec le Soleil beim Winterschnitt im Weinberg. 

Rebschnitt 1

Über den Ablauf dieser zeitaufwändigen Arbeit, bei der man eine der wichtigsten Grundlagen für  die Qualität des kommenden Jahrgangs legt, habe ich ja schon Anfang Januar berichtet.  Da gibt es auch Links auf frühere Artikel zu diesem Thema und Quellen bei anderen Winzerbloggern.

Seit gestern gibt es aber zum erstem Mal auch Fotos  davon. Alle vorausgehenden Versuche, mit Rechts zu schneiden und mit Links  gleichzeitig die Raiser und  die Kamera zu halten und dabei etwas anderes als ein Stück  Ärmel oder eine Schuhspitze  aufs Bild zu bannen, schlugen in den vergangenen Jahren kläglich fehl.

Diesmal unterbracht Klaus freundlicherweise  kurz seine Holzfällerarbeiten  im benachbarten Grüneichenwäldchen , um mich auf frischer Tat im Bild festzuhalten.

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Ich arbeite, wie schon berichtet, mit einer elektrischen Rebschere der Firma Electrocoup (und bekomme für diese Schleichwerbung keinerlei Rabatte oder Sonderklicks:-)). Sie wird  mit Akupacks betrieben wird, die man wie einen kleiner Rucksack auf den Rücken schnallt und für ungefähr 8 Stunden Autonimie garantieren, ehe man sie wieder aufladen muss. Vorne hängt, wie beim Sherif im wilden Westen  ein Lederhalfter am Gürtel, in das man die Schere stecken kann, wenn man mal ein paar Schritte läuft, um  den Rücken zu strecken.

Winterschnitt taille

Meine Haltung auf den Fotos ist natürlich besonders schlecht fürs Kreuz und geradezu unprofessionell - auch bei geringen Steigungen sollte man sich immer unterhalb des Rebstockes positionieren und so gegen den Hang geneigt arbeiten, um den Rücken zu schonen.  Aber was tut man nicht alles für eine Fotosession...

Wie schon im Januarartikel erklärt, forme ich hier nach dem Gobelet- oder Becherschnitt. Man sieht auch am nicht gestutzten Rebstock hinter mir, dass es sich beim Mourvèdre um eine Rebsorte mit sehr wenig biegsamen, aufrecht wachsenden Ruten handelt, weshalb man hier auch auf jede Form von Stütze oder Anbinden verzichten kann. Man muss bei solchen Rebsorten nicht fürchten, dass die Ruten mit den Blättern später am Boden liegen und so die weiteren Arbeiten behindern, wie z.B. das regelmäßige Sensen unserer Dauerbegrünung, den Durchgang für eventuell notwendige Spritzungen oder auch, ganz am Ende, die Ernte.

Die im Idealfall auf 5 bis 6 fruchttragende Ruten beschränkten Weinpflanzen sind durch diese aufrechte Haltung auch immer ideal durchlüftet, so dass keine Staunässe entsteht und eventuelle Feuchtigkeit nach Regen schnell wieder abtrocknet. Das spart Spritzmittel und ermöglicht in trockenen Jahren, wie z.B. 2007, mit nur einer Kupferkalkspritzung im Juli die Pflanzen ausreichend zu schützen - in nördlicheren oder westlicheren Breiten ( Champagne oder Bordeaux) konnten die Kollegen im letzten Jahr in ihren regengebeutelten Weinfeldern mit starkem Befall von falschem Mehltau nur davon träumen.

Mourvedre

Hier ein schön offen geformter Stock, an dem man deutlich sieht, dass das Innere für die spätere Sonneneinstrahlung und damit für eine maximale Fotosynthese gut geöffnet ist.

Der kurze Anschnitt ist auf dem letzten Foto dieser Serie gut zu erkennen. Ich schneide  so, dass über dem schlafenden Auge an der Basis des Pfropfens ein freies Auge für den zweiten Fruchtreiser bleibt.

courson Pfropfen
Damit sind von meiner Seite die Weichen für die angestrebte Ertragsmenge gestellt - den Rest bestimmt das Klima des Jahrgangs. Nach unserer Erfahrung sollte man beim Mourvèdre eine Etragsmenge von 20 bis 25 hl pro Hektar nicht übersteigen, wenn man konzentrierte Weine mit hoher Lagerfähigkeit für den Barriqueausbau anstrebt, wie sie auch von den besseren Traditionsgütern in Bandol gemacht werden.

Mourvèdre gehört seit einigen Jahren auch zu den Verbesserungs-Rebsorten (cépages améliorateurs) der meisten hiesigen AOCs, wie Saint Chinian, Faugères und generell die Weine der Coteaux du Languedoc. Die Rebsorten Mourvèdre, Syrah, Grenache und Lledoner Pelut  müssen  mindestens 40% (seit 2005 50%) der Anbaufläche eines AOC Winzers ausmachen und neben den traditionellen Rebsorten Carignan und Cinsault auch zu entsprechenden Mindestanteilen (Mourvèdre mindestens 5%) in die Mischsätze (Assemblages) aufgenommen werden. Reine Rebsortenweine, wie wir sie in Lisson oft aus 100% Pinot Noir oder 100% Mourvèdre erarbeiten, sind vom AOC ausgeschlossen und müssen als Vin de Pays oder, wie in Lisson, als Vin de (très bonne) Table gekennzeichnet werden.

Und weils gerade so schön passt, hier als Anhang noch ein paar Zahlen.

Während bei den AOCs die Ertragsmengen je Appellation auf 45 bis 55 hl/Ha beschränkt werden müssen, sind für VdP und VdT oft 80 bis 90 hl/Ha erlaubt. Je nach Verkaufskurs an der Weinbörse kann sich ein Weinbauer also ausrechnen, ob er besser auf Menge oder Qualität setzt - ein einfaches Rechenexempel Quelle ONIVIN (Office National Interprofessionnel...des Vins) für die letzten statistisch ausgewertet vorliegenden Kampagnen:

AOC: Coteaux du Languedoc incl. St.Chinian /Faugères: 
1997/98  77,1 €/Hl  2005/06 79,8 €/Hl

VdP Languedoc/Roussillon 
2005/06 49,99 €/Hl 

VdT Languedoc/Roussillon 
2005/06 37,43 €/Hl

Bei abgerundeten Zahlen (ich bin rechenfaul) ergäbe das für einen durchschnittlichen Weinbauern, der seine Entscheidungen nicht vom Mythos Wein, sondern von seinem Bedarf an Monatseinkommen für die Familie abhängig macht für als AOC deklarierten Wein ein potentielles Einkommen von 4000 €/Ha, für einen, wegen seiner höheren Ertragsmenge nur als VdP zugelassenen Wein ein mögliches Einkommen von 4500 €/Ha. Faites votre calcul!



Für Neugierige zum Selbststudium hier noch ein paar Zahlen aus der gleichen Quelle zu einer anderen Region, die dieser Tage stark in der Diskussion auftauchte:

AOC:
Bordeaux: 1997/98 von 157,3 €/Hl auf 2004/2005 96 € /Hl

Saint Emilion et Grands Crus: 1997/98 von 398,8 €/Hl auf 2004/05 307,0 €/Hl

Medoc: 1997/98 von 322,7 €/Hl auf 2004/05 166,4 €/Hl

VdP Aquitaine: 2005/06 52,16 €/Hl
VdT Aquitaine: 2005/06 32,49 €/Hl

Alle Angaben ohne Gewähr, à consommer avec modération!





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commentaires

M
Sehr interessant, dass die Reben so tief auf dem Boden ansetzen. Ich kenne das aus meinem letzen Besuch in Südfrankreich, wo kaum Probleme mit  feuchtigkeitsbedingten Krankheiten bestehen, aber wohl mit Trockenheit. So sollen die Reben durch den niedigen Wuchs den Boden beschatten und vor Austrocknung schützen.Die Weinpreise finde ich allerdings SEHR ernüchternd. Selbst an der Mosel, die im Fassweinsegment über Jahre nicht für hohe Preise bekannt war (wobei sie momentan kräftig anzieht) bekommt man 150€/hl, was zu Einnahmen von rund 15-18k€/ha führt.Wir waren dieses Jahr mit der Winzerexkursion an der Ahr, und dort verdient man durchschnittlich 23k€/ha mit Trauben.Grüße von der Mosel!
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I
Bei uns hat das auch was mit dem Wind zu tun - der kann als Nord-West manchmal tagelang wüten und im Frühsommer die Triebe abknicken...In den flacheren Lagen, in denen sich aber die meisten Weinfelder der Nachbarn befinden, zieht man die Stöcke höher, um sie vor Frost zu schützen (ist eben schwer, gleichzeitig von fruchbaren Schlemmlandböden in alten Flusstälern zu profitieren und vor Frösten geschützt zu sein). Da wurde früher auch traditionell ein langer Trieb beim Winterschnitt gelassen, den man nach dem Frost notfalls einkürzen konnte, um auf die Basistriebe zurückzugreifen. Wenn man ihn dranließ, gab das den berühmten pisse-vin, der, wie sein Name schon vermuten läßt, die Erträge (wenn auch nicht die Traubenqualität) erheblich anheben konnte...

Unser Blog soll Ihnen die Gelegenheit geben, rund ums Jahr an den aktuellen Arbeiten auf unserem kleinen Gut in Südfrankreich teilzunehmen. Unsere Webseite stellt uns zwar bereits in drei Sprachen vor, aber wie viele Webseiten, ist sie eher statisch aufgebaut. Ein Blog  (es gibt ihn schon in Französisch: hier) erlaubt hingegen, viel spontaner, aktueller und auch weitläufiger über das, was wir tun, was uns bewegt und wofür wir uns sonst noch interessieren, zu schreiben.

Begleiten Sie mich also auf dem Weg durchs Winzerjahr. Hinterlassen Sie Ihre Kommentare oder stellen Ihre Fragen, damit aus diesem Blog ein lebendiges Kommunikationsmittel wird.

Ihre Iris Rutz-Rudel


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