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18 novembre 2008 2 18 /11 /novembre /2008 14:14
Wie schon in der Einleitung zu meinem Rallyebeitrag von gestern erwähnt, habe ich auf einen Artikel über im Frühjahr verkostete edelsüße Weine aus Ungarn verzichtet, weil ich überzeugt war, dass dieser seit Jahrhunderten in Europa bekannte und berühmte Wein, seit 4 Jahrhunderten mit so einer strengen Regelmentierung belegt und der Liebling der Fürstenhäuser - eben immer schon ein internationales Getränk, ausführlich von den deutschen Kollegen, die sicher mehr Erfahrungen damit haben, als ich, behandelt würde.

Nun, vielleicht dachten alle ähnlich, jedenfalls tauchte Ungarn nur am Rande und in einer trockenen Version und der edelsüße Tokaji gar nicht auf unter den Rallyeweinen. Das möchte ich mit einem kleinen Nachtrag wieder gut machen.

Die Verkostung Anfang Mai fand im Rahmen einer sehr sympathischen Zusammenkunft von Weinliebhabern in der Vendée statt - 4 Tage perfekt organisiert  von Philippe Rapiteau, in Frankreich sehr bekannt durch seinen Blog La Pipette aux quatres vins. Seine ausführlichen Berichte von diesen fantastischen Rencontres Vendéens autour du Vin - RE-VE-VIN, die seit einigen Jahren in Saint-Jean-des-Monts, direkt am Strand stattfinden, sind lesenswert.

Der krönende Abschluss dieses Marathons war eine Verkostung von 16 Edelsüßen aus Zentraleuropa - und da alles eine Frage der Perspektive ist, gehörten dazu deutsche, schweizer, ungarische und österreicher Liquörweine.

Zur Weinrallye passen da ja nur die ungarischen, 4 Tojaji, vom einfachen 3 Puttonyos bis zum Aszú Eszencia.


Auch wenn ich persönlich an diesem Morgen zwei schweizer Weinen meinen Vorzug gab (Ambre 2001 von Christophe Abbé und Grains Nobles 2000 von Marie-Thérèse Chappaz) - so waren doch auch die ungarischen Süßweine

 - Tokaji Aszú - Château Dereszla - 3 puttonyos 1999

 - Tokaji Aszú - Disnoko - 4 puttonyos 1998


 - Tokaji Aszú - Weinbauern von  Bodrogkeresztur - Francovin - 5 puttonyos 1988


 - Tokaji Aszú - Château Dereszla - Eszencia 2000




Mentholische Noten, Zitrusfrüchte, Petrol und oxydative Noten, aber auch Caramel, Kräuter, Rumtrauben und Café, dazu eine Süße, die von der Säure gut im Gleichgesicht gehalten wurde - jeder dieser Weine durchlief eine ganze Palette dieser Aromen, mit mehr Betonung auf den oxydativen Noten beim Aszú 5 Puttonyos von 1988 hin zu Honignoten und blondem Tabak mit hervorragender Säurebalance beim 2000der Aszú Eszencia. Ein interessantes Erlebnis.

Im Internet findet man zahlreiche Quellen, die über das Klassifizierungssystem und die Weinbereitung für diese Spezialweine, sowie ihre bemerkenswerte, Jahrhunderte alte - und vor allem im vorigen Jahrhundert so wechselvolle Geschichte berichten.

Besonders interessant and ich dabei die Abschnitte über die Entwicklung der letzten 20 Jahre, die in der französischen Version  des Wikipädia-Artikels ausführlicher ist, als in der deutschen, deshalb trage ich sie hier leicht gerafft nach:

"Dieses zu den berühmtesten der Welt gehörende Weinbaugebiet wurde unter der kommunistischen Diktatur verstaatlicht und erlitt einen starken Qualitätsverlust. Die Weinbauern waren gezwungen, das sowjetische Plansoll zu erfüllen und lieferten so eher Masse als Qualität. Der Staat tauchte den Wein (25 Millionen Flaschen) gegen Gas, Elektrizität und Traktoren. Die gesamte Produktion stand unter der Kontrolle des "borkombinat de Tokay"  und die Ertragsmengen pro Stock mussten immer weiter hochgeschraubt werden.

Anfang der Neunziger Jahre wurden die Weinberge wieder privatisiert und man erlaubte ausländischen Investoren, sich einzukaufen. Ein Zusammenschluss,  "Tokay Renaissance", dem die meisten der neuen Investoren angehören, wurde 1995 gegründet um "dem Wein von Tokaji seinen Adel wieder zu geben". 28 Güter von 50, die es vor dem Krieg gab, wurden so privatisiert und den großen ausländischen Investoren übergeben.

Darunter Axa (15O ha, Domaine Disznoko), GMF (50 ha, Domaine Tokaj-Hetszolo), Gan, Coopérative agricole Cana, sowie Vega Sicilia (100 ha, Domaine Oremus) und Domaine Purification Mancebo.

Oft sind sie mit ungarischen Investoren  aus Kreisen von Politik, Mediziner und Pharmakreisen  verbunden.

Inzwischen wurde von der ungarischen Regierung dieser Übernahme untersagt. So sollen inzwischen 4000 bis 5500 ha von kleinen Besitzern zum Verkauf stehen, die auf einen guten Preis warten. Die Regierung könnte das Kaufverbot für ausländische Investoren wieder aufheben." Wenn das nicht sowieso zu den Regeln des Beitritts in die EU gehört - was sagst Du uns dazu, Svetlana?

Ähnliches konnte ja auch Dirk Würtz in den ersten Wochen seines Blogs aus Rumänien berichten, vielleicht bekommen wir von ihm eines Tages einen aktuellen Bericht über Möglichkeiten und Angebote  zum Auslandsinvestment in subventionierten Ostländern.

Zum Schluss noch zwei Ausschnitte aus einem sehr schönen Buch von Robert de Goulaine - Le Livre des Vins Rares ou Disparus, ed. Bartillat, 1995. (das Buch der seltenen oder verschwundenen Weine)



Im Kapitel über die Tokaji Weine mit dem schönen Titel: Le vin des rois, le roi des vins kann man die Geschichte dieses Weins verfolgen, durch die Jahrhunderte mit ihren wechselvollen Zeiten und vielen Anekdoten. Hier habe ich auch zum ersten Mal von der "Royal Essenzcia" gelesen, dieser sagenhaften Steigerung  des Aszú Essenzcia, die nur aus botrytisierten Trauben bestehend auf Rosten aufgeschichtet wurden, aus denen, ohne jeden künstlichen Pressvorgang der Saft in ein darunter liegendes Auffangbecken tropfte. 16 kg solcher Trauben ergaben oft kaum mehr als ein Glas und von dem man sagt, dass diese Essenz, die nie über 9 bis 10° Alkohol erreicht, erst nach 50 Jahren trinkreif ist und nicht nach 30, wie es ursprünglich von einer Aszú Essenzcia verlangt wurde. 

Ein halbes Jahrhundert, um sich zu einem königlichen Tropfen zu dekantieren, und der Autor berichtet von einer Flasche, die er 1988 bei Peter Morel in Manhatten erwerben konnte, die aus dem Jahr 1811, dem Jahr des Halleyschen Kometen - stammte. Die letzten Vorräte dieses mythischen Tropfens vermutet er in den Kellern des Vatikans...

Und die Übernahme eines großen Teils der Weinbereitung neuen Stils in der Region durch französische oder in Frankreich geschulte Önologen, die er so zitiert:

"Wir ziehen es vor, Weine nach französischer Art zu machen, unter Beigabe von Schwefelsäure, um die Gärung zu stoppen und so fruchtigere Noten zu erhalten..." läßt ihn den französischen Chauvinismus bedauern, den er für die raffinierteste Form intellektuellen Terrorismus hält. "Im Namen welcher Schule hätte man Mozart dazu zwingen wollen, wie Rameau zu komponieren oder Poussin wie Rembrandt zu malen?" fragt er.

Wie auch immer man diese Streitfrage beantwortet, klar ist, dass die Weinliebhaber, die in Weinforen über ihren Essenczia zu 6,50€ jubilieren, den sie im Supermarktregal gefunden haben wohl eher einen Restbestand aus Sovietzeiten im Glas haben.

Ob es noch Winzer gibt, die die alten Traditionen mit Lager- und Reifezeiten von 30, gar 50 Jahren respektieren?

Das Meiste, was heute als Essenczia verkauft wird, wird wohl schnellerer, moderner Machart sein - dem Kundengeschmack angepaßt und dem Bedarf nach Kapitalumschlag der Investoren. So wie es Balsamiko-Essig für Otto Normalvernbraucher gibt, dem nicht einmal auffällt, dass man ein so langwierig, langsam und aufwendig zu produzierendes Produkt wohl nicht in der Rubrik "unter 5 €" im Supermarkt findet - wird hier auch die Demokratisierung eines zugkräftigen, legendenumwogenen Produkts betrieben. Geschickter als die Massenproduktion zu Sowjetzeiten - dafür hat man ja die moderne Önologie und absatzfördernde Prestige-Namen. Sucht man nach der Royal Essenczia, so findet man die Produkte einer Firma, die Royal im Namen trägt - einen wirklichen Zusammenhang sehe ich da nicht...











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