Nun ist es wieder so weit - keine Weinzeitschrift, ohne den Sonderteil mit den perlenden, sprudelnden oder schäumenden Getränken, ob sie nun, Sekt, Schaumwein, Cava oder Champagner heißen. Und da wir ja als Blogger gerne zeigen, dass wir den Printmedien an Aktualität nicht nachstehen, hat der Veranstalter der letzten Weinrallye im Jahr, Niko Rechenberg, uns - the same procedure as every year, Mylady - dieses originelle Thema wieder hervorgeholt. Aber damit es nicht eine Neuauflage der 6. Weinrallye vom letzten Dezember wird, bei der uns Lars Breidenbach noch die Freiheit ließ, vom Dosen-Prosecco bis hin zum Champagner quer durch die Welt zu prosten, wurden diesmal die Grenzen enger gesetzt - sehr eng sogar, dass willige Teilnehmer aus dem nicht-deutschen Ausland entweder nur schwer oder auch gar nicht zum Zuge kommen können.
Auch in Lisson stellte sich die Frage, woher nehmen, wenn nicht stehlen - und auf Nikos nett gemeinte Frage "Hat jemand der Iris einen Sekt geschickt?" konnte ich nur mit "Nein, warum auch!" antworten. Schon bei einem ähnlichen Thema der französischen Weinrallye "Vendredis du Vin # 15" , bei der uns diersen Sommer ein anderer Niko - Nicolas Ritoux aus Kanada - aufgefordert hatte, über all die Weine zu schreiben, die sich nicht Champagner nennen dürfen, konnte ich für mein Exposé über deutschen Sekt nur auf Erinnerungen und schöne Bilder zurückgreifen. Immerhin habe ich da einiges über dieses Getränk, das mir aus früheren Tagen nur auf gleichnahmigen Empfängen bei Vernissagen oder Jubiläen - meist mit Oragengensaft gemischt - bekannt war, erfahren...
Ja, bis mir dann heute Morgen die Idee kam, doch noch mal in meinen Keller zu tauchen - und da standen sie, die teilweise noch ungeöffneten Kisten der letzten Zugänge - alle selbst bestellt, auf Märkten erstanden und natürlich auch selbst bezahlt:

Und wie immer, wenn man etwas sucht, wurde ich natürlich erst in der untersten fündig:

Zwei Flaschen, deren Korken deutlich auf höheren Druck im Inneren hinweisen - und deren Existenz in der Bestellung ich glatt vergessen hatte - man wird halt alt...

Des Rätsels Lösung? Bei meiner letzten Bestellung bei Harald vom Weingut Steffens-Keß an der Mosel, fehlten mir 2 Flaschen, um den 12-Karton voll zu machen - und da habe ich wohl, ohne es mir besonders zu merken, auf die beiden Winzersekte geklickt, die sein Shop im Sortiment anbietet.

Bei Wikipädia habe ich gelernt, dass die im Gegensatz zum Winzersekt aus Flaschengärung ohne "klassisch" oder "traditionell" als Bezeichnung steht, der meist nach dem Transvasierverfahren hergestellt wird, ich zitiere: "Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass die Cuvee durch die Entleerung homogenisiert wird, mögliche Geschmacksunterschiede - bedingt durch unregelmäßigen Gärverlauf in den Gärflaschen - werden nivelliert. Dass das Transvasierverfahren bezeichnungsrechtlich „Flaschengärung“ heißen darf, wird dabei gerne stillschweigend als Verkaufsargument genutzt, da die entscheidenden verfahrenstechnischen Unterschiede den meisten Verbrauchern nicht bekannt sind. Eine 1988 im Auftrag des Stabilisierungsfonds für Wein vorgenommene Umfrage unter 1.000 Personen ergab, dass der Begriff „Flaschengärung“ zwar von der Mehrzahl der Befragten mit „in der Flasche vergoren“ in Verbindung gebracht wurde, aber nur 14 Prozent der Befragten ordneten die Bezeichnung dem Transvasierverfahren zu und unterschieden ihn von der „traditionellen Flaschengärung".
Es handelt sich also bei der klassischen oder traditionellen Flaschengärung um die gleiche Methode, wie in der Champagne, man darf sie aber eben aus den ja bekannten protektionistischen Gründen nicht als Méthode Champenoise aufs Etikett setzen.
Ein Grund mehr, auf das Plopp des Korkens gespannt zu sein.
Und hier die Erläuterung von Harald Steffens, warum sein Sekt nicht im eigenen Keller verarbeitet wird im Originalton des Winzers: "Tja, was soll ich dir erzählen. Unser Sekt wird nicht bei uns im Keller produziert. Da fehlt mir die Zeit, die Gerätschaften und da das Hochwasser ab und zu zu Gast ist, hätte ich sicherlich Probleme mit Moselmatsch hinter den Zacken des Kronkorkens. Also, wir nehmen ausschließlich gesunde, reife Trauben in gehobener Qualität, in der Regel Spätlesegrundweine, für das Grundcuvee. Hergestellt wird der Sekt mit dem klassischen Champagnerverfahren, welches in Deutschland als klassische Flaschengärung gekennzeichnet ist. Nochmals das Procedere der Sektherstellung: - Abfüllung des Grundcuveés mit Zucker und Hefen in die Flaschen (Kronkork). Der Zuckerzusatz ist so berechnet, das nach der Vergärung mind 3 bar Überdruck in der Flasche sind. Bei uns über 5 bar. - Vergärung im warmen (15 Grad) Gärkeller. - Lagerung und Reifung ca. 18 Monate, mal mehr mal weniger - Abrütteln der Hefe auf dem Rüttelpult per Hand, Spitzlagerung in der Gitterbox - Vereisen des Hefedepot in einem Eisbad, degorgieren und auffüllen mit der Versanddosage (Restsüßeeinstellung und Schwefelung). Naturkork drauf und fertig. - Kriegsflottensteuer bezahlen und dem Genuss steht nichts mehr im Weg Leider habe ich keine Bilder von der Produktion. Sollten eigentlich vor zwei Wochen gemacht werden aber ich vergaß die Kamera..."
Im Gegensatz zu vielen Champagnerhäusern stammen also hier die Trauben aus den eigenen Weinbergen, die wir ja von Haralds Bilderblog schon auf atemberaubenden Fahrten mit seiner Raupe erleben konnten.
Aber die Spannung bis zum Genuss bei der Verkostung muss noch etwas ausgehalten werden - für heute ist es zu spät, zu entscheiden, welcher Korken als erster springen wird - auch das Menue des heutigen Abends (Schweinebraten mit Kartoffelpurrée) scheint mir nicht der ideale Begleiter für eine Champagnerverkostung zu sein. Also diesmal: Fortsetzung folgt - spätestens zum nächsten Festmahl! Und während man darauf noch warten muss, kann man die blitzschnelle Zusammenfassung aller Beiträge dieser spritzigen 18. Weinrallye schon beim Gastgeber Niko nachlesen - da bekommt er doch von mir glatt ein extra-Fleißkärtchen!

für Niko!