750 grammes
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5 mars 2007 1 05 /03 /mars /2007 14:21



Los Sonidos del Vino - Die Klänge des Weins
heißt eine Bild-Ton Collage, die ich dank  der Märzausgabe der Zeitschrift Vinum im Internet gefunden habe.

Wenn Sie ein wenig Zeit haben, bietet Ihnen dieser kleine Film der eine Reise durch das Weinjahr - vom Keller über den Weinberg bis zur Ernte und zurück in den Keller. Aber eben nicht nur in Bildern und untermalt von sanften Gitarrenklängen, sondern auch von den "echten" Bodegas Monje auf TeneriffaGeräuschen, die den Winzer durch das Jahr begleiten.

Es gluckert im Keller, sanfter Regen perlt und erfreut das Ohr und das Herz, das Laub raschelt im Herbst, die Rebschere klackt und begleitet uns durch den Winter, Vögel zwitschern im Weinberg, die ersten Insekten brummen im Frühjahr, Frauen versüßen sich die ersten Laubarbeiten mit Gesang, die Traktoren fahren aus, aber auch die Hacke ist noch im Gebrauch, hier wird der Schwefelpuder gegen den Mehltau noch mit der Puderdose ausgebracht - wie auf den engen Terrassen von Lisson zu Beginn der Vegetation.

Die Ernte erfolgt in aller Ruhe mit geflochtenen Körben, die Trauben werden mit den Füßen zerquetscht und man hört das satte schmatzende Geräusch. Die vertikale Presse mit ihrem Klick-Klack und schließlich die Freude beim traditionellem Umzug und der abschließenden Feier.

Bis wieder Ruhe im Keller eintritt, wo der Wein in seinen Fässern dann reift.

Nehmen Sie sich die Zeit, ein paar besinnliche Momente mit Bild und Ton zu verbringen.


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7 février 2007 3 07 /02 /février /2007 14:23
Ein kleiner Nachtrag zum meinem Artikel über Mangas, Crime and Wine von letzter Woche bietet sich an.

Inzwischen hat mir ein treuer Leser meiner französischen Blogseite den Hinweis gegeben, dass auch in Frankreich der Weinkrimi bereits eine fest installierte Größe ist.

Ein Autorenduo,  Noel Balen und Jean-Pierre Alaux, veröffentlicht seit einigen Jahren bei den Editions Fayard in der Reihe

Le Sang de la Vigne - Das Blut des Weinbergs

Krimis, die bisher in fast allen bedeutenden Weingebieten Frankreichs gespielt haben.

Goldhochzeit in Yquem - ed. Fayard

Ihr Held ist der Verfasser eines berühmten Weinführers namens Benjamin Cooker, dem Namen nach wohl nicht ohne Absicht seinem amerikanischen Kollegen Robert Parker verwandt, vielleicht gekreuzt mit Michel Rolland und Hercule Poirot, der die spannenden Fälle zusammen mit seinem Assistenten löst.


In Flagranti auf der Romanée-Conti, ed. Fayard


Leider habe ich selber noch keinen der Bände gelesen. In einem Interview mit einem der Autoren erfuhr ich, dass die Titel bereits in zahlreiche Sprache, darunter Englisch, Spanisch  und Japanisch, übersetzt sein sollen und auch schon Verhandlungen für eine baldige Verfilmung laufen.

Sollte sich ein deutscher Verlag dafür interessieren, würde ich mich gerne als Übersetzer zur Verfügung stellen - es wäre eine gute Methode, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden!

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4 février 2007 7 04 /02 /février /2007 10:13
Gerade erhalte ich wieder den monatlichen Newsletter, den Jean-Pierre Mascaron von Collection Privée tire bouchon (privatsammlung von Korkenziehern) regelmäßig verschickt.

Obwohl ich selber nicht zu den Sammlern gehöre (jedenfalls nicht zu den Korkenziehersammlern...), fasziniert mich seine ausführlich gestaltete und illustrierte Webseite seit dem ersten Besuch.



Sie ist übersichtlich und gut gegliedert, jeder Navigationspunkt bietet neue Aus- und Einblicke in das Thema, viele grundsätzliche Informationen sind nicht nur in Französisch, sondern auch in Englisch erhältlich - und der Newsletter ist eben immer wieder eine wahre Fundgrube und ein Augenschmauß.

Schauen sie doch einfach mal hinein.

Und für Hinweise auf vergleichbare Seiten aus dem deutschen Sprachbereich bin ich natürlich dankbar!

Viel Spaß!

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3 février 2007 6 03 /02 /février /2007 15:19
Während draußen nach einer kurzen, willkommenen Kältewelle der Winterschnitt weitergeht, wobei die Minustemperaturen der letzten Woche den Reben endlich zur dringend notwendigen Winterruhe verholfen haben (im Dezember „weinte“ das Rebholz noch während des Schnitts), nutze ich das ruhige Wochenende, um mich wieder ein wenig im Internet umzusehen.

Der Artikel eines Winzerkollegen aus Frankreich, der erfreut vom Rekordabsatz eines seiner Weine in Japan berichtet, nach dem die Flasche in einem Manga erwähnt wurde,  hat mich nach weiteren Informationen zu diesem Thema suchen lassen.

Wenn ich von der Begeisterung und Treue meiner japanischen Kunden auf die Sensibilität und die Entwicklungsfähigkeit des japanischen Marktes schließen kann, so scheint mir auch diese Form der Publikumsinformation durchaus geeignet, um einen ersten Anstoß für neue Verbraucherschichten zu geben.

Ich bin selber mit dieser Publikationsform nicht sehr vertraut – selbst die hier in Frankreich sehr verbreitete Kultur der „bande déssinée“ (des Comics) hat mich nie voll in ihren Bann ziehen können – ich mag immer noch eher Bücher mit viel Text, um meine Fantasie anzuregen.

Immerhin ist es mir auf diese Weise aufgefallen, dass in Deutschland inzwischen im Rahmen der Diversifizierung der Krimi-Literatur und ihrer regionalen Varianten der Weinkrimi sich wachsender Beliebtheit erfreut. Selbst der Tourismus hat das Thema Crime and Wine für sich entdeckt.



Auch ich habe mir, angeregt vom Angebot in der Kölner Bahnhofsbuchhandlung beim Umsteigen auf Deutschlandreise, schon den einen oder anderen Vertreter dieser Kategorie „reingezogen“ und natürlich vor allem die „fachlichen“ Grundlagen der Handlung genossen.



In unserem täglichen Winzerleben gibt es etwas weniger Leichen, auch wenn ich mir durchaus bewusst bin, dass mit zunehmender Konkurrenz und immer neuen technischen Möglichkeiten, sich den marktgerechten Tropfen mit möglichst geringen Betriebskosten zurechtzumischen, der kriminellen Energie unlauterer Kollegen überall auf der Welt kaum Grenzen gesetzt sind.



Aber natürlich kenne ich in meinem persönlichen Bekanntenkreis niemanden, für den das gilt – und ansonsten spricht man darüber  auch nicht, wie schon der Winzerblogger in einem seiner letzten Beiträge feststellte.

In Frankreich findet man übrigens kaum „Polars“ also romans policiers, die das Thema behandeln. Vielleicht wird es jetzt beliebter, nachdem auch hier die Verfilmung von Peter Mayles „Ein gutes Jahr“  durch Ridley Scott angelaufen ist, die neben dem üblichen provenzalischen Lokalkolorit auch das Thema des „Garagenweins“ noch einmal vulgarisieren könnte.




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3 décembre 2006 7 03 /12 /décembre /2006 18:04
Auch in diesem Jahr war die Weinernte in Lisson wieder eine recht polyglotte Veranstaltung. Da es sich um eine Ernte in auseinander liegenden Etappen handelt, bei der die verschiedenen Rebsorten jeweils bei optimaler Reife eingebracht werden, lohnt sich keine feste Erntemannschaft, die sich über 4  bis 5 Wochen für nur 4 bis 5 Erntetage bereithält, sondern wir bringen die Trauben mit der Hilfe unserer Freunde und Nachbarn ein.


Der erste Erntetag ist immer dem Pinot Noir gewidmet. Der Spätburgunder, wie er ja in Deutschland heißt, ist hier im Languedoc eine ganz frühreife Rebsorte, die weit vor allen anderen roten Sorten reift und es auf beträchtliche Öchslegrade bringt – vor allem, wenn, wie in Lisson, nur hochqualitative Klone ausgesucht wurden und auf den eher kargen Böden bei erhöhter Pflanzdichte im Winter so kurz zurück geschnitten werden, dass die Ertragsmenge in den meisten Jahren auch ohne „Grünernte“ in sehr bescheidenem Rahmen bleibt.



Leider war hier der größte Schaden durch unsere eifrigsten Abnehmer, die Wildschweine, zu verzeichnen. Das frustrierte die freiwilligen Helfer fast noch mehr als uns, die wir den Anblick abgefressener Trauben inzwischen schon fast gewohnt sind und gelernt haben, dass es auch nichts mehr nutzt, bei diesem Anblick in Tränen auszubrechen.... Von Zeit zu Zeit wird zwar einer der Schuldigen von den hiesigen Jägern erlegt, angesichts der großen Menge dieser Kreuzungen zwischen Wild- und Hausschwein, die vor Jahren ausgesetzt wurden, um die bescheidenen Bestände zur Freude der immer zahlreicheren Jäger (in Frankreich gilt die Jagd seit der Revolution als „Bürgerrecht“) zu erhöhen, ist das aber ein Tropfen auf den berühmten heißen Stein.



Das Exemplar auf dem Bild wurde im übrigen innerhalb des Elektrozauns, den wir um den Berg gezogen haben, erwischt.


Nach Pinot ist meist Merlot an der Reihe, dicht gefolgt von der Terrasse mit Côt (auch als Malbec bekannt).

Dann folgen meist zwei bis drei Wochen Pause, in denen regelmäßige Gänge durch den Weinberg und Verkostung der Trauben helfen, den idealen Reifezeitpunkt für die beiden Cabernetsorten, Franc und Sauvignon, zu bestimmen. Hier benutze ich zwar auch die Oechslewaage, die in Frankreich Mustimètre heißt, verlasse mich aber fast noch mehr auf den Geschmack der Trauben und die Farbe und Konsistenz der Kerne, die leicht braun sein sollten und zwischen den Zähnen knacken sollten, um später dem Weine keine unreifen Tannine zu vermitteln.

Unsere letzte Rebsorte, die oft erst im Oktober geerntet wird, ist der Mourvèdre, sein Reifezyklus gleicht dem des einheimischen Carignan, er ist der längste. Zum Glück sind die Trauben nicht so empfindlich wie andere Sorten. Auch ein paar Regenstürme, wie sie hier im September immer zu erwarten sind, können den relativ dicken Traubenhäuten wenig anhaben. Und auch hier zeigt sich immer wieder der Vorteil eines rigorosen Schnitts und natürlicher Düngung, die  zu viel üppige Vegetation, die dann schlecht trocknen würde, vermeiden helfen – und auch die Hanglage im Wind verhindert Staunässe und hilft, gesundes Traubengut auch ohne häufiges Spritzen zu erhalten.

Auch in diesem Jahr wurde die Reihenfolge wieder eingehalten – beinahe hätte ich da noch unseren Petit Verdot, diese fast vergessene Bordeauxsorte vergessen, der normalerweise den Mischsatz der Echelles de Lisson komplettiert. Da er seinem Namen „petit“ Ehre macht und wirklich nur winzige Beeren an laschen Trauben liefert, die gerade mal 2 oder drei Kisten füllen, habe ich ihn in diesem Jahr zwei Tage vor dem Mourvèdre ganz alleine geerntet – im Clos des Cèdres, der Arena, in der man sich immer weit weg vom Rest der Zivilisation fühlt, so still kann es hier sein.

An den anderen Erntetagen klang es fröhlich Deutsch – Englisch – Französisch durcheinander.




  

Vielen Dank noch einmal an Dean, Nathanael, Adelaide, Blanche, Fabrice, Heiner und Anja, die unsere „Stammmannschaft“ von Lisson jeweils rechtzeitig und effizient ergänzt haben. 3 Sprachen, 4 Nationalitäten, Künstler, Handwerker und Lehrer, Frührentner und Lebenskünstler – eine bunte Mischung, wie jedes Jahr – und ein Hoch auf die Freundschaft, die all unsere Helfer jedes Jahr wieder zusammenführt!

Thank you! Merci und Danke!


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23 novembre 2006 4 23 /11 /novembre /2006 16:34


Leider gibt es immer noch keine Fotos vom Rebschnitt in Lisson – es ist zu schwierig, sich selbst aufzunehmen und dabei gleichzeitig die Rebschere in der Hand zu halten. Aber dank des immer noch schönen Herbstwetters konnte ich schon mit dem Rebschnitt für den Mourvèdre, die « späteste » Rebsorte von Lisson, beginnen und komme für meine Verhältnisse gut voran.

Dabei muss ich zugeben, dass ich keinen Rebschnittwettbewerb gewinnen würde. Ein gut geübter Winzer schneidet hier im Schnitt (hm, fast doppelt gemoppelt) mindestens 650 Rebstöcke täglich. Da ich keine 40 ha zu schneiden habe, nehme ich mir gerne meine Zeit bei der Arbeit, liebe es, jeden Stock genau in Augenschein zu nehmen, bevor ich ihm seine zukünftige Form gebe, bei der ich genau die Zahl der Triebe, die er in der neuen Saison tragen wird, bestimme und damit auch die Zahl der Trauben. Das bestimmt schließlich die Menge und damit auch die Qualität der zukünftigen Ernte.

Dazwischen richte ich mich auch gerne einmal auf um die Landschaft rings um mich zu bewundern – das entspannt den Rücken und erinnert mich immer wieder daran, warum ich mein Stadtleben gegen das Leben in diesem wilden Landstrich getauscht habe.

Mourvèdre, Pinots, Petit Verdot und Merlot werden als Gobelet (Becher) geschnitten. Die ersten drei Sorten mit 3 Armen, auf denen ich jeweils einen Zapfen mit einem freien Auge lasse. Der Merlot, wie die Cabernetstöcke, die auch in Becherform sind, behält 4 Zapfen.

Die anderen Rebsorten (Cabernet Franc, ein Teil des Cabernet Sauvignon und der  Côt) auf den schmalen Terrassen der « Échelles de Lisson » (« Leitern »), werden auf Draht geführt und als Kordon (cordon de Royat)  mit zwei horizontalen « Armen » geformt, auf denen ebenfalls kurze Zapfen geschnitten werden.

« Die selbe Geste wird 20 000 bis 25 000 mal pro Hektar wiederholt...  Beim Rebschnitt führt der Winzer 4 bis 5 Schnitte mit der Rebschere pro Stock aus. Eine lange, mühsame, aber ausschlaggebende Arbeit im Weinberg." 

Ich weiß nicht mehr, bei welchem Journalisten ich diese Sätze gefunden hatte – aber er hat wohl noch nie in seinem Leben selber eine Rebschere gehalten und einen Rebstock beschnitten, sonst hätten ihm die Zahlen nicht so durcheinander geraten können.


Wenn alles nur so einfache wäre ……….  Selbst mein „idealer“ Stock, (ein Mourvèdre im Becherschnitt mit Armen, also 3 Zapfen mit einem freien Auge) erfordert schon 6 Schnitte mit der Rebschere – und das auch nur, wenn die Stöcke im Frühsommer gut von ihren spontanen Seitentrieben und allen Doppelaugen gesäubert worden sind....

Im Mittel sind wohl eher 10 Schnitte nötig, bei alten Rebstöcken der Sorte Œillade (Cinsault) habe ich auch schon bis zu 28/30 Schnitte gezählt, da hier die Geiztriebe und Wasserschosse fast nicht einzudämmen sind.

Und so verdoppeln oder verdreifachen sich die oben angegebenen 20 000 bis 25 000 Schnitte leicht, vervierfachen sich gar, je nach Rebsorte, Pflanzdichte, Stockaufbau, gewünschter Erntemenge. Es ist also eher davon abzuraten, vor Beginn des Winterschnitts nach dem Fall der letzten Blätter im Weinberg solche Rechnungen anzustellen, wenn man sich nicht gleich die Moral durch zu große Zahlen verderben möchte.

Recht anschauliche Zeichnungen über Aufbau und Schnitt von Reben finden Sie übrigens hier.


In Französisch hatte ich sogar eine Studie über all die Schmerzen, die sich der Winzer beim Rebschnitt zuziehen kann, gefunden – auf deutschen Seite wird eher die Winzerlunge als Berufskrankheit angeführt.


Im Winzerblog gab es im vorigen Herbst einen Artikel.


Wen noch mehr Details interessieren, findet hier eine ganze Reihe von Artikeln, bis hin zu einer ausführlichen Studie über die Auswirkung maschinellen Rebschnittes – ja gibt’s alles schon!

Und für die Leser, die ihre französischen Sprachkenntnisse auffrischen wollen, hier ein paar interessante Seiten aus den Blogs französischer Winzerkollegen :

Francis aus der  Champagne

Emmanuelle und Laurent in der Provence

Emmanuelle trägt übrigens auf den Bildern ein ähnliches Modell einer elektrischen Rebschere, wie ich es auch benutze. Seitdem sind mir die Symptome der "Winzerschulter" und des "Winzerarms" wiedet etwas fremder geworden.

Jean-Paul aus dem  Roussillon

und André Moulière vom  Pic Saint Loup


Ein besonderer Spaß, wie ich finde nicht nur für Winzeraspiranten, ist der « Virtuelle
Rebschnitt », den Professor Blaich von der Universität Hohenheim ins Internet gestellt hat.

Mit diesem kleinen Programm kann man mehrere Jahre Wachstum eines Rebstocks simulieren und ihn selber in Form bringen – für mich ein „Komputerspiel“, das mir weit sympathischer ist, als alle egoshooters .

Und wenn ich wirklich mal entnervt bin und Dampf ablassen muss, ist es immer noch besser, ich mache meinem Rebstock am Bildschirm den Garaus, statt in der freien Natur meines Weinbergs, wo er länger brauchte, um sich von einer solchen Attacke zu erholen.









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21 novembre 2006 2 21 /11 /novembre /2006 13:33
Bevor hier endlich wieder neue Nachrichten aus Lisson erscheinen, schon einmal vorweg rechts auf der Leiste ein paar Bilder, die unseren diesjährigen, wirklich goldenen Herbst illustrieren.

Die letzten Früchte wurden geerntet, das alljährliche Kastanienfest in Olargues, das auch dem "Vin Nouveau" gewidmet ist, den es inzwischen gut 3 Wochen vor dem Beaujolais Nouveau überall in Frankreichs Weinanbaugebieten gibt, zog wieder viele Menschen an, die sich die kalten Finger an den mit brio und etwas zu hohen Flammen frisch gerösteten Maronen in ihren traditionellen Tüten aus Zeitungspapier wärmten.

In den Wäldern lockten ungeahnte Mengen von Pilzen die Sammler in Massen an, Sorben, kleine, birnenförmige Früchte, die man aber erst nach längerer Lagerung essen kann, gab es dieses Jahr genug für ihre vierbeinigen und zweibeinigen Freunde - und wie jedes Jahr erfreuten die  gleichzeitig an den Bäumen hängenden Blüten und Früchte des Arbousiers (auf Deutsch sehr anschaulich "Erdbeerbaum" genannt) die Spaziergänger.

Und natürlich ist das Spektakel der sich nach und nach einfärbenden Kastanienwälder, die hoch bis fast an die Felsgrenze der gegenüberliegenden Berge heranreichen, ein besonderer Augenschmauss - sei es nun im Licht der aufgehenden Sonne oder im Schein der untergehenden, die den Bergen noch ein zusätzliches Relief vermittelt.

Caroux und Femme Couchée waren so wieder meine bevorzugten Motive - ehe die ersten Fröste und starker Nordwind (Tramontane) die letzten Blätter von den Ästen vertreiben und auch den wilden Wein an der Fassade von Lisson endgültig in die Winterruhe schicken.

Für uns beginnt der neue Zyklus wieder mit dem Rebschnitt - aber davon ein andermal mehr.


 

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31 décembre 2005 6 31 /12 /décembre /2005 20:53
Hinter der leicht staubigen Vitrine des kleinen Ladens Nr. 5, rue Laplace, ist es schwierig, sich zwischen Regalen, Kartons und Kisten mit Flaschen und dem kleinen Tresen durchzuschlängeln, ohne etwas um zu stoßen.


Claire, die nette junge Dame, die den Empfang betreut, nimmt meine Personalien auf, kontrolliert, dass ich auch wirklich angemeldet bin und weist mir dann den Weg hinab in die Unterwelt der Grains Nobles, der „edlen Beeren“, in die man über eine Wendeltreppe gelangt. In einem alten Gewölbekeller, dessen Steine von allen Handystrahlen wohltuend abschirmen, wird gleich die Verkostung beginnen.


Ich wähle einen Platz nahe dem Podium, am anderen Ende des Saales, so, wie man es mir geraten hatte und nehme mir die Zeit, die übrigen Weinliebhaber zu beobachten, die an dieser Ausnahmeverkostung zum Jahresende teilnehmen werden.

Der Herr am Platz mir gegenüber gibt seiner Freude Ausdruck, dass mit mir ein weibliches Element an der Verkostung teilnehmen wird, das ist wohl nicht immer der Fall. Nun, der Abend wird ihn noch weiter überraschen: je mehr sich der Saal füllt, umso höher wird der Anteil des weiblichen Geschlechts, und bald gehe ich in dem Drittel der Teilnehmer, das wir am Ende bilden, fast unter. Was mich aber noch mehr überrascht und erfreut, ist der Hohe Anteil von Weinliebhabern unter – na sagen wir mal – 35. Ich gehöre ja schon lange nicht mehr zu dieser Gruppe, aber das gibt Hoffnung für die Zukunft des Weins – und verweist mein Vorurteil, dass so Prestige beladene Weine, wie die des heutigen Abends, in erster Linie von älteren Liebhabern umschwärmt werden.

Die Atmosphäre ist freundlich, sogar herzlich, zufällige Tischnachbarn stellen sich einander vor und so erfahre ich, dass der Herr zu meiner Linken extra aus den USA angereist ist, einer von schräg gegenüber aus Bordeaux – ich habe also nicht einmal das Privileg der weitesten Anreise. Ich würde am liebsten meine kleine informelle Umfrage weitertreiben, um auch über die 20 anderen Gäste mehr zu erfahren, ich bin halt von Natur aus neugierig, aber dann halte ich mich doch zurück.

Auf den Tischen vor uns ein weißes Platzdeckchen aus Papier mit Kreisen, für die 6 Gläser, ein Spucknapf und die Liste der Weine des heutigen Abends:

Domaine de la Romanée-Conti, Bourgogne, Jahrgang 2002

Echezeaux – Grand Echezeaux - Romanée Saint Vivant – Richebourg – La Tâche – Romanée-Conti


Drei Herren nehmen schon auf dem Podium Platz, der in der Mitte meint scherzend, er sei heute Abend aber besonders gut eingerahmt und ich profitiere von dieser entspannten Stimmung, um – ganz vom Blogger-Virus gefangen – die Erlaubnis für ein Gruppenbild einzuholen.



Der Charme des Herrn in der Mitte überzeugt mich sofort und ich bin sehr zufrieden, als ich erfahre, dass es sich um Aubert de Villaine, einen der Mitbesitzer des Gutes handelt. Ich lasse mir erklären, dass zu seiner Rechten Bernard Burtschy gerade sein Laptop aufgeklappt hat, auf dem er seine Notizen nehmen wird und zu seiner Linken Michel Bettane, dessen Anblick mich immer noch leicht erröten lässt, wenn ich an die Anekdote aus den Anfangszeiten unseres Weinguts denke, die ich verspreche, meinem Tischnachbarn nach der Verkostung zu erzählen...

Das Publikum ist inzwischen vollständig versammelt (23 Personen) und Aubert de Villaine eröffnet den Abend mit dem „Film“ des Jahrgangs 2002 in Burgund:

Wie so oft typisch für Burgund, folgte auch in diesem Jahr nach einer Periode, in der sich die Natur eher von ihrer feindlicheren Seite gezeigt hatte eine Wendung zum Guten und das Zusammenspiel beider führte dann doch noch zu einem guten Jahrgang.

Der Austrieb der Trauben war früh und sehr großzügig, aber eine regnerische Periode Anfang Juni hatte eine starke Verrieselung zur Folge. Eine neue Schönwetterperiode um den 10. Juni herum ließ andere Weinstöcke noch später austreiben und führte zur Entwicklung sehr großer Trauben.

So wurde schon relativ früh klar, dass alles auf zwei verschiedene Erntetypen hinauslaufen würde:

a)    einen mit den edleren Gewächsen der alten Rebflächen mit kleinen Trauben, geringer Ertragsmenge und einem schönen Gleichgewicht
b)    einen von den größeren Stöcken, an denen fettere Trauben eine reichere Ertragsmenge ankündigten.

An den Stöcken des Typus a schien das Klima im Juli und August, mit den abwechselnden Perioden von Regen und Sonnenschein im richtigen Augenblick, die Häute der Beeren abzuhärten, so dass sie den Herbst bei perfekter Gesundheit erreichten. Trauben des Typus b zeigten schon Ende August Spuren von Fäulnissporen, die bei anhaltendem Regen zur Katastrophe geführt hätten – aber das dann einsetzende sonnige Wetter, das bis zum 15. Oktober anhielt, rettete den Einsatz.

Ab dem 3. September schritt die Reifung schnell voran und man konnte eine Steigerung um 1 bis 2° pro Woche messen. Es wurde also beschlossen, am 20. September mit der Ernte zu beginnen und in den folgenden 10 Tagen Trauben mit einem potentiellen Alkoholgehalt von 12,8 bis 13° Volumen einzubringen.

Die Ernte ging in zwei Schritten vonstatten: zunächst die alten Rebstöcke des Typus a mit ihren feinen, perfekt gesunden Trauben, und 3 Tage später die Trauben des b-Typus, nicht ganz so gesund, also mit viel mehr Sorgfalt auszulesen. Sie wurden letztendlich hauptsächlich für die Erarbeitung des Vosne Romanée 1er Cru  verwendet.

Neben den Jahrgangseinflüssen, gibt es noch einige generelle Regeln, die vor allem die Qualität der Trauben beeinflussen.

Die Domaine wird seit 1985 nach den Prinzipien des biologischen Anbaus bewirtschaftet, unter anderen beraten von Claude Bourgignon, der uns im übrigen davon erzählt hatte, als er 1990 nach Lisson kam, um unsere Bodenanalysen durchzuführen.

Diese biologischen Methoden führen zu einem Reifevorsprung der Trauben, der bis zu einer Woche betragen kann, Grund dafür ist vermutlich auch das Fehlen von zu dicken Ablagerungen von Spritzmitteln auf den Blättern, die die Fotosynthese zur Zuckerentwicklung behindern.

Die Weinberge sind sehr dicht bepflanzt, im Mittel 10 000 Stöcke pro Hektar und werden so geführt, dass die durchschnittliche Ertragsmenge zwischen 27 und 30 hl/ha liegt (Davon kann ich in Lisson nur träumen – ein Dreifaches meiner Erträge beim Pinot). Die Weinpflanzen stammen aus einer internen Selektion des Gutes, von heute 60 verschiedenen Klonen, die aus dieser Selektion hervorgegangen sind, hofft man, für die Zukunft auf 100 bis 120 verschiedene Klone aufstocken zu können, um so die Diversität der Biomasse zu erhalten. „Inzwischen kennen wir uns da aus, heute haben wir alle Elemente unter Kontrolle, um Fortschritte zu machen. Selbst ein Gut wie das unsrige hat noch Spielraum, um besser zu werden.“ (dixit AdV)

Natürlich hängt die Arbeit auf dem Gut auch von der Qualität der Mitarbeiter ab. 30 Personen sind ganzjährig beschäftigt, die Qualität der Erzeugnisse aufrecht zu halten. Für den Rebschnitt kann aber selbst hier nicht das Prinzip des spätmöglichsten Schnitts (nichts ist so gut, wie der Schnitt im März) voll beachtet werden, da das noch mehr Personal und Koordination erfordern würde.

Die Böden, die in den 50ger Jahre ziemlich heruntergewirtschaftet worden waren, haben sich inzwischen dank der Verwendung von Kompost aus geschreddertem Rebholz, Trester und 25% Mist, der alle 3 bis 4 Jahre in moderaten Mengen von 2 bis 3 Tonnen pro Hektar ausgebracht wird, wieder erholt.

6 bis 7 Hektar der Domaine werden sogar nach biodynamischen Prinzipien bearbeitet, aber die Erfahrungswerte zeigen bisher noch keine Überlegenheit der so erarbeiteten Produkte im Vergleich zu den „nur“ biologisch angebauten.

Es ist ein Grundprinzip, so wenig wie möglich auf die Trauben einzuwirken, denn „sobald man bei dieser Qualität von Traubengut zu viel tut, senkt man die Qualität“ (AdV)

Die Weinbereitung, die nach einer vom Jahrgang bestimmten Auslese erfolgt, findet in einfachen Behältern statt und ist auch so wenig eingreifend wie möglich. Auch die Entscheidung darüber, wie weit die Ernte entrappt wird, hängt ganz vom einzelnen Jahrgang ab. Es ist erstrebenswert, dass der Beginn der Gärung in den ganzen Beeren stattfindet „die Gärung sollte nicht erst ‚im Wein’ stattfinden“.

Jede Lage erzeugt ihre spezifischen Hefen, aber die Gärungen liegen meist sehr dicht beieinander.

Der Ausbau erfolgt in neuen Barriques mit mittlerer Tastung. Das Holz für die Fässer wurde lange Zeit vor seiner Verarbeitung sorgfältig ausgewählt, wie für die Korken und den Flaschentyp später ist auch hier schon alles „maßgeschneidert“.

Die Flaschenabfüllung erfolgt auf sanfte Art.  Für die Weine aus 2002 erfolgte sie im Februar und März 2004, während des Ausbaus erfolgte nur ein einziger Abzug. Je nach Lage und Zahl der Fässer erfolgt die Abfüllung entweder pro Fass (was manchmal zu einem leichten Unterschied zwischen den Fassabfüllungen innerhalb eines Weines, ja, nach Michel Bettane, sogar zu Unterschieden zwischen dem Beginn und den Ende einer einzelnen Fassabfüllung führen kann) oder in Gebinden von 5 Fässern in einem Tank, hier kann die Abfüllung dann homogener und nur mit Schwerkraft erfolgen.

Zu den aktuell in Angriff genommenen Arbeiten gehört die Etablierung der „Zurückverfolgbarkeit“ des Weins, vom Fass über die Flasche bis hin zum Verbraucher – eine Maßnahme, die ebenso dem Schutz des Gutes vor unerwünschten Wiederverkäufern  dient, wie der Information des Endkunden.

Und während uns all diese Informationen gegeben wurden, der „Film“ ablief, wurden uns nach und nach die Gläser, die wir vorher mit einem „kleinen“ Burgunder ausgespült hatten, gefüllt.

Für mich war es ein besonderes Vergnügen, Aubert de Villaine zuzuhören, zumal er auch bereitwillig und ausführlich auf alle gestellten Fragen antwortete. Ich hatte nicht erwartet, an der Spitze eines so berühmten und fast mythischen Gutes eine so geradlinige, einfache und zugängliche Persönlichkeit zu finden, stolz nur auf sein Produkt – und auch das in einer Form von Understatement, die aber die Liebe zum Wein und die aufmerksame Fürsorge in allen Details für die Gewächse nicht übertünchte – eben  ein echter, großer Winzer.

Nun aber zu meinen Verkostungsnotizen. Sie sind recht knapp, echte Bewunderung und Geschmacksvergnügen führen bei mir eher zu großer innerer Zufriedenheit als zu aufgeregtem Wortschwall. Das werden vermutlich andere Teilnehmer, wie Bernard Burtschy oder Michel Bettane an anderer Stelle ausführlicher veröffentlichen. Aber ich werde Ihnen doch meine Notizen in Kurzform wiedergeben:

Echezeaux 2002 : 4,5 ha, Lagenname La Poullaière.

Farbe : helles Rubinrot, Duft : wie eine sehr schöne Blumenseife, Geschmack : erneut Frucht und Blumen, gute Säure, sehr fein.
Kommentar vom Podium:  « wäre gerne eine Konkurrenz für die anderen, schafft es aber nie – das nennt man eben Terroir. »

Grands Echezeaux 2002: von den beiden Flaschen, die für die Verkostung geöffnet worden waren, hatte leider die, die auf unserer Seite des Saales serviert wurde, ein Korkproblem (keinen Korkschmecker!). Daraus ließen sich die eher animalischen Noten, die in dieser Entwicklungsphase noch nicht typisch für den Wein sein sollten, erklären.
« Sehr diskret, fein, hält sich noch zurück.»

Romanée Saint Vivant 2002: dieser Wein kommt von einem Hügel mit tiefgründigerem Boden, bis auf eine kleine Felsbank im Untergrund. Der Wein ist ziemlich blass in der Farbe, etwas pfefferiger im Geschmack als die vorhergehenden – eine gute Dichte bei aller Transparenz.



Richebourg 2002 : 3,5 ha der 8 ha die diese Appellation umfasst. In der Farbe mit etwas mehr orangenen Tönen, im Duft kräftiger, im Geschmack dichter mit mehr Säure
« sehr aristokratisch im Abgang» - « jedes Jahr findet man die gleiche Persönlichkeit bei jedem der Weine, aber immer mit einem anderen Gesicht».

La Tâche 2002 : 6 ha. Pfefferiger noch als seine Vorgänger, Kraft und Dichte. « Noch in sich selbst verschlossen». Für mich in sehr « grüner » Eindruck, wie das Parfum frischen Heus. Altert noch langsamer.

Romanée-Conti 2002: 5 548 Flaschen, (unsere Flasche trägt die Nummer 4 827) 1,8 ha (= 23 hl/ha). Im Duft ein sehr reines Fruchtaroma, im Geschmack anhaltend komplex, pfefferig, leicht grün, sehr lang im Abgang.



Nachdem ich die letzten drei Weine der Reihe verkostet habe, fällt es mir schwer, die ersten der Serie unbeeinflusst neu zu kosten. Sie fallen für mich zu sehr ab – normal, schließlich ist das Bessere der Feind des Guten, wie man hier so schön sagt...  Aber für mich ist an diesem Abend im Vergleich der Unterschied in der Intensität so groß, dass sie mir platt, ohne genügend Biss erscheinen.



Wenn ich nachträglich meine Notizen lese, bedauere ich, dass ich nicht mehr Fragen zur Weinbereitung gestellt habe, den Unterschieden zwischen der Behandlung der Crus, dem Ort der Weinbereitung, denn die wenigen Elemente, die ich habe, erklären meiner Meinung nach nicht die so deutlichen Unterschiede – es ei denn, man erklärt alles mit dem Terroir-Effekt.

Auch ein Blick auf die geologischen Karten, wie sie z.B. James E. Wilson in seinem Buch « Terroir – Schlüssel zum Wein » liefert, kann mich nicht voll überzeugen. 

Jedenfalls verlasse ich diese Veranstaltung mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht, zufrieden, dabei gewesen zu sein, mit dem Eindruck, Mitmenschen getroffen zu haben, die begeisterungsfähig und sympathisch sind, so wie eine große Persönlichkeit der Weinwelt und sehr interessante Weine, die Lust machen, mich wieder etwas näher mit den roten Burgundern  zu beschäftigen, um irgendwann besser zu verstehen, welchen Anteil Winzer und Terroir beim Entstehen großer Burgunder nun haben.

Mein großzügiger Gastgeber und ich beenden den Abend in einem sympathischen kleinen Restaurant ganz in der Nähe: Le Petit Prince de Paris, 12 rue Lanneau. Das Menü ist gut, die Atmosphäre angenehm – aber es fällt uns schwer nach dem, was wir gerade verkostet haben, einen Wein aus der Karte auszuwählen...  Schließlich entscheide ich mich für einen Chinon von Charles Jouguet, dessen Taninstruktur und Geschmacksfülle ich normalerweise sehr liebe – aber auch ihm fiel es an diesem Abend schwer, unsere verwöhnten Geschmacksknospen zu überzeugen.

Danke, Eric, für dieses mehr als nur schöne « Weihnachtsgeschenk »!












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30 décembre 2005 5 30 /12 /décembre /2005 19:33
24 Stunden in Paris – mein diesjähriges „Weihnachtsgeschenk“ – schon vor dem Fest genossen, aber die Freude hält noch an – und da geteilte Freude bekanntlich doppelte Freude ist, werde ich etwas ausführlicher darüber berichten – zumal es in erster Linie natürlich um Wein ging.

Obwohl mich Paris an diesem 16. Dezember genauso grau, windig und feucht empfing, wie mich Düsseldorf verabschiedet hatte, war schon die Fahrt im Taxi vom Gard du Nord zu meinem Hôtel am Panthéon ein großes Vergnügen. Nach vorweihnachtlich belebten Straßen und Gassen in den großbürgerlichen Häuserschluchten, die Fahrt über den Place du Louvre mit seiner Glaspyramide und die Seinebrücke – die engen Gassen des Rive Gauche, Erinnerungen an lange Fußmärsche an milderen Tagen durch dieses Viertel und schließlich Ankunft Place du Panthéon im 5. Arrondissement – das Gebäude verschwindet aus meiner Perspektive fasst hinter einer Hecke aus Weihnachtsbäumen, die mich irgendwie an Macbeth erinnern – das kommt wohl vom Wetter.



Mein Zimmer ist noch nicht bereit, aber jetzt gewinnt die Neugier Oberhand über die Reisemüdigkeit und ich stelle nur schnell mein Gepäck in die Lobby und wage mich dann raus in Wind und Regen.

Zwei Ecken weiter und schon stehe ich auf einer belebten Straße voller kleiner Läden, die, wie in vielen Vierteln von Paris abseits der Grand Boulevards, eher an eine rührige Kleinstadtstraße als an die Kapitale mit dem großen K erinnert. Es ist die rue Saint Jacques, die dieses den Universitätsinstituten gewidmete Viertel durchquert. Ich beschließe, nicht in einem Restaurant zu essen, sondern lieber ein paar Kleinigkeiten für einen improvisierten Imbiss im Hotelzimmer zu kaufen, der Magen und Gaumen vor der großen Verkostung am Abend bei Grains Nobles nicht zu sehr belastet. In einer Fromagerie – einer kleinen Käsehandlung, wie man sie so wohl nur in Frankreich findet – gibt es sogar das berühmte Pain Poilâne, echtes Brot – wie mich hier mein deutscher Chauvinismus sagen lässt – und dazu eine so große Auswahl an Rohmilchkäsen, dass die Qual der Wahl die Entscheidung wieder schwer macht. Schließlich lasse ich mir eine Ecke Brie de Meaux, bien fait, abschneiden, damit ist mein leibliches Wohl bis heute Abend schon garantiert.

Und einige Schritte weiter, wo ich vor dem Nass unter der Markise eines islamischen Buchladens Schutz suche, fällt mein Blick sofort auch auf das ideale Geschenk für meinen Gastgeber des heutigen Abends, der mich mit seiner Einladung zur Verkostung hierher gelockt hat. Für einen solchen Weinliebhaber, was könnte man besseres finden, als diese große, mit poetischen Fotos und unzähligen Kalligraphien versehene Ausgabe der 40 besten 4zeiler des persischen Poeten Omar Khayyâm über Sein und Nichtsein, die Liebe und den Wein. (Leider finde ich hierzu keinen Link, der auf eine gute Übersetzung ins deutsche verweist, die Beispiele, die es gibt, scheinen mir nicht angemessen – schade).



Immer noch rue Saint Jacques, auf dem Rückweg zum Hotel, entdecke ich einen Weinhändler, „Les Caves du Panthéon“ wie auch anders in dieser Nachbarschaft und eine Tafel, auf der mit Kreide eine Verkostung für später am Nachmittag angekündigt wird: Weine aus Bandol an der Côte d’Azur, also ist das Programm für die paar Stunden, die mir bis zum Abend bleiben, schon gemacht.

Endlich im Hotelzimmer gibt es aber erst mal ein heißes Bad (wir haben kein Bad und kein fließend heißes Wasser in Lisson, es handelt sich also um ein seltenes Vergnügen!)

Dann kommt mein gutes Lagiol zur Geltung, um Brot und Käse genüsslich zu verspeisen – ein bisschen Lektüre – die neue französische Übersetzung von Khayyâm ist wirklich fantastisch – und schon geht’s gestärkt wieder hinunter zum Weinhändler um die Ecke.

Der Winzer des Tages ist Raynald Dellile von der Domaine de Terrebrune in Bandol.  Er hat drei Jahrgänge zur Verkostung mitgebracht: 2001, 1998 und 1995.



Alle drei sind, wie typisch für die Appellation Bandol, hauptsächlich mit der roten Sorte Mourvèdre erarbeitet. Hier bildet sie 80% der Cuvées, ergänzt durch Grenache und Cinsault.
Die Trauben werden entrappt, was es dem 2001 erlaubt, schon relativ weicher einher zu kommen, als unsere Lisson Weine des Clos des Cèdres. Der Ausbau erfolgt in Fudern, für mich gibt das immer eine typische Geschmacksnote, die nichts mit den Taninen von Barriques zu tun hat und die man noch häufig auch in Weinen aus dem Languedoc findet. 2001 muss auch an der Côte d’Azur ein Jahrgang mit guter Reife gewesen sein,  der Fruchtcharakter der Trauben ist sehr präsent und es bleibt sogar noch ein leicht süßer Nachgeschmack in der Kehle.  Der 1995ger zeigt sich gut ausbalanciert, ein Wein, der schon reif in der Flasche ist, komplex im Geschmack und erstaunlich fein, für einen Mourvèdre. Ich kann ihn mir gut als Begleiter bei Tisch vorstellen. Aber meine persönliche Vorliebe trifft der 1998ger, ein Wein noch voller Kraft, weniger ausgeglichen als der 1995, aber schon mit weiter entwickelten Aromen und mehr Pfeffer als der 2001.



Der Winzer wundert sich über meine detaillierten Fragen über Weinbereitung und Arbeit im Weinberg – und ich muss zugeben, dass ich nicht nur beruflich damit zu tun habe, sondern eben auch gerade die Mourvèdretraube in unserem Weinberg in Lisson kultiviere. Ich weiß nicht, ob seine Ungläubigkeit, dass es noch anderswo als in Bandol und Spanien Weine aus dieser Traube geben kann, nur Koketterie ist oder wirklich Wissenslücke.

Am nächsten Tag kommt ein weiterer Winzer aus Bandol hierher, Château Pibarnon würde mich natürlich auch sehr interessieren, die letzten Weine dieses berühmten Guts, die ich getrunken habe, stammten aus dem Jahrgang 1989 und waren 10 Jahre später hervorragend.  Ein anderer Stil als mein Lieblingsbandol von Chateau Pradeaux, aber eben auch ausgezeichnet.

Jetzt habe ich noch eine Stunde Zeit, um meine Geschmacksnerven von den Gerbstoffen des Mourvèdre zu erholen – ich hätte vorher daran denken sollen, schließlich kenne ich das Problem von zu Hause, vor allem nach einer Fassverkostung der Clos des Cèdres...

Ich suche mir ein Bistro und finde schnell das Café de la Nouvelle Mairie, rue Fossés Saint Jacques, dass durch die Scheiben einfach und gemütlich erscheint. Welche Überraschung, beim Eintritt zu entdecken, dass es hier eine schöne Auswahl an Weinen gibt, die auch glasweise angeboten werden. Auch hier eine Tafel, auf der mit weißer Kreide die aktuellen Angebote aufgeführt sind. An den Wänden humoristische Plakate und Bilder rund um den Wein. Wenn es nicht darum ginge, jetzt den Mund frei zu spülen, würde ich gerne das eine oder andere Glas verkosten.



Aber langsam wird es nun Zeit, mich dem Ziel meiner Reise zu nähern. Auf der anderen Seite der Place du Panthéon, in einer kleinen Gasse, finde ich schnell den Weinhandel von Grains Nobles, 5 rue Laplace, wo mich die einmalige Verkostung der Weine des Jahrgangs 2002 der Domaine de la Romanée Conti erwartet.





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15 décembre 2005 4 15 /12 /décembre /2005 00:00

Paris-Köln mit Thalys

Kleine Panne nach dem Start: die heiß ersehnte und mit einem1. Klasse Ticket bezahlte Steckdose liefert keinen Saft. Auf  Nachfrage bei der freundlichen Hostess wird mir mitgeteilt, dass ich auf den Kontrolleur  warten muss, der allein das Geheimnis des kleinen Knopfes kennt, auf den man in einem solchen Fall drücken muss.

Leider werden wir diesmal ausnahmsweise zwischen Paris und Brüssel nicht kontrolliert.
Erst in Brüssel taucht einwichtiger Herrin den mausgrauen Farben von Thalys auf, dem ich mein Anliegen mitteilen kann- und kurze Zeit später verkünden ein sonores Spannungsgeräusch und ein rotes Lämpchen an der Steckdose neben meinem Knie, dass das magische Knöpfchen gedrückt worden ist.

Aber diesen kleinen Fehler kann ich doch schnell verzeihen, denn das kleine Klapptischchen wird für das  Tablett des am Platz servierten und im Preis einbegriffenen Mittagessens gebraucht. Und da häufig die erster Klasse Tickets günstiger angeboten werden, als die regulären Preise der 2. Klasse, wird jeder verstehen, warum  ich nur noch 1. Klasse reise und mich auf eine kurzweilige Benutzung meines Schlepptops freue.

Dazwischen bleibt auch noch Zeit für einen kurzen Blick aus dem Fenster, der je nach Landschaft auch mal länger ausfallen kann- aber auf der Fahrt von Paris nach Köln lohnt das nur auf der Strecke durch die Ardennen, der Rest ist – vor allem bei grauem Himmel – doch zu trist und flach und eintönig, das „platte land“ eben.

Zum Mittagsmenü (kaltes Fleisch mit Sauce, einer Beilage und kleinen Gemüsen, einem Stück Camembert, Butter und einer Mischung aus französischem Baguette und deutschem Brötchen, belgischem Tafelwasser und immer einem schmackhaften Dessert, gibt es eine reiche Auswahl an Getränken. Nachdem ich mich beim ersten Mal mit Tafelwasser zufrieden gegeben hatte, war ich diesmal fest entschlossen, den Wein zu testen.  Immerhin gibt es drei Sorten in kleinen Fläschchen mit Schraubverschluss zur Auswahl. Neben Weißwein, locken zwei rote, die als Bordeaux und als Cabernet Sauvignon angekündigt werden.  Kurz entschlossen entscheide ich mich für Cabernet Sauvignon (und stelle mir im Stillen die Frage, was ich mir dann unter einem „typischen“ AOC Bordeaux vorzustellen hätte).

Und siehe da, es handelt sich um einen „Eindringling“ – kein Vin de Pays d’Oc, sondern ein weit gereister Wein vom Cap:

Kloof en Berg – South African Ruby Cabernet – wine of  Origin Breede River Valley, 14°

schallt mir vom Etikett entgegen.



Unter einem pastellig gemalten Bild eines Herrenhauses vor Felsmassiv und umrahmt von Rebzeilen, geht die Poesie noch weiter:

Beauty of the Cape Dutch architecture with the curling white gables of its houses scattered thought the Arcadian country side.

All das “Product of the Republic of South Africa”, aber immerhin “Selected, imported and bottled by Paul Sapin at F-71090 D – France.

Immerhin scheint Herr Tannenbaum der Hoflieferant der Eisenbahngesellschaft zu sein, denn auch die beiden Bordeauxweine stammen aus seiner Abfüllung, unter dem fantasievollen Markennamen „James Deschartrons“ kommen der rote und der weiße Bordeaux ,die schamhaft ihren Jahrgang verschweigen, als AOC daher, allerdings in der Sprache Shakespeares verraten, dass sie Schwefel enthalten (contains sulphur).



Und jetzt kann ich mich nicht länger davor drücken, hier muss jetzt meine erste Verkostungsnotiz der Reise folgen.

Nun, rot war er, der Cabernet Sauvignon vom Cap, rubinrot sogar, wie auf dem Etikett versprochen – also eher die Farbe eines klassischen Pinot. Er muss für seine 14° nur sehr kurze Zeit auf der Maische verbracht haben. Das wurde dann aber sehr wahrscheinlich durch Zugabe von fruchtigen Hefen Typ englische Bonbons (die runden kirschroten Dinger, die ich als Kind immer mit Begeisterung von ihrem Holzstäbchen ablutschte, na gut, dünner, aber trotzdem aufdringlicher  Geschmack von Cassis ), ausgeglichen. Für mich hätte es auch durchaus einer der vielen ununterscheidbaren Carignan, Grenache, Cinsault aus einer Kooperative des Languedoc sein können – aber auch Merlot ist mir schon mit diesem Einheitshefengeschmack begegnet. Trinkbar, „ohne Fehler“ vermutlich, aber auch ohne jede Persönlichkeit. Schade, von einem so weit angereisten und offensichtlich sonnengereiften Herrn hätte ich zwar keine Wunder, aber durchaus etwas mehr Charakter erwartet.

Ein gutes Beispiel für die Ursachen der gegenwärtigen Absatzkrise französischer Massenweine: woanders wird genauso industriell und standardisiert gearbeitet, aber vermutlich eben doch soviel billiger, dass sich die weite Reise bis zur Abfüllanlage des Herrn Sapin lohnt – zumindest für diesen.

Den weißen AOC Bordeaux aus dem gleichen Haus, den man mir freundlicherweise für das Foto gab und dann auch noch schenkte, werde ich auch noch probieren, versprochen – aber nicht mehr heute!






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Unser Blog soll Ihnen die Gelegenheit geben, rund ums Jahr an den aktuellen Arbeiten auf unserem kleinen Gut in Südfrankreich teilzunehmen. Unsere Webseite stellt uns zwar bereits in drei Sprachen vor, aber wie viele Webseiten, ist sie eher statisch aufgebaut. Ein Blog  (es gibt ihn schon in Französisch: hier) erlaubt hingegen, viel spontaner, aktueller und auch weitläufiger über das, was wir tun, was uns bewegt und wofür wir uns sonst noch interessieren, zu schreiben.

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