750 grammes
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14 juillet 2013 7 14 /07 /juillet /2013 08:57

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"Genussbuch
bedeutet, dass es sich nicht zwingend um ein Kochbuch oder Ähnliches handeln muss. Genuss liegt in so vielen Momenten und Dingen unseres Lebens verborgen, dass Du auch gerne über einen berauschenden Opernführer schreiben kannst."

So heißt die Aufforderung bei Arthurs Tochter, der ein Bücherwurm wie ich natürlich nicht wiederstehen kann.

 

Und dazu ist heute schon der letzte Tag - ich hab's mal wieder nicht geschafft, rechtzeitig an den Start zu gehen. Dafür gibt es Entschuldigungen, bin erst vorgestern aus Deutschland wieder hier in Lisson eingetroffen und habe sozusagen noch den "Jetlag" zu verdauen, die Post zu sortieren und zu reagieren, die Tomaten im Garten neu hochzubinden, die dank fleißigen Gießens meiner Dorfnachbarn die herrschende Hitzewelle einigermaßen überstanden haben, den Weinberg zu belaufen, um zu sehen, ob die Winzerin da nicht auch arg gefehlt hat... . ja, und natürlich auch die Küchenvorräte erst mal wieder aufzufüllen ... und mich auch etwas auszuschlafen....

Aber es ist eben auch noch bis kurz vor Mitternacht Zeit, meinen Beitrag zu leisten, zu dieser wunderschönen Sommer-Blogger-Aktion - also ab an die Bücherwände und noch mal aussortiert, worüber ich berichten könnte, wenigstens ein paar von meinen Genusslieblingen sollten bis heute Abend noch vorgstellt werden.


Jörg Utecht und  Christoph Raffelt haben schon zwei Lieblinge meiner Krimikochbücher behandelt, die kann ich mir also sparen (und ich hab sie noch, die antiquarischen Ausgaben der von ihnen genannten Bücher :-) ),also werde icheuch nichtnoch einmal  den Cavalho von Wasquez Montalban oder die Rezepte aus den Krimis von George Simeon vorstellen. Babettes Fest, das ich auch schon für eine vergangene Weinrallye rausgesucht hatte, findet man bei Pimpi-Mel-la - und sicher gibt es noch andere Überschneidungen mit Ideen, die mir durch den Kopf gingen und Büchern, die in meinen Regalen stehen, bei den zahlreichen Mitbloggern, die ich noch nicht entdeckt habe..

Tja, aber was wähle ich jetzt aus, aus dem reichen und gemischten und überall auf den mehr oder weniger improvisierten Regalen verteilten Schätzen meiner kulinarischen Büchersammlung?

Bücherregale
Die ist nämlich überall verteilt, in schwindelnder Höhe fast unter der Decke im Atelier, da brauche ich den Feldstecher oder die große Leiter, um ein verschwundenes kleines Bändchen zu entdecken ... oder auch ganz unten, hinter dem dicken Lesesessel - manches auch vermutlich in der zweiten Reihe hinten im tiefen Standregal.... von den irgendwann zur Nachschlagen benutzten Bänden, die auf diversen Stapeln in den Leseeckchen auf und unter Tischchen oder Fensterbänken landeten und dann noch denen, die an liebe Freunde ausgeliehen gerade gar nicht mehr im Haus sind, gar nicht erst zu reden....

Und genau zu dieser Sorte scheint ein weiterer Kandidat meiner "Lieblingsgenussbücher" zu gehören, das kleine Bändchen mit dem schönen Titelbild auf dem Umschlag, das mich schon über 40 Jahre begleitet:

Spoerri.jpg

Gastronomisches Tagebuch. Itinerarium für zwei Personen auf einer ägäischen Insel. Nebst einer Abhandlung über den oder die Keftedes.
Spoerri, Daniel - cuoco secreto.
Published by Luchterhand, (Neuwied Berlin) , 1970

Mein Exemplar hat schon etwas eingerissene Ecken am Umschlag, zahlreiche Umzugskisten, diverse vollgestopfte Regale und vor allem häufiges Lesen haben ihre Spuren hinterlassen. Und da ich jetzt hier - wegen momentaner Unauffindbarkeit - nicht aus dem Inhalt zitieren oder gar das namensgebende Rezept für die Fleischbällchen kopieren kann - eine kleine Erinnerung an die Zeit, als dieses Buch in meiner Bibliothek landete ...

Meine Sammlung von Kochbüchern hat natürlich lange Zeit vor der rund um den Wein begonnen. Dafür gibt's eine ganz einfache Erklärung: als ich mit 20 zum ersten Mal geheiratet habe, konnte ich gerade das berühmte harte Ei kochen, aber selbst  die damals für ein sonntägliches Familienessen so unverzichtbaren Salzkartoffeln veranlassten mich, in meinem ersten Basiskochbuch für junge Hausfrauen, das uns zum Glück jemand zur Hochzeit geschenkt hatte, nachzuschlagen - zum Glück stand auch das mit den Kartoffeln drin....

Es folgten lange Jahre der Ernährung (oder des Abfütterns) in der Hochschulkantine, aufgeheitert von Spaghettis aus der Miracoli Packung (an besonderen Tagen angereichert durch eine Dose Büchsenchampignons) ... immer im Bemühen, die notwendigen Essenszeiten durch möglichst angeregte Gesprächspartner zu würzen, um sich nicht zu sehr auf den Tellerinhalt konzentrieren zu müssen...

 

... bis ich eines Tages meine Freunding Erika Tischer traf, 15 Jahre älter als ich, aber ebenfalls noch Studentin, Mikatze hieß das damals, nach den amtierenden Kuiltusminister, aber auch schon Mutter zweier Kinder und verheiratet mit einem Fotografen, in deren Haushalt sich das "tout Düsseldorf" der damaligen Zeit - zumindest das zwischen Kunstakademie und Kunstahalle - die Klinke in die Hand gab.


Hier lernte ich zum ersten Mal wunderschön improvisierte Essen zu 8 oder 10 um den runden Tisch kennen oder auch von Zeit zu Zeit Empfänge für 40 Personen, auf denen die Tische unter den verschiedensten Gerichten - ebenso köstlich wie auch oft exotisch - fast zusammen brachen  - immer alles mit hervorragender Logistik und einem Minimum an finaziellem Einsatz organisiert und zubereitet. In diesen Jahren bei und mit Erika habe ich gelernt, meine Angst vor größeren Gesellschaften zu verlieren und dass eine gute Inspiration durch diverse Lektüre, eine gute Intendanz und keine Angst vor Improvisation, die Basis einer gastlichen Küche sein sollten.

In der Zeit fing ich also an, Kochbücher zu sammeln - nicht um sklavisch irgendwelche Rezepte nachzukochen, sonder einfach aus Neugierde und um - wie auf jedem anderen Forschungsgebiet - weiter in die Materie einzudringen. Die Originelleren, in denen es neben - oder oft sogar vor - den Rezepten auch etwas Philosophie, ein paar persönliche Anekdoten oder Informationen zum kulturellen Umfeld, der Geschichte einer Küche zu lesen gab, hatten dabei natürlich für mich den Vorzug. Und Spoerris kleines Bändchen hatte da natürlich immer einen, selten erreichten Vorzugsplatz auf meiner Lieblingsliste.

In diesen Jahren habe ich natürlich auch entdeckt, dass man sich während immer wieder aufflammender Diätperioden à la Brigitte oder bei leerer Kasse gegen Ende  besonders schwieriger Monate  auch schon mit der Lektüre köstlich ernähren, geradezu sattlesen konnte. Nichts lenkt so von einem knurrenden Magen ab, wie mit Spoerri auf seiner griechischen Insel über Keftedes und Hackfleischbällchen zu diskutieren, den Autoren der Weltküchenbände von Time-Life in ferne Länder zu folgen oder sich in die Geschichte der Alimentation zu vertiefen, mit Büchern über die Küche der Römer, das Mittelalter oder die Renaissance.....

Und so schmökere ich auch heute noch gerne in meiner alten, leinengebundenen Ausgabe von Salcia Landmanns Gepfeffert und gesalzen" - Geschichten über Gerichte. Ein streitbares Kochbrevier (Walter-Verlag, Olten und Freiburg im Breisgau 1965), in dem ich so schöne Passagen finde, wie:

"Sauerrahm bei Mark Twain

 
Mark Twain erzählt in seinem Buch 'Tom Sawyer' von einer Mutter, welch weinend berichtet, sie habe ihren Jungen georfeigt, weil sie glaubte, er habe aus der Speisekammer den Rahm genascht. Und dabei habe sie ihn selber am Tag vorher weggegossen, weil er schon sauer war!

 
Man stelle sich nur vor! Die Amerikaner hielten die delikaten saure Sahne für verdorben und schütteten sie weg! Konnten solche Menschen in Küchenhinsicht ernst genommen werden? Es gab mir einen regelrechten Schock." (S.120)"

 

 

oder lese mal wieder das erste Kapitel von Herrmann und Katinka Mostar "Katherlieschens Kochbuch - Was gleich nach der Liebe kommt" Ullstein Verlag Frankfurt 1970.


"Zum Neuen Jahr der alte Brauch
Daß es zum Neujahrstag einen Schweinebraten gibt, ist eine alte, gute Sitte, denn das Schwein ist das Sinnbild des Glücks, der Stärke und der Fruchtbarkeit seit Wotans Zeiten; daß es aber heute fast immer ein Braten vom zahmen Schwein zu sein pflegt, ist zwar keine schlechte, jedoch eine ziemlich neue und wenig sinnvolle Sitte; unseren Altvorderen wußten es noch besser und aßen zu Neujahr nur Wildschwein. Denn das Wildschwein alleine ist das wahre Symbol für Glück, Kraft und Liebe: wer es dereinst im harten Kampf erlegte, bekam die Hand der Schönsten im Land; die Heldenkraft des Achilles rührte daher, daß er mit Wildschweinleber aufgezogen wurde, und der weltbewegende Busen der  schönen Helena daher, daß sie viel Frischlingsfleisch aß - es stärkt nämlich nicht nur zu schwache Brüste, sondern es mindert auch zu großes. Temperament in der Liebe, hingegen erzeugt das Fleisch des weiblichen Wildschweins Lust und sinngemäß bringt es denn auch Kindersegen; ja, selbst die Kugel, die es tötete, hat Heilkraft: wenn ihr sie in eurem Neujahrsbraten findet, sol egt sie unter eure Zunge, und sie wird euch vor Zahnschmerzen bewahren. So jedenfalls lehrten die alten Ärzte; die neueren Zahnärzte lehren das nicht, aber sie sind Partei." (S. 13)

Und wenn man, wie ich,jedes Jahr seine Trauben aus dem Weinberg tonnenweise im Rachen von Wildschweinen verschwinden sieht, kann man ja auch nur die alten Bräuche wieder herbeiwünschen - und diesem amüsanten kleinen Rezeptbuch eine Neuauflage.

Und so könnte ein Streifzug durch meine Kochbuchsammlung jetzt noch stunden- und tagelang weiter gehen... aber es ist ja schon der letzte Tag der Blogaktion - und dies ist ja auch ein Wein-und kein Kochblog...


... obwohl, wenn man als Winzer Vin de "très bonne" Table auf seine Etiketten schreibt, hofft man natürlich auch, dass dieser Tisch auch gut gedeckt mit köstlichen Speisen ist, damit die Weine einen ihnen angemessen Rahmen finden :-).

Wenn dieser Artikel - trotz fehlender Rezepte und Hochglanzillustrationen - jetzt den einen oder anderen Leser und Kochblogger dazu anregt, auch mal in Bücherwühlkisten und Nachlässen (oder schlicht im Internet) nach in der Aufmachung weniger attraktiven, dafür aber durchaus gehaltvollen Genussbüchern aus der grauen Vorzeit des vorigen Jahrhunderts, aus der ich auch selber stamme, zu stöbern, so werdet ihr nicht nur dabei meist eure Scheckkarten entlasten, sondern da durchaus Bereicherndes und Kurioses finden - und sicher auch das eine oder andere Rezept, das vielleicht Gnade findet oder Erinnerungen weckt. Und auch sehen, dass Kritik an den Zutaten und denaturierten Lebensmitteln (wie der berühmten Milch, die auch vor 50 Jahren schon nur noch selten zu Sauerrahm mutierte - bevor im Siegeszug von Crème Fraiche auch die deutschen Molkereien eine neue Marktlücke entdeckten) immer schon von guten Köchen iund Genussmenschen geübt wurde!

So, und jetzt ab mit dem Artikel auf den Blog - damit ich endlich Zeit habe, alle Eure schönen, toll illustrierten Artikel zu lesen :-)!

Die gesamte Liste aller an der Aktion teilnehmenden Blogs mit den weit über 100 besprochenen Büchern und den Links zu den in der letzten Woche erschienenen Artiken findet ihr übrigens hier auf Facebook.




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Unser Blog soll Ihnen die Gelegenheit geben, rund ums Jahr an den aktuellen Arbeiten auf unserem kleinen Gut in Südfrankreich teilzunehmen. Unsere Webseite stellt uns zwar bereits in drei Sprachen vor, aber wie viele Webseiten, ist sie eher statisch aufgebaut. Ein Blog  (es gibt ihn schon in Französisch: hier) erlaubt hingegen, viel spontaner, aktueller und auch weitläufiger über das, was wir tun, was uns bewegt und wofür wir uns sonst noch interessieren, zu schreiben.

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Ihre Iris Rutz-Rudel


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