Unser Weingut im Jahreslauf: Winzers Freud und Leid, vom Krieg mit Papieren und Wildschweinen, guten Tropfen, guten Freunden, guten Büchern, guten Ideen und allem, was unser Herz erfreut.
auch wenn es nach so vielen Jahren manchmal so scheint, als sei alles schon einmal... ja eigentlich seit dem ersten Artikel dieses Blogs vor fast 9 Jahren unzählige Male bereits erzählt, beschrieben, fotografiert und hier veröffentlicht worden, so lehrt mich doch jedes Jahr, dass die Arbeit immer wieder neu beginnt und so wie der Wein ja zum größten teil im Weinberg bestimmt wird, nach den Planungen des Winzers, der rodet, pflanzt, auswählt, hegt und pflegt und dabei schon so viele Parameter zur Wahl hat, dass er - wie hier in Frankreich - durchaus als Faktor des so oft zu eingeengt gebrauchten Terroir-Begriffes mit eingerechnet werden kann - so spielt - und das kann jeder nachvollziehen, vor allem das nicht nur allmählich - siehe Klimaerwärmung - sondern oft auch jährlich - wenn nicht gar täglich wechselnde Wetter eine entscheidende Rolle, die es zu beachten/erdulden und manchmal auch zu erleiden gilt - und der Link aus 2010 zeigt, dass da auch der Monat Mai noch durchaus seine Kapriolen schlagen kann.
2014 - nach einem sehr milden Winter, der nur im Dezember des vorjahres einige wenige, leichte Frosttage bereithielt - ist da wieder ein gutes Beispiel. Und auch wenn der Winterschnitt bei recht warmen Temperaturen recht zügig voranging, hat ein eher feuchter Frühling mit kühlen Nächten den Austrieb an unseren Hängen doch noch auf ein normales Maß und Datum zurück gebracht.
Gleiches läßt sich allerding nicht für den Rest der Flora sagen - das Gras war lange nicht grüner, die Vegetation, beflügelt durch die im Boden vorhandenen Wasserreserven und frühsommerliche Temperaturen im April, spriesst mit Macht und es wird Zeit, so schnell wie möglich die Sense zu schwingen - bzw, da sie ja motorgetrieben ist, sie anzuwerfen und in geduldiger und ermüdender Kleinarbeit die Weinstöcke mitten in diesem grünen Meer wieder sichtbar zu machen, damit bald alles wieder so ordentlich aussieht, wie auf den im alten Artikel zu besichtigenden Bildern... und wie sich das Jahr 2014 anläßt, wird das "Alles sauber" wohl dieses Jahr mehrfach erklingen müssen - ein erster Durchgang im Mai - und je nach der weiteren Entwicklung unseres Mikroklimas vielleicht dieses Jahr im Juli schon ein zweites Mal. - Das kostet den Mietsenser Kraft und die Winzerin muss tiefer in die nicht sehr gefüllte Kasse greifen - so viel zu denen, die uns so schnell und 08/15 unsere Betriebskosten vorrechnen wollen - hier wird eben nicht mit der Giftspritze auf schon weitgehend sterilisierten Böden gearbeitet...
Und neben dieser Kraftanstrengung bleibt noch genügend Arbeit für die "kleinen Hände" - les petites mains, wie man hier sagt: die überflüssigen Knospen an den Rebstämmen und schon bald sprißenden Geiztriebe ausbrechen, damit die Kraft des steigenden Saftes sich in den im Winter ausgewählten Trieben mit ihren Fruchtansätzen, die unsere erhoffte Etragsmenge repräsentieren, konzentriert - je nach Wetterlage und Krankheitsdruck zeitnah und möglichst präventiv die wenigen Hilfsmittel einsetzen, die wir uns erlauben: Netzschwefel und Kupferkalk - letzteren in immer homeopatischenen Dosen, um die Akkumulation im Boden und die Blockierung der hilfreichen Mikroorganismen zu vermeiden - und immer wieder der Blick zum Himmel und auf die Wettervorhersage - und die, die ihren Glauben nicht verloren haben, haben sicher auch schon das eine oder andere Mal gebetet, wenn Gewitter- und Hagelwolken am Horizont standen - uns bleibt da nur Daumen drücken...
Aber heute ist der Himmel frisch gewaschen blau über der liegenden Frau gegenüber - also genieße wir den warmen Sonnentag und träumen von einem guten Jahrgang 2014 - vielleicht wirkt das ja als self fullfilling prophecy :-)