Unser Weingut im Jahreslauf: Winzers Freud und Leid, vom Krieg mit Papieren und Wildschweinen, guten Tropfen, guten Freunden, guten Büchern, guten Ideen und allem, was unser Herz erfreut.
Seit der Betreuung der letzten Weinrallye im April herrscht große Ruhe im Blog. Das heißt aber nicht, dass auch im Weingut eine Erholungspause eingetreten ist. Im Gegenteil, wie jedes Jahr um diese Zeit, herrscht Hochbetrieb im Weinberg.
Und dabei spielt natürlich das Wetter, das den Landwirt im allgemeinen und den Winzer im besonderen ja immer beschäftigt, mal wieder eine entscheidende Rolle. Auch die Kollegen können ein Lied davon singen, wie Bernhard Fiedler, mein Kollege aus Österreich. Bei ihm sieht es noch ganz gut aus, auch die Kollegen von der Mosel beschweren sich eher über Spätschäden, die mit der langen Kälteperiode im vergangenen Winter zusammenhängen und noch nicht über aktuelle Schlechtwetterlagen.
Auch in Frankreich findet man seit einigen Tagen Berichte über die Auswirkungen der Kältewelle im Winter, so ist der Austrieb in Burgund in einigen Gegenden arg in Mitleidenschafft gezogen worden.
Die hatte auch zu einem generell im Vergleich zu 2008 z.B. um 2 Wochen verspäteten Start der Reben geführt, den sie aber nach scheinbar endgültigen Einzug des Frühlings im April dann schnell aufzuholen schienen.
Die Baby-Trauben zeigten sich bald, wie hier bei unserem Cabernet Sauvignon, oder auch beim immer frühen Chenin:
Und da der Boden genügend Feuchtigkeit in Reserve hatte, immerhin hatten wir 4 mal Schnee in diesem Winter, startete dann auch die Dauerbegrünung unseres Weinberges voll durch - und macht die Sensearbeit wieder einmal zu einem Wettlauf gegen die Uhr:
Wie immer stand das Gras im tiefgründigsten Weinberg direkt am Fuß des Hügels hinterm Haus am höchsten, also wurde dort miot der anstrengenden Arbeit begonnen - und die Mourvèdre Rebstöcke danken es uns schon:
Aber auch oben am Berg gibt es besonders üppigen Bewuchs im Clos du Curé, also geht die Arbeit dort weiter:
Eine erste Terrasse ist sauber, aber allein vom Pinot gibt es noch 4 weitere - und dann kommen die "Leitern" der Echelles de Lisson dran, ehe es zur Arena des Clos des Cèdres geht - und wahrscheinlich hinterm Haus wieder angefangen werden muss...
Clos du Curé, 1. Terrasse sauber
Was uns mehr Sorgen macht, ist aber ein unerwarteter Kälteeinbruch Anfang Mai - Schnee auf den Bergen gegenüber und kalte Regenstürme im Tal... die Eisheiligen ließen grüßen...
Auch in anderen Weinbaugebieten des Südens, wie im Roussillon, klagen die Winzer über Schäden, die in den sonnenverwöhnten Weinbergen vom bis zu 130 km starken Sturmböen verursacht wurden. Und überall klagen die Kollegen, dass die niedrigen Temperaturen und die hohe Feuchtigkeit wohl wieder zu einem heftigen Kampf gegen die dadurch geförderten Pilzkrankheiten führen werden. Frühe Spritzungen sind angesagt, ob nun mit Pflanzenextrakten, wie bei den Biodynamikern oder im Bioanbau mit Schwefel und Kupferkalk oder im integrierten und konventionellen Anbau (hier oft als "lutte raisonnée" zertifiziert - umweltschonend....) mit systemischen Spritzmitteln, die in die Zellen der Pflanzen eindringen und so auch bei heftigeren Niederschlägen nicht abgewaschen werden können.
Wir hoffen natürlich, dass das Wetter sich wieder wendet und uns ein zügiges Arbeiten im Weinberg erlaubt - heute wurde ich wieder nach zwei Stunden auf dem Berg von heftigen Regenböen hinunter gejagt...gerade noch genug Zeit, um unterwegs eine der schönen Blüten des wilden Knoblauchs zu fotografieren, ehe sie der Sense zum Opfer fällt..
Auch die Tomaten, die ich am letzten Sonntag auf dem jährlichen Pflanzenmarkt in Olargues gekauft habe (wie immer eine bunte Mischung alter Sorten in allen Farben, die ein Biogärtner vorgezogen hat:-), warten jetzt im Garten sehnsüchtig auf Wärme und Sonnenschein...