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9 septembre 2010 4 09 /09 /septembre /2010 10:09
Zum Tag des alkoholgeschädigten Kindes, der in der Presse begangen wird, haben viele Leser in meinen Archives den alten Artikel über Warnhinweise auf Französischen Weinetiketten gefunden, in dem ich von unserer graphischen Gewissenfrage berichtete. Die haben wir inzwischen, etwas diskreter, als 2008 vorgestellt, gelöst - und die letzte schwangere Besucherin im Keller von Lisson vor 2 Wochen wurde von mir auch dringendst auf den Spucknapf hingewiesen und in die möglichst elegante und kleckerfreie Benutzung eines solches eingewiesen.
Nicht, dass ich das so kommentarlos in der heutigen Presse wiedergegebene APF Meldung lächerlich machen wollte. Alkoholmisbrauch ist ein ernstes Problem, und nicht nur für schwangere Frauen...aber die völlig kommentarlose Art der Darstellung, die undifferenzierte Wiedergabe der Statistiken, finde ich nach wie vor eher verdummend als aufklärend.

Hier also zur Feier des Tages noch einmal der alte Artikel - und in guter Pressemanier ohne neue Recherchen und kommentarlos;-):

Vor ein paar Jahren fand ich auf der Jagd nach alten Weingläsern (neben ausgefallenen Kochbüchern und Büchern über Wein meine dritte Sammelleidenschaft) dieses schöne alte Fleißkärtchen bei Monique Ferrat, der freundlichen Dame, die den Laden mit den regionalen Spezialitäten und die Brocante in Olargues betreut.

 


bon point (Fleißkärtchen) Pasteur - Vorderseite

 

Ich weiß nicht, aus welcher Zeit des vorigen Jahrhunderts es genau stammt - ich würde auf die dreißiger Jahre tippen. Die Rückseite zeigt Louis Pasteur, wie Wikipädia richtig sagt, einer der bekanntesten Wissenschaftler Frankreichs, dem nicht nur das berühmten Institut Pasteur in Paris seinen Namen verdankt, sondern der auch wirklich in Frankreich wie ein Nationalheld verehrt wird.

Besonders geschätzt wird er natürlich auch in Winzerkreisen, schließlich entdeckte er als erster die Geheimnisse der Milchsäuregärung und damit der Fermentation, sondern er gewann auch neue Erkenntnisse über die Weinsäure. Der ihm zugesprochene Satz: Der Wein ist das gesundeste und sauberste aller Getränke (der auf dem Bild oben zitiert wird), zierte jahrelang Schilder am Straßenrand von Béziers ob das heute noch so ist, möchte ich angesichts des zweiten Teils dieses Artikels fast bezweifeln...

 


bon point Pasteur - Rückseite

Die Rückseite enthält unter der Überschrift: Nährwert des Wein  eine vergleichende Auflistung: 1 Liter Wein mit 10° Alkohol entspricht dem Nährwert von 900 gr Milch, 370 gr Brot, 585 gr Fleisch oder 5 Eiern.

Daraus schloß das unterzeichnende Nationale Propagandakommité, also so eine Art Marketingsgesellschaft des Weinbauverbandes aus Paris folgerichtig:


Der Wein ist gesund, trinken Sie Wein.


Nun, wie schon hier ausgeführt, war in noch nicht so lange vergangenen Zeiten in Frankreich der Liter Wein vom Familientisch nicht wegzudenken, was eben auch den relativ hohen Prokopfverbrauch jener Zeiten erklärt - ein alltägliches Produkt.

Wenn ich mir die heutigen Preise für die angegebenen Mengen ansehe: zwischen 0,80 und 1,60 € für die Milch  (je nach Qualität), zischen 1 und 3 € für die Eier, zwischen 5 et 15 € für Fleisch (nach oben hier allerdings offen...) und - wie bei meinem Dorfbäcker, um 2,50 € für die gleiche Menge Brot - stelle ich fest, dass all das inzwischen wesentlich teurer ist, als ein Liter Tafel- oder Landwein mit 10° Alc., sei er aus dem Midi oder aus  Bordeaux (wobei ich natürlich nicht von den Primeurweinen spreche:-)).

Aber ich vermute, dass diese Art von Fleißkärtchen in der Pädagogik heutzutage genau so politisch unkorrekt wären, wie eine mit zu positiven Bildern arbeitende Weinwerbung in Frankreich. Gott in Frankreich dürfte vielleicht noch ein Gläschen trinken (wenn er sich dabei nicht werbewirksam fotografieren läßt), Wasser in Wein zu verwandeln würde nicht nur von konkurrenzneidischen Winzern, sondern vor allem von der sehr aktiven Anti-Alkohol-Lobby angeprangert - und für Maria und ihre Schwestern sähe die Sache ganz böse aus.  
Gemäß eines ministeriellen Erlasses vom 2. Oktober 2006, müssen ab dem 3. Oktober 2007 alle Flaschen, die alkoholische Getränke enthalten, mit diesem Logo geschmückt werden:

undefined

oder den folgenden Aufdruck zeigen:
"la consommation de boissons alcoolisées pendant la grossesse, même en faible quantité, peut avoir des conséquences graves sur la santé de l'enfant" - Der Konsum von alkoholhaltigen Getränken während der Schwangewrschaft, selbst in geringen Mengen, kann schwere Konsequenzen für die Gesundheit des Kindes nach sich ziehen -.

Das möchte ich zwar als Aussage gar nicht bestreiten, da es sich aber um einen sehr langen Satz handelt, wäre es nicht einfach, ihn elegant auch noch auf's Etikett zu zwängen, das ja seit dem vergangenen Jahr auch schon den obligatorischen Warnhinweis "enthält Schwefel" aufnehmen musste. 

Also experimentiere ich jetzt auf der Suche nach dem geeignetsten Ort für das neue Logo  auf unseren Etiketten. Manchmal frage ich mich dabei, ob es in Ländern, die nicht der gleichzeitigen Anti-Alkohol-Kampagne wie Frankreich ausgesetzt sind, nicht irrtümlich als Verbot des Getränks für adipöse Personen, deren Body Mass Index  (BMI = Gewicht geteilt durch die Körpergröße zum Quadrat) höher als 30 ist und die zusätzlich noch Pferdeschwanzträger sind, mißinterpretiert werden könnte. .. an Ihre Taschenrechner  - oder dem Link folgen, da wird das für Sie online berechnet!


Hier also als Scoop die ersten Entwürfe für unseren Jahrgang 2006:


nouvelles étiquettes
Wie Sie feststellen, haben wir uns noch nicht entschlossen, ob die abgebildete Person nun links- oder rechtsdrehend repräsentiert werden sollte. Dabei weiss man inzwischen, dass solche Entscheidungen nicht nur für den gesundheitlichen Wert von Joghurt, sondern auch für das Einkaufsverhalten von Kunden in Supermärkten von hoher Bedeutung sind - von den politischen Konsequenzen der Orientierung will ich hier gar nicht erst sprechen...

Da Umfragen aber allgemein sehr beliebt sind, möchte ich meinen Lesern und /oder Freunden unserer Weine aber auch eine Wahlmöglichkeit einräumen:


nach links (...)  oder nach rechts (...)


- kreuzen Sie Ihre Wahl an
- oder hinterlassen Sie einen Kommentar

Natürlich sollten schwangere Frauen über die Auswirkungen ihrer Ernährungsgewohnheiten auf das werdende Kind informiert werden. Das
fetale Alkoholsyndrom (FASD) kann bei starkem Missbrauch  laut Untersuchungen zu Wachstumsstörungen, körperliche Deformierungen sowie geistige und seelische Behinderungen führen. Der Intelligenzquotient der betroffenen Kinder liegt im Schnitt bei 75 (Normwert: 100). Noch gravierender sind jedoch die emotionalen Auffälligkeiten und Verhaltensstörungen, wie z. B. Hyperaktivität, Ablenkbarkeit und Auffälligkeit in der Schule

Je nach Ernährungsgewohnheiten unserer lieben Mütter (oder - für Männer, ihrer Ehefrauen), die während ihrer Schangerschaft noch nicht von einem solchen wirkungsvollen Logo geschützt und gewarnt wurden, sollten wir  ab sofort einmal in uns gehen und evaluieren, welche Schäden dieses ungeschütze Leben uns und unseren Sprößlingen zugefügt hat....

Vielleicht waren Struwelpeter, Zappelphillip und Konsorten immer schon nur die unschuldigen Opfer ihrer Eierlikör oder Pikkolöchen trinkenden Rabenmütter!

 

(Ende des Eigenzitats)

 

und als kleine Ergänzung und Skoop die endgültige Fassung der Dame auf unseren Weinetiketten:

 

frau.jpg

  ....auf denen ich nach wie vor einen Hinweis auf Pestizid- und Herbizitrückstände im Wein für mindestens ebenso wichtig halte, wie diese Art der Warnung - und vielleicht auch für die meisten Frauen  (schwanger oder nicht) für wirkungsvoller - aber da wird uns ja lieber versichert, dass alles unter den schädigenden "Schwellenwerten" liegt - wie auch bei Obst und Gemüse aus konventionellem Anbau - Synergien und Akkumulationen werden nicht untersucht - und selbst die Anreicherung solcher Gifte in der Muttermilch haben noch nicht zu einem Verbot von Nahrungsaufnahme in der Schwangerschaft oder während der Stillzeit geführt...

 

diese Art der "Message on a bottle" wäre aber meiner Meinung nach sinnvoller und wirkungsvoller, weil sie vielleicht durch Reaktionen der Konsumenten zu Veränderungen in der Landwirtschaft führen könnten, die der Gesundheit unserer Kinder mehr Nutzen brächte, als die durchgestrichene Dame.

 


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