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21 septembre 2010 2 21 /09 /septembre /2010 18:54
Die 37. Weinrallye könnte für mich ein Heimspiel sein - Tout Blanc - Weißweine aus dem Süden Frankreich weinrallye-200.jpghat uns Stefan Schwytz vom Blog Baccantus aufgetragen, natürlich immer nach den Regeln, die man bei Thomas im Winzerblog nachlesen kann.

Nun Weißweine gibt es auch hier, selbst wenn man in Deutschland wohl eher mit Midi oder Südfrankreich, von der Provence übers Rhônetal bis zum Languedoc-Roussillon die Vorstellung von Roten verbindet. Und wenn das vor 30 Jahren in meiner speziellen Gegend im Hérault, bis auf den Fischwein Picpoul de Pinet aus der gleichnamigen Rebsorte und die Süßweine aus Muscattrauben, die eine eigene Appellation haben, eher stark oxydierte, wirklich nur von Liebhabern dieser Noten zu trinkende Tropfen aus Maccabeau, Grenache Blanc oder Carignan Blanc waren , so hat sich auf diesem Gebiet wohl am meisten verändert - durch die Einführung neuer Rebsorten, wie Chardonnay als Vin de Pays oder die "Améliorateure", die Verbesserer, die für die zum großen Teil erst neu erschaffenen AOCs Blanc der Region verpflichtend angepflanzt werden mussten: Viognier, Roussanne, Marsanne sollten den Grenache unterstützen oder gar ganz ersetzen. Vorbild waren wohl hier, mangels  eigener Tradition,  die Weißen aus dem Rhônetal, die schon damals eine gute Reputation, auch als Lagerweine hatten.
Da diese Appellationen oft erst 2005 in Kraft traten, hatten aber bis dahin viele, gerade erneuerungswillige Winzer, ihre eigenen Versuche gemacht und Sorten eingeführt, von denen sie glaubten, dass sie auf ihrem Terroir und in unserem Klima besonders gut gedeihen (und für viele: endlich auch ohne Aufzuckerung voll ausreifen) würden.  So gibt es seit Jahrzehnten einen hervorragenden Sauvignon Blanc in Château Coujan, bei Murviel, Daumas Gassac ist ja schon an anderer Stelle bei dieser Weinrallye behandelt worden. Viele dieser Weine fanden auch als Vin de Pays oder gar Vin de Table ihre Liebhaber.
Es gab sogar einen Winzer, der Riesling anpflanzte, in Höhenlage und mit einer Vergangenheit, die es ihm durchaus ermöglicht hätte, zu beweisen, dass diese Rebsorte auch hier zu großem fähig ist. Leider kam er dabei aber mit dem Protektionismus der Els#sser in Konflikt. und musste nach ein paar Jahren das Rebfeld roden, da es strikt verboten ist, diese Rebsorte außerhalb des Elsass anzupflanzen.
Und da das Languedoc auch schon lange ein Einwanderungsland ist, gibt es natürlich auch viele Quereinsteiger oder aus anderen Weinbaugebieten hierher gezogene Winzer. Sonne, relativ günstige Preise für das Land, die Schönheit und Vielfalt unserer Landschaften, all das zog gerade Zuwanderer aus dem Norden an (und tut es noch).  Zahlreich sind die, die zunächst eine Ruine fanden, als Fluchtpunkt für die Ferien, oft war ein Weinberg dabei, den sie zunächst als Hobby pflegten - dann sprang der Virus über- sie wagten den endgültigen Sprung, um ganz dieser Passion zu leben, die sie inmitten der knorrigen Rebstöcke, auf den farbenfrohen Märkten und in der kühle der alten Weinkeller erwischt hatte....
Inzwischen gibt es auch die Investoren, die das Land durchstreifen und ganze Güter aufkaufen, aus Bordeaux, aus den USA, Kanada, oft schon bekannte Namen, die davon profitieren, dass in einer Gegend, die ökonomisch in einer profonden Krise steckt, die Preise im Vergleich zu den berühmten "historischen" Appellationen  nur Peanuts sind - und wo der Boden durch die Pioniere, die zu Dutzenden mit der ersten Welle kamen, schon bereitet ist - sie haben es bewiesen: man kann im Languedoc große Weine machen. 

Die Winzerin, die ich mir für diese Weinrallye ausgesucht habe, gehört zu den Zuwanderern der ersten Stunde.  Hildegard Horat, ursprünglich aus der deutschen Schweiz, kam schon vor mehr als 30 Jahren in diese alte Scheune in Assignan, im Norden von 
Saint Chinian. La Grange des quatres Sous die 4 Groschenscheune, so hieß damals schon diese Ruine mit ihrem von hohen Mauern umschlossenen Innenhof, Stein für Stein war sie von einem früheren Besitzer errichtet worden, der sicher mehr Steine sein eigen nennen konnte, als Sous - und offensichtlich ein zäher Typ war. Aber der Name existierte schon, bevor Brecht eine Oper schrieb, die in Französisch L'opéra des quartre Sous heißt:-).



In den ersten Jahren reisten Hildegard und ihr damaliger Mann noch zwischen der Schweiz, wo Hildegard als Restauratorin in Kirchen auf die Wiederherstellung von falschem Marmor spezialisiert war,  und ihrer Ruine hin und her. Am  Anfang machten sie aus den alten Cinsaultreben im Weinberg  neben dem Haus einen einfachen Roséwein, der wieder in die Schweiz exportiert wurde, um so den Aufbau der Ruine mit zu finanzieren. Hildegard machte - so wie ich später - eine Ausbildung an der Weinbauschule in Béziers mit - einer ihrer Klassenkameraden war Thierry Navarre aus Roquebrun - ein Ausbilder war Daniel Domergue, den einige vielleicht von seinem Clos des Centeilles kennen, bei La Livinière, wo er auch als einer der ersten den Carignan wieder zu Ehren brachte.


Die Bilder, die noch von unserem  großen Fest bei der Hochzeit mit Claude Rudel stammen, zeigen Hildegard  1989 - links auf dem Bild sieht man sogar noch meinen Vater...



Auf dem Tisch schon die ersten Rotweine der Grange, les Serottes, Assemblage aus Cabernet Franc und Syrah, einem insoliten Mischsatz in einem großen Eichenholzfass von 600 l ausgebaut - von einem Schweizer Küfer, der die Front noch mit Skulpturen für sie verzierte - Trauben aus Rebfeldern, die als Lyre erzogen wurden, was noch seltener ist. 

Von den  8 ha, die das Gut heute umfasst, wurden 5 der Garrigue abgerungen - auf einem Kalksteinplateau hinter dem Dorf in 350 m Höhe - ich erinnere mich noch, wie hier riesige Maschinen die großen Steinbrocken zerschlugen - ein mondähnliches Feld... die großen Platten, die aus dieser Rodung stammen, konnten später wieder bei der Renovierung und dem Ausbau des Hauses verwendet werden, als Fensterstürze in den neu geschaffenen Öffnungen.

Aber zurück zu Hildegard, die das Gut seit über zehn Jahren alleine leitet und den Weinen in dieser Zeit ihren ganz persönlichen Stempel hat aufdrücken können - klar, wie zieseliert, voller Kraft für die Roten aus  Syrah, Cot, Cabernet, Mourvèdre, Cinsault und Grenache -  und von einer kaum sonst hier irgendwo erreichten Frische für die Weißen aus  Chardonnay,  Viognier und Marsanne.

Ihr neuer Lebenspartner,  Alioune Diop, hat sicher die Wahl des Namens der Cuvée inspiriert, die ich heute ganz besonders hervorheben möchte:  BU N'DAW , den man auch im Internet, wenn vielleicht auch nicht in Deutschland, findet. (ungefähr 10 €)




Von den einen als  "die Kleine", übersetzt, an anderer Stelle als "der kleine Irvin" handelt es sich hier um einen Weißwein, der auf dem Etikett als erster der Weine des Gutes afrikanische Akzente ins Design integrierte.
Frisch, wie alle Weißen der Grange, mit Noten weißer Früchte und von Zitrusfrüchten, vollmundig, je nach Jahrgang mehr Ähnlichkeit mit einem großen Chenin, als mit einem Weißen aus dem Süden, aber immer überraschend durch die kleine salzige Note im Abgang, die beim Verkoster die Frage nach der Rebsorte spätestens hier aufkommen läßt, ist dieser Wein einer meiner Lieblingsweißen geworden.  Noch ein Beweis? Nun, ich habe keine Flasche mehr im Keller gefunden, um auch den Inhalt uf einem Foto präsentieren zu können - das muss später nachgeholt werden...

Die Lösung des Rätsels: die Rebsorte kommt, wie ihre Winzerin, von weit her: es handelt sich um einen diskret mit petite Arvine angepflanten Weinberg, der Rebsorte aus dem schweizer Wallis, die für ihre hervorragende Säurestruktur bekannt ist, die es eben auch hier unter südlicher Sonne ermöglicht, diese Frische und Gradlienigkeit zu bewahren, die so typisch für Hildegards Weine ist, die die richtige Nase hatte, als sie diese Rebe auf ihre kargen Böden pflanzte, um aus beiden das Beste herauszuholen!
 

Ein Wein, mit afrikanischer Konsonnanz, einer Rebe aus dem Wallis und angepflanzt und vinifiziert von einer Schweizerin im Midi Frankreichs - ich hoffe, meine Wahl findet Gnade vor Stefans Augen, auch wenn es sich für die Gegend wohl eher um einen Außenseiter handelt.  

Und was meinen hauptsächlichen Weißweinkonsum angeht - muss ich noch verraten, dass ich - nostalgisch - voll auf Moselriesling stehe;-)?



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commentaires

H
<br /> <br /> Freut mich zu hören<br /> <br /> <br /> Gruß Harald<br /> <br /> <br /> <br />
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Unser Blog soll Ihnen die Gelegenheit geben, rund ums Jahr an den aktuellen Arbeiten auf unserem kleinen Gut in Südfrankreich teilzunehmen. Unsere Webseite stellt uns zwar bereits in drei Sprachen vor, aber wie viele Webseiten, ist sie eher statisch aufgebaut. Ein Blog  (es gibt ihn schon in Französisch: hier) erlaubt hingegen, viel spontaner, aktueller und auch weitläufiger über das, was wir tun, was uns bewegt und wofür wir uns sonst noch interessieren, zu schreiben.

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Ihre Iris Rutz-Rudel


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