Die Weinrallye # 32 zum Thema Pinot Noir - Spärburgunder ist heute Nacht pünktlich gestartet. Die ersten Beiträge stammen vom Ultes, der in Würtemberg fündig wurde und von Robert, von lamiacuccina, der uns einen Landsmann mit berühmtem Namen vorstellt.
Mit besonderer Freude empfing ich aber auch eben den ersten Gastbeitrag eines Nicht-Bloggers, der aber Weinliebhabern und Weinforumlesern dennoch schon lange kein Fremder mehr ist: Peter Züllig, ebenfalls wie Robert aus der Schweiz (und zeitweise fast ein "Nachbar" hier im Languedoc), erzählt uns von seiner Liebe zum schweizer Pinot - hier sein Beitrag:
"Als ein mit Bordeaux alt gewordener Weinliebhaber hat mich Burgund mit seinem Pinot lange Jahre „kalt“ gelassen. Bis…. ja bis ich dem Pinot zu Leibe gerückt bin. In der Bündner-Herrschaft, einem wunderschönen Weingebiet in der Schweiz, wo hauptsächlich Pinot wächst, bin ich seit mehr als zehn Jahren zum Lesehelfer herangereift.
Der Oktober (Lesezeit in der Bündner Herrschaft) ist seither zu meinem „heiligen“ Monat geworden. Da gibt es nur eines: strammstehen bis der Ruf des Winzers erschallt: „Heute geht’s in den Wingert!“ Meist verteilen sich die Erntetage auf drei Wochen. Also bin ich drei Wochen für andere Dinge nicht zu haben.
Der Winzer, „Prachtstück“ eines „urchigen“ Schweizers, über den der Wein- und Gourmetkritiker Wolfgang Fassbender schreibt „Gian-Battista von Tscharner ist jenes Original, mit dem die Schweiz weltweit werben müsste. Ein knorriger Winzer, gross, schwer und zupackend.“
Durch den Winzer und seine Reben bin ich zum Pinot Noir gekommen, bin ich vom Bordelais ins Burgund gerutscht, also nicht direkt, sondern über die Schweiz.
In der Schweiz – vor allem in der deutschsprachigen Schweiz – werden Pinots gemacht, die sich nicht verstecken müssen. Sie halten mitunter vielen Pinots aus aller Welt stand, sogar „echten“ Burgundern. Der „Gantenbein“ tummelt sich gar in der internationalen Weinszene und macht da vorn sich Reden. Doch es gibt noch andere, durchaus ebenbürtige Winzerinnen und Winzer in der Schweiz, die durchaus ebenbürtigen Spätburgunder machen. Ein paar Namen: Thomas Mattmann, Irene Grünenfelder, Georg Fromm, Christian Hermann, Markus Stäger oder eben Gian-Battista von Tscharner.
Durch meiner eigenen Hände Arbeit bin ich also vom Bordeaux weggerückt und zum Pinot Noir gekommen. Inzwischen habe ich mich sogar ins Burgund gewagt, zur Kultstätte des Pinots. Da habe ich mich wieder in einen Wein verliebt, von einem Winzer, der dem Schweizer von Tscharner in nichts nachsteht, weder in seiner Originalität, noch in seinem Können als Weinmacher: Jean-Marc Morey in Chassagne.
Was mich seither endgültig von der Kraft, der Qualität und dem Genusspotential des Pinot Noir überzeugt, das ist die Sensibilität die ich darin immer und immer wieder finde. Andere nennen es Terroir, ich begnüge mich mit Einmaligkeit. Kein Cuvée à la Bordeaux kann die Feinheiten, die Besonderheiten, die Unverwechselbarkeit eines bestimmten Bodens, eines bestimmten Klimas, eines bestimmten Jahrgangs so gut vermitteln wie der Pinot. Da wird Wein subjektiv, einmalig, persönlich. Der gut gemachte Spätburgunder verträgt kein „Wie immer“, keinen Routinen-Ablauf, keine ausgeklügelte Kellertechnik, meine ich, sondern braucht Sorgfalt und Liebe zur Traube, zur Rebe, zum Wein. Das habe ich bei diesen beiden Winzern kennen gelernt und das finde ich immer wieder, in vielen Weingegenden, die Spätburgunder an- und ausbauen.
Das Gefühl, die Stimmung, die ich an schönen Herbsttagen im Rebberg erlebe – nach getaner Arbeit unter freiem Himmel den Hunger mit einem einheimischen, rustikalem Essen stillen und jenen Wein zu trinken, den wir ein oder zwei Jahre früher in diesem Weinberg gelesen haben – das wiederholt sich immer dann, wenn ich einen Blauburgunder aus dem Keller hole.
Heute zum Beispiel den „Marienfeld“ von Gian-Batistta von Tscharner aus dem Spitzenjahr 2005: Viel Frucht, leicht rauchig, würzig, kraftvoll, herrlich saftig, so, wie nur dieser Wein sein kann, weil nur er aus genau diesem Rebberg kommt und von diesem Winzer ausgebaut worden ist
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Herzlich
Peter