Hier also die versprochene Fortsetzung meiner Begegnungen mit Weinen auf der Rückreise von Deutschland nach Südfrankreich.
Die Reise begann vielversprechend auf der Fahrt mit dem Intercity von Düsseldorf nach Köln. Da das ganze noch vor 7 Uhr morgens stattfand, genoss ich meinen ersten Café im DB Speisewagen (eine angenehme Einrichtung, die es in französischen Hochgeschwindigkeitszügen wie den TGVs leider schon lange nicht mehr gibt).
Ich teilte meine Aufmerksamkeit zwischen dem romantischen Sonnenaufgang hinterm Fenster und der vielversprechenden Weinkarte, deren Inhalt ich leider wegen der Kürze der Fahrt nicht mehr auf die Probe stellen konnte, deren Stil und Gehalt mich als Winzerin aber durchaus erfreuten. Auf Nachfrage bei der freundlichen Kellnerin durfte ich sogar ein Exemplar einstecken.
Namen wie Künstler, Heger, Bassermann-Jordan und Jakob Kühn, angeboten in 0,25l Flaschen zu angenehmen Preisen lassen in weiß und rot schon Lust zum Probieren aufkommen und das Zitat von Hugh Johnson auf der letzten Seite:
„Wine drinkers are attractive and smart, sexy and healthy.“ schmeichelt dem Weinliebhaber.
Die Rheinsilhouette von Köln erfreut immer wieder das Auge und ein kurzer Aufenthalt im Kölner Hauptbahnhof, bei dem man noch den letzten Weinkrimi von Sebastian Henn für die Reise erwerben kann, versüßt den Übergang in den Thalys – diesmal zweiter Klasse, also ohne einen neuen Blick auf die Weine des Monsieur Sapin, die ich Ihnen ja bei einer früheren Reise schon ausführlich vorgestellt habe.
Auch diesmal blieb genug Zeit für einen erholsamen Zwischenhalt in der Big Ben Bar des Train Bleu im Gare de Lyon in Paris. Das gleichnamige Sandwich aus dem unerreichten Brot von Poilâne, schon too big für den kleinen Appetit, konnte ich mit einem Glas Gaillac "Château Adélaïde" blanc begleiten aufmerksam beobachtet vom Kater des Hauses.
Dann ging es weiter mit der Reise drittem Teil: Paris Béziers im TGV. Hier gibt es keinen Platzservice in der ersten Klasse, alle Passagiere teilen sich den eher abtörnenden Barwagen mit wenigen Hockern und vielen Stehplätzen.
Aber selbst hier konnte ich noch eine interessante Entdeckung machen. Seit einiger Zeit wird dort nämlich neben den klassischen kleinen Flaschen Beaujolais von Duboeuf und dem üblichen Bordeaux auch Wein im Glas angeboten. Das „verre prêt à boire“ hebt sich angenehm von der sonst hier herrschenden Plastikkultur ab. Nach einem besonderen Verfahren wird Wein in kleine Gläser abgefüllt und mit einer Abdeckung versehen, die ihn einige Monate vor Verfall schützt.
In drei Farben dekliniert findet man so einen AOC Bergerac rouge, einen Vin de Pays du Comte Toulosan Gamay rosé und einen VdP Côtes de Gascogne Colombard Chardonnay blanc , die das (möglichst selbst mitgebrachte – hier gibt’s kein Poilâne) Sandwich auch am Platz vorteilhaft begleiten.
Marketingstudien haben ergeben, dass diese Form der Präsentation den Weinabsatz erhöht hat, ohne auf Kosten des Verkaufs der klassischen kleinen Fläschchen zu gehen. Offensichtlich spricht sie Kunden an, denen auch 0,25l auf der Reise schon zu viel sind, die so, mit 10cl aber nicht auf ihr gewohntes Glas zum Essen verzichten müssen.
Ich finde, dass sich diese Art der Verpackung wohltuend von den auch schon angebotenen Weinen in Dosen abhebt und bei weitem vorzuziehen ist. Und bei der nächsten Reise mache ich auch den geschmacklichen Selbsttest, versprochen!